Swedish Match Aktie: Übernahme durch Philip Morris – das sollten Aktionäre tun

Zukunft der Tabakindustrie: In der Branche kommt es zur Neuordnung. Es gibt Wachstumspotential. Die Bewertungen sind niedrig. Philip Morris sieht großes Potential und hat den Swedish Match Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreitet. Sollen sie das Angebot annehmen?

Inhaltsverzeichnis

Übersicht Swedish Match Aktie

Datum26. Mai 2022
Zahl der Aktien1.521 Mio. 
Aktienkurs102 SEK – 9,60 EUR
Marktkapitalisierung155.000 Mio. SEK – 14.600 Mio. EUR
Nettofinanzverschuldung13.200 Mio. SEK – 1.200 Mio. EUR
Unternehmenswert168.200 Mio. SEK – 15.800 Mio. EUR
Umrechnungskurs 10,6 SEK entsprechen 1 EUR
ISINSE0015812219

SEK = Kürzel der Schwedischen Krone. Wer die Werte durch zehn teilt, erhält ungefähr den jeweiligen EUR-Betrag.

Update zur Swedish Match Aktie

Zukunft der Tabakindustrie: Die Zigarette ist das am meisten verkaufte Tabakprodukt. Doch risikoreduzierte Nachfolgeprodukte gewinnen zunehmend an Beliebtheit. In der Branche kommt es zur Neuordnung. Es gibt Wachstumspotential. Die Bewertungen sind jedoch nach wie vor niedrig.

Übernahmeangebot von Philipp Morris: Swedish Match ist das führende Unternehmen im Bereich der Nicotine Pouches. Dabei handelt es sich um eine nikotinhaltige teebeutelartige Alternative, die in den Mundraum gelegt wird. Philip Morris sieht großes Potential und hat den Swedish Match Aktionären daher ein Übernahmeangebot unterbreitet.

Das sollten Aktionäre jetzt tun: Die Swedish Match Aktie ist seit unserer Vorstellung im November 2021 um rund 50 % im Kurs gestiegen. Nun haben die Aktionäre die Qual der Wahl: Sollen sie das Angebot annehmen oder nicht? Wir beleuchten die unterschiedlichen Szenarien und geben einen Ausblick, wie es nun weitergehen könnte.

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Zukunft der Tabakindustrie

Auf dem Wachstumskurs

Ein kurzer Hinweis zu Beginn des Artikels: Der Konsum sämtlicher nikotinhaltiger Produkte ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Wir berichten ausschließlich aus einer finanziellen Perspektive. Ob ein Investment in die Tabakbranche aus ethischen Überlegungen für dich in Ordnung geht, musst du selbst mit dir ausmachen.

Viele Anleger schätzen die Tabakindustrie als wenig zukunftsfähig ein. Das liegt an der immer stärkeren Regulierung der Zigarettenindustrie. Angesichts der gesundheitlichen Risiken ist diese Regulierung absolut nachvollziehbar.

Diese Überlegung ist zwar richtig, aber nicht vollständig. Was meinen wir damit?

Werfen wir einen Blick auf den größten Tabakmarkt der Welt, die USA. Dort schauen wir uns die Bevölkerungsschicht der High School Schüler an. Diese sind meistens 14-18 Jahre alt. Damit stellen diese Konsumenten die Hauptzielgruppe der nächsten Jahrzehnte dar.

Anteil der High School Schüler, die in den letzten 30 Tagen Tabakprodukte konsumiert haben

Der Anteil der US High School Students, die Tabak konsumieren, im zeitlichen Verlauf
Bildquelle: Präsentation zum 2021 Annual Meeting of Shareholders, S. 36, Altria.

Siehe da:

  • Zwar ist seit dem Jahr 2011 der Anteil der Zigarettenraucher von 15,8 % auf nur noch 4,6 % gesunken.
  • Gleichzeitig ist der Anteil der Schüler, die irgendeine Art von Nikotinprodukt konsumiert haben, von 2011 bis 2019 sogar von 24,2 % auf 31,2 % gestiegen. Im Jahr 2020 ging der Anteil (vermutlich wegen der Corona-Lockdowns) wieder auf knapp 24 % zurück.

Der Verkauf von Zigaretten wird daher wohl immer unbedeutender werden, bis er eines Tages ganz aufhört. In den USA ist dieser Prozess schon weit fortgeschritten. In den aufstrebenden Ländern dürfte diese Entwicklung erst mit einigen Jahrzehnten Verzögerung eintreten.

Doch das Ende der Zigarette bedeutet nicht das Ende der Tabakindustrie. Die Konsumenten wechseln zu anderen Technologien, statt den Konsum ganz einzustellen. Damit kommt es zur Neuordnung in der Branche. Das Rennen ist eröffnet.

Verschiedene Technologien lösen die Zigarette ab

Nachfolgeprodukte der Zigarette verfügen über folgende Vorteile:

  • Die mit dem Konsum verbundenen gesundheitlichen Risiken sind gegenüber der Zigarette stark reduziert (daher wird auch von „riskreduced Products“ gesprochen).
  • Der Wirkstoff Nikotin wird so freigesetzt, dass die Konsumenten einen schnellen Nikotinschub spüren
  • Bei den Nicotine Pouches (teebeutelartige Päckchen, die in den Mundraum gelegt werden) entsteht keinerlei Rauch oder Dampf. Daher ist der Konsum auch in geschlossenen Räumen möglich (Büro, Flugzeug, Autos). Andere Personen werden nicht beeinträchtigt.

Die 3 zukunftsträchtigen Technologien in Markt für nikotinhaltige Konsumprodukte

Die 3 Plattformen an Risiko-reduzierten Produkten, die die klassische Zigarette ablösen.
Bildquelle: Investorenpräsentation, Mai 2022, Philip Morris.

Aktuell sieht es so aus, dass sich drei verschiedene Technologien als Nachfolgeprodukte der Zigarette durchsetzen werden:

Erhitzer Tabak (Heat-not-Burn): Diese Form der Nikotinaufnahme kommt der klassischen Zigarette am nächsten. Im Gegensatz zur Zigarette wird der Tabak jedoch nicht mehr verbrannt, sondern nur noch erhitzt.

Philip Morris hat mit der IQOS-Technologie die führende Plattform auf den Markt gebracht.

Orales Nikotin (Oral Nicotine): Besonders vielversprechend erscheint die Unterkategorie der Nicotine Pouches. Dabei handelt es sich um kleine Teebeutel, die mit Pflanzen, reinem Nikotin und Aromen gefüllt sind. Die Konsumenten platzieren den Beutel zwischen Lippe und Zahnfleisch. Das Nikotin wird über die Mundschleimhäute aufgenommen. Die Geschmacksrichtungen reichen von Apfel über Minze bis hin zum Partygetränk Cuba Libre.

Swedish Match hat sich, unter anderem mit der ZYN-Marke, einen globalen Marktanteil von 40 %, in den USA sogar von mehr als 66 %, aufgebaut.

E-Zigaretten (E-vapor): Eine nikotinhaltige Flüssigkeit wird von einem Gerät erhitzt und verdampft. Das Nikotin wird über die Atemwege aufgenommen. In den USA hat sich Altria am führenden Unternehmen Juul beteiligt. Konkurrent British American Tobacco holte mit der Vuse-Marke jedoch zuletzt auf.

Im Gegensatz zu den anderen beiden Kategorien kann aktuell noch kein dominierender Player identifiziert werden, wobei sich British American Tobacco in einer vergleichsweise guten Position befindet.

So weit sind die Tabak-Riesen bei der Umstellung des Geschäftsmodells

Alle großen Tabakkonzerne stehen vor der Herausforderung: Wie kann der (zumindest mittelfristig) rückläufige Umsatz im Geschäft mit klassischen Zigaretten ausgeglichen werden?

Blicken wir zuerst auf die aktuelle Lage, um zu erkennen, welches Unternehmen bereits wie weit vorangekommen ist:

Überblick der großen Tabakunternehmen

Umsatzanteil der risikoreduzierten Next Generation Produkte in der Tabakindustrie: Philip Morris, Altria, BAT, Imperial Brands und Swedish Match im Vergleich.
Bildquelle: Eigene Berechnungen mit Daten aus den Geschäftsberichten.

Philip Morris

Das Unternehmen ist der Inhaber der Nr. 1 Tabakmarke der Welt: Marlboro. Philip Morris darf in den USA keine Zigaretten verkaufen. Das Unternehmen ist mit einem Umsatzanteil von fast 30 % im Markt der risikoreduzierten Produkte der Konkurrenz weit davongeeilt. Die Investoren honorieren diese Erfolge mit einem im Branchenvergleich erhöhten KGV von 17. Doch wenn man bedenkt, dass Philip Morris den Gewinn je Aktie um mindestens 9 % jährlich steigern möchte, erscheint die Bewertung nicht wirklich hoch. Zum Gewinnwachstum kommt schließlich auch noch die Dividendenrendite von fast 5 % hinzu.

BAT

Gemessen an der Marktkapitalisierung ist BAT das zweitgrößte Tabakunternehmen der Welt. Die Briten besitzen unter anderem die Lucky Strike-Marke. Der Umsatzanteil der risikoreduzierten Produkte erreicht erst 8 %. Allerdings konnte der Umsatz dieser Produkte im Jahr 2021 um 51 % (!) gesteigert werden. Aktuell holt BAT also mit großen Schritten auf. Wenn das Unternehmen noch einige Jahre auf diesem Erfolgspfad bleiben kann, müsste eine Neubewertung stattfinden. Ab einem Umsatzanteil von 20-30 % im Bereich der risikoreduzierten Produkte sehen wir keinen Grund mehr, warum die Aktie nicht auch mit einem 17er KGV bewertet werden sollte. Das entspricht beinahe einem Verdoppelungspotential – in wenigen Jahren.

Altria

Das Unternehmen ist im US-Zigarettenmarkt stark aufgestellt. Der Marktanteil der Nr. 1 Zigarettenmarke Marlboro erreicht dort über 40 %. Allerdings geht der Zigarettenkonsum in den USA besonders stark zurück. Daher hat das Unternehmen sich am E-Zigarettenhersteller Juul beteiligt. Doch nun droht BAT mit der Vuse-Marke dem Unternehmen in diesem Markt den Rang abzulaufen. Kein Problem, denn bisher wollte Altria von Philip Morris die IQOS-Plattform lizenzieren und auf den US-Markt bringen. Doch mit der geplanten Übernahme von Swedish Match würde Philip Morris selbst in den US-Markt für risikoreduzierte Produkte einsteigen. Dann wären mit ZYN und IQOS gleich zwei der drei Nachfolgeprodukte der Zigarette in der Hand des Konkurrenten. Altria ist unter großem Druck.

Japan Tobacco

Wir konnten bisher keine aussagekräftigen Daten zum Umsatzanteil des risikoreduzierten Geschäfts am globalen Tabakumsatz des Unternehmens finden. Gerne ergänzen wir die Tabelle, falls ein Leser die Daten finden kann.

Imperial Brands

Das kleinste der vier Tabakunternehmen. Mit nur 3 % Umsatzanteil im Bereich der risikoreduzierten Produkte ist das Unternehmen abgeschlagen. Allerdings liegt die Bewertung bei weniger als dem 8-fachen KGV. Wenn das Unternehmen den Gewinn für acht Jahre halten kann und vollständig an die Aktionäre ausschüttet, besteht bereits kein Risiko mehr.

Swedish Match

Neben dem Geschäft mit oralem Tabak verkauft Swedish Match im US-Markt Zigarren. Zigaretten werden vom Unternehmen hingegen bereits seit Jahren nicht mehr angeboten.

Fazit

Je höher der Umsatzanteil im Geschäft mit risikoreduzierten Produkten ist, desto höher fällt die Bewertung am Kapitalmarkt aus.

Das ist nur logisch, denn der Wert einer Aktie ergibt sich aus den erwarteten Cashflows, die an die Aktionäre zurückfließen werden (von heute bis in die Unendlichkeit).

Ab einem gewissen Umsatzanteil an risikoreduzierten Produkten „muss“ die Bewertung steigen, weil die Investoren zunehmend davon ausgehen, dass der Übergang vom Verkauf von Zigaretten hin zu anderen nikotinhaltigen Konsumprodukten gelingen wird. Wenn dies der Fall ist, sprudelt der Cashflow nicht nur einige Jahre, sondern wie bei anderen Unternehmen der Konsumgüterbranche ohne vorhersehbares Ende. Das erlaubt höhere Bewertungen.

Philip Morris ist bereits davongeeilt. Nun geht das Unternehmen den nächsten Schritt: Den Swedish Match Aktionären wurde ein Übernahmeangebot vorgelegt.

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Übernahmeangebot von Philip Morris

Details zum Übernahmeangebot der Swedish Match Aktie

Am 25. November 2021 haben wir unsere Analyse zur Swedish Match Aktie fertiggestellt. Damals notierte das Wertpapier bei einem Kurs von 6,50 EUR. Seitdem ging es um knapp 50 % nach oben:

Kursentwicklung der Swedish Match Aktie, in EUR

Swedish Match Aktie langfristige Kursentwicklung: In der Tabakindustrie können Investoren viel Geld verdienen
Bildquelle: Comdirect.

Der Großteil des Kursanstieges kam durch das Übernahmeangebot von Philip Morris zustande. Doch der Reihe nach:

  • Am 9. Mai erschienen Medienberichte, dass Philip Morris an einem Übernahmeangebot von Swedish Match arbeite.
  • Noch am selben Tag bestätigte Swedish Match die Gerüchte. Das Unternehmen befinde sich in Verhandlungen mit Philip Morris.
  • Am 11. Mai wurde schließlich ein offizielles Übernahmeangebot veröffentlicht.

Details zum Übernahmeangebot von Philip Morris

  • Preis: 106 Schwedische Kronen je Aktie (entspricht etwa 10,00 EUR/Aktie)
  • 100 % Cash (keine Bezahlung in Philip Morris Aktien, reine Barabfindung)
  • Annahmefrist: Bis zum 28. September 2022
  • Abschluss: Erwartet im vierten Quartal 2022
  • Wettbewerbsbehörden: Philip Morris erwartet keine Schwierigkeiten
  • Bedingung: Mindestens 90 % der Aktionäre nehmen das Angebot an

Sofern die Annahmequote unterhalb der 90 % liegt, kann Philip Morris entweder vom Angebot zurücktreten oder die Aktien trotzdem erwerben.

Als Autor dieses Artikels bin ich im November 2021 nach den Recherchen zur Swedish Match Aktie in das Wertpapier eingestiegen. Ich habe mir bei der ING und bei der Comdirect Aktien von Swedish Match ins Depot gekauft.

Bei der ING kann ich bereits entscheiden, ob ich das Angebot annehmen möchte. Das geht wie folgt:

  • am Computer ins Depot einloggen
  • in den Bereich persönliche Einstellungen gehen
  • dort den Bereich Produkteinstellungen auswählen
  • dann auf „Depot“ klicken
  • dort „Depot-Verwaltung“ auswählen
  • zum Bereich „Kapitalmaßnahmen“ gehen
  • das Angebot von Swedish Match auswählen
  • Es öffnet sich folgendes Fenster:
Bildquelle: ING.

In diesem Fenster kann jeder Aktionär die Zahl der Aktien auswählen, die an Philip Morris verkauft werden sollen. Abschließend noch auf „Übernehmen“ drücken und fertig.

Bei der Comdirect habe ich einen solchen Prozess noch nicht gefunden. Das ist jedoch kein Problem, schließlich läuft die Annahmefrist bis zum 28. September.

Der gebotene Kurs entspricht einer Übernahmeprämie von ca. 40 % auf den Kurs vor der Veröffentlichung der Übernahmegerüchte. Doch warum genau ist Philip Morris bereit, einen solchen Aufschlag auf den letzten Kurs zu bezahlen?

Darum will Philip Morris die Übernahme tätigen

Um das herauszufinden, haben wir uns durch die offiziellen Dokumente gearbeitet. Dabei sind wir auf folgende Folie gestoßen:

Swedish Match Aktie: Übernahme durch Philip Morris: Das sind die Vorteile für Philip Morris.
Bildquelle: Investorenpräsentation, Mai 2022, Philip Morris.

Die Überschrift könnte quasi lauten: „Mehr Wachstum, mehr Marge, mehr Zukunft“

Dazu einige Überlegungen:

  • Philip Morris würde künftig gleich zwei der drei führenden risikoreduzierten Technologien unter einem Dach vereinen (IQOS und ZYN).
  • Der Anteil der risikoreduzierten Produkte würde von 29 % auf rund 35 % steigen.
  • Philip Morris könnte die 500 Vertriebsmitarbeiter und 150.000 Verkaufsstellen von Swedish Match nutzen, um über diese Plattform die IQOS-Technologie selbst in den US-Markt einzuführen (bisher war eine Kooperation mit Altria geplant)
  • Damit würde das Unternehmen im Revier von Altria wildern. Altria stünde fast schon abgeschlagen mit der klassischen Zigarette da, während Philip Morris voll angreifen könnte.
  • Weiterhin ist Swedish Match derart profitabel, dass sich zahlreiche Kennzahlen von Philip Morris verbessern würden:
    • Das Umsatzwachstum würde rund einen halben Prozentpunkt zulegen (von 5,0 auf 5,5 % pro Jahr)
    • Das Gewinnwachstum würde rund einen Prozentpunkt zulegen (10,0 statt 9,0 % pro Jahr)
    • Die Gewinnmarge würde steigen
    • Die Cashgenerierung würde um rund 700 Mio. USD/Jahr wachsen
  • Zudem könnte Philip Morris die Produkte von Swedish Match in viele internationale Märkte einführen

Es würde sich das mit Abstand führende Konsumgüterunternehmen im Markt für risikoreduzierte Nikotinprodukte herausbilden. Bereits im Jahr 2025 soll mehr als die Hälfte des Umsatzes mit den zukunftsfähigen Produkten erzielt werden.

Finanzieren möchte Philip Morris das Übernahmeangebot mit der Aufnahme von zusätzlichem Fremdkapital. Die Verschuldung würde nach der Übernahme etwa beim 3-fachen EBITDA liegen, was angesichts der hohen und verlässlichen Cashgenerierung in der Branche noch in Ordnung gehen sollte.

Die Dividende möchte Philip Morris auch nach der Übernahme weiterhin jährlich erhöhen.

Trotz der Übernahmeprämie von rund 40 % würde Philip Morris nur etwas mehr als den 20-fachen erwarteten Gewinn des nächsten Jahres bezahlen. Angesichts der hohen strategischen Bedeutung, des starken Wachstums und der Synergiepotentiale (Markteintritt USA) erscheint das nicht gerade teuer.

Um die Swedish Match Aktie noch besser einschätzen zu können, blicken wir nun auf die jüngsten Quartalszahlen des Unternehmens.

Q1/2022 Quartalszahlen von Swedish Match

In unserem Artikel vom November 2021 haben wir folgende Annahmen zur künftigen Entwicklung von Swedish Match getroffen:

  • ca. 10 % jährliches Umsatzwachstum
  • stabile Gewinnmarge

Im Jahr 2021 ist es Swedish Match gelungen, den Umsatz und Gewinn in allen drei Segmenten (Geschäft mit rauchfreien Produkten, Zigarren, Streichhölzer/Feuerzeuge) zweistellig zu steigern.

Im ersten Quartal 2022 sieht die Bilanz wie folgt aus:

  • Umsatzwachstum: 2 % (bereinigt um Wechselkurseffekte)
  • Entwicklung des operativen Gewinns: -7 % (bereinigt um Wechselkurseffekte)

Worauf ist die schwache Entwicklung zurückzuführen?

  • Gewisse Schwankungen sind bei Quartalsergebnissen in der Tabakindustrie normal (das ist bspw. auf einen erhöhten oder reduzierten Bestand an Inventar bei den Verkaufsstellen zurückzuführen).
  • Das Geschäft mit rauchfreien Produkten ist erneut um 16 % gewachsen
    • Der Absatz im besonders wichtigen Markt für Nicotine Pouches in den USA (ZYN) ist gegenüber dem Vorjahresquartal erneut um 35 % gestiegen. Swedish Match konnte den Marktanteil weiter steigern, er liegt jetzt bei 66,2 %.
    • In Skandinavien konnte Swedish Match gegenüber dem Vorquartal ebenfalls den Marktanteil steigern. Im Mai wurde eine Reihe von neuen, weiterentwickelten Nicotine Pouches Produkten eingeführt.
  • Das Geschäft mit Zigarren ist hingegen um 16 % im Umsatz gesunken
    • Einerseits war das Vorjahresquartal besonders stark (Wettbewerber hatten einen Produktionsengpass).
    • Anderseits hatte Swedish Match in diesem Quartal selbst mit fehlenden Materialen für die Zigarrenproduktion zu kämpfen.

Alles in allem sieht das Management sämtliche mittelfristige Wachstumstreiber intakt. Der Umstieg von der Zigarette auf risikoreduzierte Nachfolgeprodukte habe erst begonnen.

Das sieht übrigens auch Philip Morris so: Man traut der Kategorie der Nicotine Pouches in den nächsten fünf Jahren 30-40 % jährliches Wachstum zu!

Die besonders wachstumsstarken Nicotine Pouches machen nun schon 42 % des Umsatzes im Segment der rauchfreien Produkte aus. Im Vorjahresquartal sind es erst 31 % gewesen.

Blicken wir abschließend noch auf zwei Statistiken zum US-Geschäft mit den Nicotine Pouches:

Das Erfolgsprodukt ZYN von Swedish Match setzt sich immer mehr durch. Auch deshalb möchte Philip Morris das Unternehmen übernehmen.
Bildquelle: Investorenpräsentation, Q1 2022, Swedish Match.

Diese Grafik zeigt, wie viele Dosen des ZYN-Produktes Swedish Match in den jeweils letzten 12 Monaten absetzen konnte. Mittlerweile ist das Unternehmen bei 5 % Marktgröße des US-Zigarettenmarktes angekommen.

Zum Vergleich: In Schweden ist der Markt für Snus und Nicotine Pouches bereits größer als der Markt für Zigaretten geworden.

Marktanteil im US-Geschäft mit Nicotine Pouches

Swedish Match konnte den Marktanteil von ZYN zuletzt sogar ausbauen.
Bildquelle: Investorenpräsentation, Q1 2022, Swedish Match.

Swedish Match ist als First Mover in den US-Markt eingestiegen. Mittlerweile hat die Konkurrenz die Bedrohung erkannt. Altria versucht mit der Marke on! ebenfalls Fuß zu fassen.

Der Wettbewerbsdruck hat stark zugenommen. Im ersten Quartal ist Altria dazu übergegangen, Nicotine Pouches der Marke on! zu verschenken, wenn Konsumenten ein anderes Tabakprodukt des Unternehmens kaufen.

Trotz dieses Drucks konnte Swedish Match den Marktanteil gegenüber dem Vorquartal erneut ausbauen – und erreicht jetzt einen Wert von 66,2 %. Auch diese Erkenntnis unterstreicht, in was für einer bedrohlichen Lage sich Altria befindet.

Fazit zu den Quartalszahlen von Swedish Match

Alles in allem erscheint die Story voll intakt zu sein. Im wichtigen US-Markt liegt das Volumenwachstum bei beeindruckenden 35 %. Der Marktanteil konnte trotz extrem aggressiver Werbeaktionen der Konkurrenz erneut ausgebaut werden.

Das Geschäft mit Zigarren schwächelt etwas. Allerdings war das Vorjahresquartal ungewöhnlich stark. Auch in diesem Geschäft sieht das Management mittelfristig weiteres Potential.

Das sollten Swedish Match Aktionäre jetzt tun: 3 Szenarien

Wie es mit der Swedish Match Aktie weitergehen wird, ist momentan offen. Bis zum 28. September läuft die Andienungsfrist. Anschließend werden wir mehr wissen.

Aus unserer Sicht deuten sich drei mögliche Szenarien an, die wir der Reihe nach durchgehen.

Szenario 1: Übernahme scheitert

Das Übernahmeangebot von Philip Morris ist an Bedingungen geknüpft. So müssen bspw. mindestens 90 % der Aktien angedient werden.

Swedish Match hat sich eine treue Aktionärsbasis aufgebaut. Einige Anleger wollen dauerhaft am Unternehmen beteiligt bleiben, um so direkt von den großen Chancen im Markt für Nicotine Pouches profitieren zu können.

Daher könnte die Schwelle von 90 % nicht ganz erreicht werden. In diesem Fall könnte Philip Morris vom Deal zurücktreten. Die Swedish Match Aktie könnte daraufhin erst einmal in den Bereich vor der Bekanntgabe des Übernahmeangebotes zurückfallen.

Mittel- und langfristig würde die weitere Entwicklung der Swedish Match Aktie davon abhängen, wie gut das Unternehmen die sich bietenden Chancen nutzen kann.

Die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario schätzen wir als eher gering ein. Schließlich ist Philip Morris aktiv auf Swedish Match zugegangen – das Unternehmen möchte sich den schwedischen Konkurrenten einverleiben.

Eventuell würde Philip Morris in diesem Fall ein zweites noch höheres Übernahmeangebot unterbreiten, um mehr Aktionäre überzeugen zu können.

Szenario 2: Übernahme wird vollzogen

Wenn mehr als 90 % der Aktien angedient werden und die Wettbewerbsbehörden grünes Licht geben, kann Philip Morris die Übernahme voraussichtlich im vierten Quartal umsetzen.

In diesem Fall würden die Aktionäre für die angedienten Aktien den gebotenen Preis von 106 SEK (10,00 EUR) auf ihr Konto gebucht bekommen. Ausgehend vom aktuellen Kurs von 9,60 EUR bedeutet das eine Rendite von etwas mehr als 4 % für ein halbes Jahr Anlagedauer.

Was mit den Aktien passiert, die nicht angedient wurden, entzieht sich unserer Kenntnis. In Deutschland ist ein zwanghafter Ausschluss der Minderheitsaktionäre ab einem Besitzanteil von 90 % möglich (Squeeze-Out). In diesem Fall würden auch die Aktionäre eine Barabfindung erhalten, die der Übernahme im ersten Schritt nicht zugestimmt haben.

Ob es diese (oder eine vergleichbare) Regelung auch in Schweden gibt, können wir jedoch nicht sagen. Falls ein Leser Bescheid weiß, würden wir uns sehr über einen kurzen Kommentar oder eine Mail freuen. Dann würden wir diese Stelle ergänzen.

Szenario 2 erscheint uns recht wahrscheinlich.

Szenario 3: Übernahmeschlacht

Als letztes Szenario könnte sich eine Übernahmeschlacht andeuten.

Denn die Pläne von Philip Morris können durchaus als Kriegserklärung in Richtung Altria verstanden werden. Bisher kann Altria Jahr für Jahr die Preise für die Marlboro Zigaretten anheben und so trotz einer rückläufigen Stückzahl immer mehr Geld verdienen.

Doch das wird irgendwann nicht mehr funktionieren. Daher hat sich Altria für viel Geld eine Beteiligung am führenden Hersteller von E-Zigaretten, Juul, gesichert.

Zudem hatte Altria geplant, für Philip Morris den Vertrieb der IQOS-Plattform in den USA zu übernehmen. Damit wäre das Unternehmen schon in zwei der drei Zukunftsmärkte platziert gewesen.

Um Swedish Match mit ZYN Konkurrenz zu machen, hat Altria mit dem hauseigenen on!-Produkt große Werbeaktionen gestartet.

Blicken wir auf den Erfolg von Altria in allen drei Technologien:

  • E-Zigaretten: Juul wird gerade von Vuse (BAT) als neue Nr. 1 abgelöst. Altria musste die teuer eingekaufte Beteiligung in der Bilanz bereits teilweise abschreiben. Sieht also nicht wirklich gut aus.
  • Erhitzter Tabak: Wenn Philip Morris Swedish Match übernommen hat, kann das Unternehmen die IQOS-Produkte über die Vertriebsmannschaft von Swedish Match selbst vertreiben. Altria würde nicht mehr benötigt werden. Sieht ebenfalls nicht gut für Altria aus.
  • Nicotine Pouches: Trotz erheblicher Rabattaktionen gewinnt Swedish Match weiterhin Marktanteile hinzu.

Für Altria gäbe es daher eine Vielzahl von Gründen, Philip Morris mit einem Gegenangebot zu überbieten:

  • Philip Morris kann nicht direkt in den US-Markt drängen
  • Altria wäre in führender Stellung bei den Nicotine Pouches
  • Altria würde neben den USA mit Skandinavien einen weiteren Markt erschließen
  • Der Anteil der risikoreduzierten Produkte am Gesamtumsatz würde steigen, was eine Bewertung mit einem höheren KGV ermöglicht
  • Kurz: Altria wäre wieder gut für eine Zukunft im Zeitalter „nach der Zigarette“ positioniert

Gegen eine Übernahme spricht, dass Altria in den USA bereits eine hohe Marktmacht erreicht hat. Die Wettbewerbsbehörden könnten einen Deal verbieten oder alternativ die Zustimmung von zahlreichen Bedingungen abhängig machen.

Neben Altria könnte theoretisch auch Japan Tobacco ein Angebot vorlegen. Allerdings ist die Marktkapitalisierung von Japan Tobacco gerade einmal doppelt so hoch wie die von Swedish Match. Die Finanzierung wäre also erheblich komplizierter als bei Philip Morris.

Wenn einer der beiden Konkurrenten ein höheres Angebot vorlegt, könnte Philip Morris mit einem nochmals höheren Angebot kontern.

Die Wahrscheinlichkeit für eine Übernahmeschlacht können wir nicht präzise abschätzen. Eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, allzu hoch erscheint diese jedoch nicht.

So gehe ich als Autor des Artikels vor

Jeder Swedish Match Aktionär sollte selbst entscheiden, wir er nun weiter vorgeht.

Ich für meinen Teil habe mich dazu entschieden, meine Swedish Match Aktien nicht anzudienen. Ich werde also gar nichts unternehmen und die weitere Entwicklung beobachten.

Aus meiner persönlichen Sicht ist das vorgelegte Angebot von Philip Morris noch nicht attraktiv genug. Beim Preis sollte noch Luft nach oben sein. Für Philip Morris ergeben sich aus der Übernahme viele Chancen. Diese erscheinen noch nicht ausreichend im Gebot berücksichtigt.

Fazit zur Übernahme der Swedish Match Aktie: Viel Potential im Markt für nikotinhaltige Konsumprodukte

Nach Jahrzehnten des Stillstands hat sich im Tabakmarkt in den letzten Jahren ein hohes Innovationstempo entwickelt. In den Industrieländern zeichnet sich in den nächsten 10-20 Jahren ein beschleunigter Umstieg von der Zigarette auf risikoreduzierte Nachfolgeprodukte ab.

Damit geht eine Neuordnung in der Branche einher. Die Karten werden neu gemischt. Swedish Match befindet sich in einer guten Ausgangslage und könnte zum sechsten bedeutsamen Spieler der Branche aufsteigen.

Doch schon klopft Philip Morris an und möchte das Unternehmen von der Börse nehmen. Der ohnehin schon begrenzte Wettbewerbsdruck in der Branche würde damit nochmals geringer werden.

In der Vergangenheit haben sich die Tabakkonzerne bereits stark überdurchschnittlich entwickelt. Das liegt bspw. an folgenden Faktoren:

  • hohe Gewinnmarge
  • wiederkehrender Umsatz und nichtzyklisches Geschäftsmodell durch Gewöhnungseffekt auf der Kundenseite
  • hohe Markentreue, begrenzter Wettbewerb
  • hohe Ausschüttungen an die Aktionäre

Übrigens sind die risikoreduzierten Produkte für die Tabakkonzerne noch profitabler als der Verkauf von Zigaretten. Die Branche als Ganzes könnte ihre Ertragskraft in den nächsten Jahren daher nochmals steigern.

Diese Chancen scheinen in den Bewertungen der Branche noch nicht ausreichend enthalten zu sein.

Bei Swedish Match warte ich persönlich die weitere Entwicklung der nächsten Monate ab und werde meine Aktien erst einmal nicht andienen.

Philip Morris würde sich für eine ausführliche Analyse anbieten, sobald die Übernahme in trockenen Tüchern ist. Erstens muss dann das bisher in Swedish Match Aktien angelegte Geld neu investiert werden. Zweitens würde sich ein Unternehmen mit rund 10 % jährlichem EPS-Wachstum, erheblichen Chancen im US-Markt und einer Dividendenrendite von fast 5 % bilden.

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    Recherchequellen

    Dieser Abschnitt ist für alle, die auf eigene Faust weiter recherchieren möchten. Hier folgt eine Auflistung der wichtigsten Recherchequellen sowie der noch nicht im Verlauf der Analyse aufgeführten Quellen:

    RecherchequelleWas ist dort zu finden?
    Abilitato Swedish Match Aktienanalyse
    Swedish MatchInvestorenpräsentation zu den Q1/2022 Zahlen
    Swedish MatchQuartalsbericht Q1/2022
    Seeking AlphaTranskript zum Management Call von Swedish Match – Q1/2022 Zahlen
    Swedish MatchStellungnahme zum Übernahmeangebot von Philip Morris
    Philip MorrisÜbernahmeangebot der Swedish Match Aktie
    Philip MorrisPräsentation zum Übernahmeangebot der Swedish Match Aktie
    Philip Morris Transkript zum Management Call – Übernahme der Swedish Match Aktie