Über das Interview
Ende November haben wir das Eigenkapitalforum in Frankfurt besucht. Dabei handelt es sich um die größte Kapitalmarktveranstaltung Deutschlands. Rund 250 börsennotierte Unternehmen haben sich vorgestellt.
Wir haben die Gelegenheit genutzt und mit einigen Vorständen Interviews geführt.
In diesem Beitrag geht es um das Management-Gespräch mit der WashTec AG. Auf dem Titelbild zu sehen sind Andreas Pabst (links, Finanzvorstand), Jonathan Neuscheler (Mitte, Abilitato Gründer) und ganz rechts CEO Dr. Ralf Koeppe.
Geschäftsmodell der WashTec AG
In den 1960er Jahren wurde in Augsburg die Fahrzeugwaschanlage erfunden. Auch heute noch befindet sich der Sitz des mittlerweile zum Weltmarktführer aufgestiegenen Unternehmens im in der drittgrößten bayrischen Stadt.

Über die Jahre ist der Konzern auf eine Größe von 500 Mio. EUR Jahresumsatz, 1.800 Mitarbeitern und mehr als 53.000 installierte Waschanlagen und Wasseraufbereitungsanlagen gewachsen.
Davon sind mehr als 700 Angestellte im Service beschäftigt und kümmern sich um Instandhaltung und Reparaturen der Anlagen.
Zudem verkauft WashTec selbst entwickelte Chemikalien zum Betrieb der Anlagen. Dafür wird eine eigene Fabrik betrieben, in der die Produkte hergestellt werden.
Insgesamt sind die Autowaschanlagen des Unternehmens weltweit installiert, in 13 Staaten ist das Unternehmen mit einer eigenen Gesellschaft vertreten, in 80 Ländern mit Service und Vertriebspartnern.
Abnehmer sind die Ölmultis (für ihr Tankstellennetzwerk), Supermarktketten, KfZ-Werkstätten sowie unabhängige Tankstellen- und Waschanlagenbetreiber.
Investitionsthese

Mit einer installierten Basis von 53.500 Anlagen erreicht die WashTec AG in ihren europäischen Vertriebsländern grob geschätzt Marktanteile von ca. 40%, in einigen Ländern auch über 50%. In Nordamerika liegt der Marktanteil je nach Betrachtung zwischen 10% und 15%.
40 % des Umsatzes haben einen wiederkehrenden Charakter (Service, Reparaturen, Chemikalien). Dieses Geschäft ist zudem besonders profitabel (mehr als 20 % EBIT-Marge).
Auch Bilanz und Eigenkapitalverzinsung fallen hervorragend aus. Das führt zu einem hohen Cashflow, den die WashTec AG größtenteils über Dividenden an die Aktionäre ausschüttet.
Die Kombination aus einem wachsenden Markt, der Marktführerschaft sowie der hohen Profitabilität macht das Augsburger Unternehmen zu einer interessanten langfristigen Investition.
Kommen wir nun zum Interview.
Unsere Fragen an das Management der WashTec Aktie
Beginnen wir mit dem Marktumfeld. Welche Trends ermöglichen der WashTec AG zu wachsen?
Eine Reihe von Entwicklungen sorgt dafür, dass unser Markt wächst:
- Der weltweite Bestand an Fahrzeugen steigt laufend. Für die WashTec AG ist es dabei egal, ob in Zukunft weiterhin Verbrenner oder doch verstärkt E-Autos zugelassen werden. Gewaschen werden müssen sie alle.
- In vielen Industriestaaten werden Arbeitskräfte zu einem knappen Gut. Es kommt zu hohen Lohnsteigerungen, die eine zunehmende Automatisierung der Autowäschen erforderlich machen. Auch davon profitieren wir.
- Falls die PKWs in Zukunft verstärkt in Sharing-Konzepten genutzt werden (Mietautos, autonom fahrende Taxis etc.), macht sich das ebenfalls positiv bemerkbar. Während das selbstgenutzte Fahrzeug in Deutschland ca. 8x im Jahr gewaschen wird, sind es bei Sharing-Fahrzeugen 40 Wäschen pro Jahr.
- Zu guter Letzt nehmen die Umweltvorschriften weiter zu. Beispielsweise ist es in Deutschland vielerorts verboten, sein Auto auf dem eigenen Grundstück zu waschen.
Das müssen Sie uns erklären. Ist es nicht so, dass die Umweltbelastung der Autowäschen zur Gefahr für die künftige Entwicklung wird?
Wer sein Fahrzeug nicht in einer Waschanlage wäscht, verbraucht rund 250 Liter Frischwasser. Außerdem können Ölrückstände oder Benzinreste in die Kanalisation fließen.
In einer modernen Waschanlage werden pro Fahrzeug hingegen nur 30-40 Liter Frischwasser benötigt, da das Wasser wiederaufbereitet wird. Außerdem erfolgt eine Abtrennung der schädlichen Stoffe.
Zum Vergleich: Wer seine Waschmaschine einmal laufen lässt, verbraucht 40-50 Liter Frischwasser. Vor diesem Hintergrund ist die Fahrzeugwäsche in einer Waschanlage viel umweltfreundlicher, als sein Auto von Hand zu reinigen.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung der Waschanlagen?
Wir investieren viel Geld in die Digitalisierung. Mehr als 10.000 Standorte sind bereits in die digitale Plattform „mywashtec.com“ integriert.

Durch die laufende Überwachung der Waschstraßen können wir vorzeitig erkennen, wenn ein Teil ausgetauscht werden muss. Teilweise ist sogar eine Problemlösung möglich, ohne an den jeweiligen Standort zu fahren. Das hat für beide Seiten Vorteile: Die Betreiber freuen sich über eine bessere Verfügbarkeit und wir können die Servicekosten reduzieren, weil wir unseren Service gut vorbereitet zum Kunden schicken. Das spielt gerade bei Full-Service-Paketen mit Pauschalpreisen eine große Rolle.
Weiterhin wissen wir bei den modernen Anlagen, wie viele Waschchemikalien noch vorrätig sind. Bevor der Vorrat aufgebraucht ist, senden wir den Betreibern eine Mail mit der Möglichkeit einer einfachen Nachbestellung.
Zudem können die Betreiber der Standorte eine Vielzahl von Daten auslesen, wie beispielsweise die Auslastung der Anlage an verschiedenen Tagen und Uhrzeiten. Daraus können dann Optimierungen erfolgen. So bietet es sich an, in weniger stark frequentierten Zeiten einen Rabatt zu geben und in Phasen mit einer besonders hohen Auslastung den Waschprozess zu beschleunigen.
Und dann arbeiten wir noch daran, dass die Fahrzeugkunden die Autowäsche direkt vom Smartphone oder Betriebssystem des Kraftfahrzeugs buchen können. Für diese Dienstleistung erhalten wir einen zweistelligen Prozentanteil am Umsatz. Wir stehen hier erst am Anfang. Derzeit werden ca. 300.000 Wäschen monatlich über den digitalen Prozess gebucht.
Mittel- und langfristig sind noch weitere Themen denkbar, so könnten wir die Fahrzeugwäsche individuell an das jeweilige Auto anpassen, je nach Größe und Verschmutzungsgrad.
Welche konkreten finanziellen Ziele hat sich die WashTec AG für die Zukunft gesetzt?
Wir wollen den Umsatz bis zum Jahr 2030 auf 800 Mio. EUR erhöhen (7 % jährliche Wachstumsrate) und gleichzeitig die EBIT-Marge von 8 auf 15 % steigern. Das würde zu einem operativen Gewinn von 120 Mio. EUR führen (2023er EBIT: ca. 40 Mio. EUR).

Warum ist die Profitabilität (EBIT-Marge) derzeit noch deutlich unterhalb des Zielwertes von 15 %? Welche Hebel müssen umgelegt werden, um die Margensteigerung zu erreichen?
Beginnen wir mit den Materialkosten. Wir haben 2019 mit der Produktion der neuen Anlagengeneration SmartCare begonnen. Diese löst das vorherige Modell schrittweise ab. Während der Umstellung sind die Produktionskosten der neuen Anlage etwas erhöht. Dazu haben die gestörten Lieferketten sowie die generell hohe Inflation die Kosten nach oben getrieben. Wir arbeiten aber bereits an kostensenkenden Maßnahmen und haben zudem in neuen Ausschreibungen angepasste Verkaufspreise durchsetzen können.
Beim Blick auf das Jahr 2030 ist ein höherer Umsatzanteil des besonders profitablen Service- und Chemikaliengeschäfts von Bedeutung. Dieser soll durch einen verstärkten Full-Service-Verkaufsanteil erreicht werden. Statt auf den Verkauf einer Maschine setzen wir nun auf die Gesamtlösung nachhaltige Fahrzeugwäsche.
Darüber hinaus wollen wir in den USA bis zum Jahr 2030 den jährlichen Absatz auf 200 Tunnelanlagen erhöhen, aktuell sind es nur 20-30. Qualitativ und preislich können wir mit den nordamerikanischen Wettbewerbern gut mithalten. Um das Ziel zu erreichen, müssen wir vor allem in den Vertrieb und Markenauftritt investieren.
Mit einem steigenden Umsatz in Nordamerika bietet es sich an, mittelfristig auch dort ein eigenes Chemikalienwerk zu errichten. Derzeit läuft diesbezüglich ein Strategieprojekt, um den Chemikalienmarkt in Nordamerika künftig besser bedienen zu können. Auch das bietet Margensteigerungspotential.
Vielen Dank für das Interview. Wo können Anleger weitere Informationen zur WashTec Aktie finden?
Auf der Investor Relations Seite. Dort können Anleger unter anderem eine Reihe von Unternehmenspräsentationen downloaden.
Abilitato Einschätzung zur WashTec Aktie
Hinweis: Ab hier handelt es sich um die persönliche Einschätzung der WashTec Aktie vom Autor Jonathan Neuscheler.
9 Antworten
Würde mich sehr über eine ausführlichere Unternehmensvorstellung freuen!
Danke für dein Feedback.
Danke für das Washtec Interview.
Das Unternehmen stellt seine Investmentstorie sehr überzeugend dar, aber der Markt sieht diese nicht – Washtec tritt Kurstechnisch seit Nov 2015 auf der Stelle, in den letzten 5 Jahren haben die Aktionäre einen negative Rendite von -30% hinnehmen müssen. Washtec hat 2023 die Dividende aus der Substanz gezahlt. Die Verschuldung von Washtec ist während dessen wieter angestiegen! Ein No Go bei einem so rentablen Geschäftsmodell. Die Zahlen widerlegen leider die gute Investmentstorie! Oder wie interpretierst du diese Zahlen?
Hallo Joshua, ich denke nicht, dass die Bilanz ein Problem ist. Über die Jahre hinweg entspricht die Ausschüttungsquote ziemlich genau 100 % des Gewinns. Ich denke, man muss die WashTec Aktie über den gesamten Zyklus hinweg betrachten. Anfang der 2000er Jahre notierte das Wertpapier noch im niedrigen einstelligen Eurobereich.
Hallo Jonathan,
aber wenn die Ausschüttungsquote ziemlich genau 100% des Gewinns ist woher sollen dann die Investitionen bezahlt werden? Fremdkapital finanziert und dann eine Krise und zack hat man ein Problem die Dividenen weiterhin zu bezahlen. Also ich sehe das ganze jetzt nicht so als soliden Investmentcase wie auch bereits von Joshua richtig beschrieben. Deutsche Unternehmen sowieso nicht wirklich interessant zum investieren. Für mich einfach keine Fantasie für die Zukunft.
Grüße
Julian
Hallo Julian, die WashTec AG investiert in der Regel in etwa auf Höhe der Abschreibungen. Sollte in den kommenden Jahren die Notwendigkeit für höhere Investitionen entstehen, würde die Ausschüttungsquote ein wenig sinken. BG, Jon
Für mich ein wirklich interessantes Unternehmen. Vielen Dank Jonathan für deine Arbeit. An einer ausführlichen Unternehmensanalyse bin ich interessiert und würde mich darüber freuen. Viele Grüße
Danke für dein Feedback.
Eine ausführliche Unternehmensanalyse würde mich ebenfalls interessieren !
LG