Starbucks Aktie: Formel für 14 % jährliche Rendite gefunden?

Die Starbucks Aktie ist wachstumsstark, hochprofitabel und im historischen Vergleich günstig bewertet. Das Management verspricht den Aktionären bis zu 14 Prozent jährliche Rendite. Ist nach dem Kursrückgang von 30 Prozent jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um die Aktie zu kaufen?

Inhaltsverzeichnis

Übersicht Starbucks Aktie

Datum31. März 2022
Zahl der Aktien1.150 Mio.
Aktienkurs88 USD
Marktkapitalisierung101.200 Mio. USD
Nettofinanzverschuldung8.000 Mio. USD
Unternehmenswert109.200 Mio. USD
ISINUS8552441094

Investitionsthese zur Starbucks Aktie

Dominierende Marke: Starbucks ist die größte Kaffeehauskette der Welt.

Anhaltendes Wachstum: Das Management hat eine Wachstumsstrategie veröffentlicht, die 14 % jährliche Rendite für die Aktionäre verspricht. Erreicht werden soll dieses Ziel durch eine Kombination aus Neueröffnungen, Wachstum in den bestehenden Stores, einer steigenden Dividende und Aktienrückkäufen.

Attraktive Bewertung: Die Kombination aus steigendem Gewinn bei sinkendem Kurs hat dazu geführt, dass die Starbucks Aktie derzeit mit einem KGV von nur 22 (2023e) bewertet wird.

Jetzt kaufen? Ob die vom Management vorgestellte Formel für 14 % jährliche Rendite realistisch ist, möchten wir in dieser Analyse herausarbeiten.

Neu: Starbucks Aktienanalyse auch als Video verfügbar

Daniel Korth hat uns auf seinen YouTube-Kanal „Finanzrocker“ eingeladen. Dort haben wir gemeinsam über die Starbucks Aktie gesprochen. 

Im Video konnten wir nicht jedes Detail der vollständigen Analyse auf diesem Blog erwähnen, aber wir sind auf die relevanten Punkte bzw. das „Big Picture“ eingegangen. Viel Spaß beim Anschauen!

Geschäftstätigkeit von Starbucks

Unternehmensgeschichte

Im Jahr 1971 wird das Kaffee-, Tee- und Gewürzgeschäft „Starbucks Coffee, Tea and Spice“ in Seattle eröffnet. Es wird hochwertiger Kaffee aus aller Welt verkauft, allerdings nur in abgepackter Form und nicht in Form frisch zubereiteter Getränke.

1982 wird Howard Schultz als Mitarbeiter bei Starbucks eingestellt.

Im Jahr 1983 reist Schultz nach Mailand. Dort ist er sofort von der italienischen Kaffeekultur fasziniert. In der Stadt gibt es unzählige kleine Läden, in denen verschiedene Kaffeeprodukte in Tassen angeboten werden. Der Konsum von Kaffee in der Öffentlichkeit ist ein tägliches Ritual. Die Läden sind Orte des Zusammentreffens.

In den Jahren danach lässt ihn der Gedanke nicht mehr los, dieses Konzept in den USA auszuprobieren. Die Starbucks Eigentümer sind davon jedoch nicht gerade begeistert. Doch Schultz gibt nicht auf. Es gelingt ihm, einen Pilot-Versuch zu starten. Er bekommt eine rund 30 Quadratmeter große Ecke zugeteilt, in der er mit zwei Mitarbeitern frisch zubereiteten Kaffee servieren darf.

Am ersten Tag kommen mehr als 400 Kunden vorbei, nach zwei Monaten sind es bereits 800 Kunden täglich. Oftmals bilden sich lange Schlangen, weil die Mitarbeiter die Bestellungen nicht rechtzeitig abarbeiten können. Visionär Howard Schultz sagt in seinem Buch „POUR YOUR HEART INTO IT“:

From the minute we operated, this much was clear to me: Starbucks had entered a different business. There could be no turning back.

Von der Minute an, in der wir den Betrieb aufnahmen, war mir eines klar: Starbucks war in ein anderes Geschäft eingestiegen. Es gab kein Zurück mehr.

Howard Schultz, POUR YOUR HEART INTO IT, How Starbucks Built a Company One Cup at a Time

Dennoch geht es nicht weiter. Denn die Starbucks Eigentümer sind immer noch nicht überzeugt.

Sie verweisen auf die teuren Kaffeemaschinen und die mangelnde Vertrautheit der Amerikaner mit den italienischen Getränken. Ihr Konzept von Starbucks ist ein anderes: Abgepackter, hochwertiger Kaffee wird verkauft. Schultz kann das nicht akzeptieren. In seinem Werk POUR YOUR HEART INTO IT schreibt er dazu:

Vision is what they call it when others can’t see what you see.

Vision ist, wenn andere nicht sehen können, was man selbst sieht.

Howard Schultz, POUR YOUR HEART INTO IT, How Starbucks Built a Company One Cup at a Time

Howard Schultz lässt der Gedanke der unternehmerischen Chance nicht mehr los. Ihn ihm steckt einfach zu viel Energie, zu viel Experimentierfreude, zu viel Zuversicht. Er glaubt an seine Chance. Vielleicht kann das Konzept ja in den gesamten USA funktionieren:

Perhaps we could change the way Americans drank coffee.

Möglicherweise können wir die Art, wie Amerikaner Kaffee trinken, ändern.

Howard Schultz, POUR YOUR HEART INTO IT, How Starbucks Built a Company One Cup at a Time

Also verlässt er Starbucks und versucht Investoren von seiner Geschäftsidee zu überzeugen. Von den 242 Investoren lehnen 217 die Idee ab. Schließlich gelingt es ihm dennoch, genug Geld (insgesamt 400.000 USD) einzusammeln.

Im Jahr 1986 eröffnet er seine Kaffeehauskette „Il Giornale“. Endlich kann der Ausnahme-Unternehmer frisch zubereiteten Kaffee an die Amerikaner verkaufen.

Nur ein Jahr später entscheiden sich die Starbucks Gründer dazu, ihr Geschäft zu verkaufen. Schultz sieht seine große Chance gekommen. Er übernimmt die Kette für 3,8 Mio. USD. Die Marke Starbucks behält er, das Konzept stellt er auf den Verkauf von frisch zubereitetem Kaffee um. Es folgt eine rapide Expansion.

1990 zählt Starbucks bereits 84 Geschäfte. Es ist das erste profitable Jahr des Unternehmens.

1992 strebt Starbucks an die Börse. Die Starbucks Aktie wird zu einem Kurs von 0,27 USD ausgegeben. Das eingesammelte Geld wird genutzt, um das Wachstum nochmals zu beschleunigen.

In den späten 1990er-Jahren startet die internationale Expansion.

Im Jahr 2000 gibt Howard Schultz den CEO Posten ab.

2008 kehrt er als CEO zurück. Starbucks war in den Jahren zuvor zwar kräftig gewachsen, hat dabei jedoch einige Fehler gemacht. IT, Lieferkette und die Verwaltung waren nicht auf die neue Unternehmensgröße ausgelegt. Zudem wurden aufgrund des stürmischen Wachstumsdrangs einige Geschäfte in ungünstigen Lagen eröffnet.

Schultz arbeitet die Probleme der Reihe nach ab und befreit Starbucks von den Wachstumsschmerzen. Er steuert das Unternehmen souverän durch die schwierigen Jahre.

2017 gibt er den CEO Posten zum zweiten Mal ab. Diesmal übernimmt Kevin Johnson. Johnson verbrachte seine Karriere in der IT-Branche, er arbeitete unter anderem 16 Jahre für Microsoft. Unter seiner Führung wird das digitale Angebot von Starbucks erheblich ausgebaut.

Im März 2022 gibt Starbucks bekannt, dass Johnson in den Ruhestand gehen möchte und ab April Howard Schultz zum dritten Mal (!) als CEO zurückkehren wird.

Heute ist Starbucks zur mit großem Abstand bekanntesten Kaffeehauskette der Welt aufgestiegen. Mehr dazu in der folgenden Branchenanalyse.

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Branchenanalyse

Der globale Kaffeemarkt soll bis zum Jahr 2023 ein Marktvolumen von 450 Mrd. USD erreichen. Die Wachstumsrate liegt Starbucks zufolge bei 5-6 % pro Jahr.

Mit einem Jahresumsatz von 29 Mrd. USD liegt der Marktanteil von Starbucks am gesamten Kaffeemarkt bei rund 7 %. Wichtig zu verstehen: Der Kaffeemarkt besteht aus vielen Teilmärkten, die Starbucks in Form einer Bienenwabe darstellt:

Starbucks Aktie: Dominanter Player im wachsenden Kaffeemarkt
Bildquelle: 2020 Investor Day, Präsentation von CEO Kevin Johnson, Starbucks.

Grundsätzlich kann der Kaffeemarkt in die beiden Kategorien „Away From Home“ und „At Home“ unterteilt werden. Schauen wir uns diese beiden Kategorien an:

Away From Home

In dieser Kategorie ist Starbucks groß geworden. Mit der Eröffnung von Kaffeehäusern (Specialty Coffee Retail) hat Starbucks eine weltweit bekannte Marke aufgebaut. In den letzten Jahren ist das Unternehmen dazu übergegangen, in einigen Städten Flagship Stores (Flagship Retail) zu eröffnen, die ein noch hochwertigeres Erlebnis bieten.

Im Geschäft mit Kaffeehäusern hat Starbucks einen Marktanteil von 46 % erreicht und erzielt damit 15-mal mehr Umsatz als der zweitgrößte Anbieter McDonald’s mit dem McCafé.

Starbucks: Beeindruckter Marktanteil
Bildquelle: Doppio, Oktober 2018, S. 15, Pershing Square Capital Management, L.P.

Eine solche Marktdominanz ist absolut außergewöhnlich. Jede Woche werden mehr als 100 Mio. Kunden in den Starbucks Stores bedient. Über die Jahre konnte Starbucks eine große Markenbekanntheit und ein großes Vertrauen aufbauen. Die Zugkraft der Marke wird nun genutzt, um das At Home-Geschäft aufzubauen:

At Home

Damit Starbucks Kaffee auch zuhause konsumiert werden kann, müssen die Produkte in allen relevanten Supermärkten der Welt erhältlich sein. Das ist angesichts der Verhandlungsmacht der Supermärkte gar nicht so einfach. Also ist Starbucks zwei Kooperationen eingegangen:

North American Coffee Partnership: Bereits im Jahr 1994 wurde ein Joint Venture mit PepsiCo gegründet. Beide Unternehmen halten einen 50 %-Anteil. Im Zuge der Zusammenarbeit werden sogenannte Ready-to-Drink Getränke angeboten. Dabei geht es um in Dosen oder Becher abgefüllten Kaffee, der oftmals im Kühlregal zu finden ist und sofort konsumiert werden kann.

Starbucks bringt die Marke und das Kaffee Know-How ein, PepsiCo übernimmt die Getränkeabfüllung und die prominente Positionierung in den Supermärkten. Das Geschäft brummt. Der Umsatz des hochprofitablen Joint Ventures beträgt bereits 2,8 Mrd. USD.

Global Coffee Alliance: 2018 schloss Starbucks eine zweite Kooperationsvereinbarung ab. Nestlé darf seitdem abgepackten Kaffee mit dem Starbucks Logo weltweit in Supermärkten verkaufen. Starbucks erhält als Lizenzgeber weiterhin einen „signifikanten“ Anteil des Gewinns in Form von Lizenzeinnahmen.

Auch dieses Geschäft entwickelt sich prächtig. 2021 erzielte es laut Nestlé bereits einen Umsatz von 3,1 Mrd. USD.

Besonders spannend: Weil die Starbucks Marke aufgrund der Kundenkontakte in den Stores bereits so bekannt ist, muss das Unternehmen kaum in das Marketing investieren. Lediglich 300 Mio. USD bzw. etwas mehr als 1 % des Umsatzes werden in verkaufssteigernde Maßnahmen investiert.

Das erhöht die Profitabilität enorm und erklärt, warum Starbucks im At Home-Geschäft eine operative Gewinnmarge von 49,5 % (!) erwirtschaften kann.

Fazit: Starbucks ist top aufgestellt im wachstumsstarken Kaffeemarkt

Der Marktanteil bei den Kaffeehäusern ist beeindruckend, nun greift Starbucks auch noch erfolgreich im At Home-Geschäft an. Die Strategie, sich mit PepsiCo und Nestlé zwei starke Partner ins Boot zu holen, geht auf.

In einer Welt, die (zumindest gefühlt) immer hektischer, schnelllebiger und stressiger wird, steigt die Nachfrage nach leistungssteigernden Kaffeeprodukten.

Junge Kunden kaufen besonders viel Kaffee
Bildquelle: Starbucks, PEPSICO PARTNERS.

PepsiCo schreibt, dass die jüngere Millenial-Generation 3x mehr kalten Kaffee konsumiert als die Baby Boomer-Generation. Starbucks hat sich hervorragend positioniert, um von diesem Potential bestmöglich profitieren zu können.

Starbucks ermöglicht mobiles Bestellen und Bezahlen
Bildquelle: Investorenpräsentation, Annual Meeting of Shareholders 2022, Starbucks.

Geschäftsmodell von Starbucks

Was wird angeboten?

Starbucks ist die größte Kaffeehauskette der Welt. Das Unternehmen betreibt über 34.000 Stores, in denen hochwertige Kaffeeprodukte von Mitarbeitern frisch zubereitet werden. Zudem bietet das Unternehmen verschiedene salzige und süße Snacks an.

51 % der Standorte werden von Starbucks direkt betrieben, 49 % sind an Lizenznehmer ausgelagert. Diese investieren eigenes Geld und stellen eigene Mitarbeiter an. Allerdings müssen sie sich an die von Starbucks vorgegeben Regeln halten. Die Nutzung der Starbucks Marke lockt viele Kunden an, im Gegenzug müssen die Lizenznehmer einen gewissen Teil des Umsatzes an Starbucks in Form einer Lizenzgebühr abgeben.

Starbucks Gründer Howard Schultz sagt:

The equity of the Starbucks brand is a priceless asset.

Der Wert der Starbucks Marke ist unbezahlbar.

Howard Schultz, POUR YOUR HEART INTO IT, How Starbucks Built a Company One Cup at a Time

Wie ist es Starbucks gelungen, eine für viele Menschen derart anziehende Marke aufzubauen? In seinem Buch POUR YOUR HEART INTO IT nennt Schultz den entscheidenden Faktor: Das angebotene Produkt muss ansprechend sein.

Starbucks überzeugt mit drei Aspekten:

Der Kaffee ist stets von höchster Qualität. Es werden nur beste Bohnen eingekauft. Zudem wird das verwendete Wasser mit speziellen Filtern gereinigt. Das ist insbesondere in den USA von Bedeutung, wo Wasser oftmals stark nach Chlor schmeckt und dementsprechend die Getränke vielerorts kaum genießbar sind. Hierzu können wir den Podcast #203 von Daniel Korth (dem Finanzrocker) empfehlen, in dem er von der schwankenden Kaffeequalität anderer Anbieter während seiner USA-Reise berichtet.

Starbucks möchte fair mit den Mitarbeitern umgehen. Wer mehr als 20 Stunden pro Woche arbeitet, erhält in den USA eine Krankenversicherung, Starbucks Aktien, die Möglichkeit auf einen kostenfreien Universitätsabschluss und weitere Vorteile. Für uns mag das selbstverständlich klingen, in den USA sind das überzeugende Argumente. Starbucks nennt die Angestellten nicht Mitarbeiter, sondern „Partner“. Dieser vergleichsweise faire Umgang soll zu angenehmen Kundenerlebnissen führen.

Die Wohlfühl-Atmosphäre. Starbucks Stores sind hochwertig eingerichtet, in der Luft liegt der angenehme Duft von frisch gemahlenen Kaffeebohnen. Es wird entspannende Musik gespielt. Diese Atmosphäre zieht viele Kunden aus unterschiedlichsten Gründen an. In den Kaffehäusern wird gearbeitet, gelacht, gefeiert. Es treffen sich Freude miteinander, andere Kunden wollen einfach nur eine kurze Auszeit aus dem stressigen Alltag haben. Schultz hat die Vision, dass Starbucks nach dem Zuhause und dem Arbeitsplatz zum „Third Place“ im Alltag der Menschen wird.

Starbucks wächst und eröffnet viele neue Stores
Bildquelle: 2020 Investor Day, Präsentation von CEO Kevin Johnson, Starbucks.

Wo befinden sich die Stores?

Starbucks möchte überall dort vertreten sein, wo sich die Kunden aufhalten: In den Innenstädten, in Shopping Malls, in großen Bürogebäuden, in Universitätsgebäuden sowie entlang der Autobahnen.

Aufgrund der Coronakrise sind viele Büroangestellte ins Home Office gewechselt. Das hat zur Folge, dass einige Standorte in Innenstädten dauerhaft schwächer besucht werden. Starbucks hat reagiert und rund 5 % der Standorte in Nordamerika geschlossen.

Im Gegenzug werden nun verstärkt Drive-Thru Standorte eröffnet.

Starbucks reagiert auf die Corona-Pandemie und eröffnet mehr Drive-Thru Stores
Bildquelle: 2020 Investor Day, Präsentation von COO Roz Brewer, Starbucks.

In den USA sollen im nächsten Jahr bereits 40 % der Standorte mit einem PKW-Schalter versehen sein. Starbucks passt sich schnell an die sich verändernde Lage an.

Wie werden die Produkte hergestellt?

Die Kaffeehäuser arbeiten je nach Land und Standort mit einer operativen Gewinnmarge von rund 20 %. Das ist eine üppige Gewinnmarge, allerdings weit weniger als in reißerischen Medienberichten gerne genannt wird. Dort heißt es oftmals, ein Kaffee koste nur wenige Cent und Kunden wären „dumm“, wenn sie dafür einige Euro oder Dollar bezahlen würden.

Ein Blick auf die Gewinn- und Verlustrechnung von Starbucks verrät: Ja, tatsächlich liegen die Material- und Verpackungskosten nur bei rund 30 % des Umsatzes. Weitere 50 % des Umsatzes müssen jedoch für Mieten und Mitarbeiter aufgewendet werden. Wer einen frisch zubereiteten Kaffee in einer hervorragenden Lage genießen möchte, muss eben einen gewissen Preis bezahlen.

Wer sind die Kunden?

Starbucks hat sein Geschäft in vier Segmente eingeteilt.

North America:

  • In diesem Segment ist das Geschäft mit den Starbucks Stores in den USA und in Kanada gebündelt.
  • Der Gewinnanteil liegt bei 68 %, obwohl in den USA nur 4 % der Weltbevölkerung leben. Das zeigt auf, wie viel Expansionspotential Starbucks über die nächsten Jahrzehnte in anderen Ländern hat. Voraussetzung dafür: Der Wohlstand nimmt erheblich zu, sodass ein großer Teil der Bevölkerung ohne Schmerzen 5 USD pro Tag für einen Kaffee ausgeben kann.
  • Rechnet man den Gewinnbeitrag der At Home-Aktivitäten in den USA dazu (z. B. im Supermarkt gekaufte Starbucks Kaffeedosen), steigt der Gewinnanteil der USA sogar auf 77 %. Obwohl das internationale Geschäft seit Jahren aufgebaut wird, bleibt der US-Markt der große Profit Pool des Unternehmens!

International:

  • In diesem Segment sind die Stores außerhalb der USA und Kanada gebündelt.
  • Obwohl mehr als die Hälfte der Stores außerhalb von Nordamerika liegt, erreicht der Gewinnbeitrag des internationalen Geschäfts nicht einmal 30 % des Gewinnbeitrags in Nordamerika!
  • Die wichtigsten internationalen Märkte sind (nach der Zahl der Stores) China, Japan, Korea, Mexiko und Großbritannien.

Channel Development:

  • Im Channel Development Segment werden alle Aktivitäten gebündelt, die außerhalb der Starbucks Stores betrieben werden. Hier geht es im Wesentlichen um Umsätze aus den beiden Partnerschaften mit PepsiCo (fertige Getränke) und Nesté (abgepackter Kaffee).
  • Obwohl der Umsatzanteil nur bei 6 % liegt, erreicht der Gewinnanteil 12 %. Das liegt an der hohen Gewinnmarge von 49 % (2021, EBIT-Marge)!
  • PepsiCo hat zusammen mit Starbucks kürzlich den BAYA Energydrink vorgestellt. Dieser ist in den drei Sorten Himbeere, Mango und Ananas erhältlich. Nestlé hat die Starbucks Produkte bereits in 62 Ländern in die Regale gebracht. Beide Kooperationen laufen hervorragend und versprechen auch in Zukunft weiteres Wachstumspotential.
Starbucks breitet sich aus: Dank Kooperationen mit PepsiCo und Nestle wächst das Geschäft in Supermärkten stark
Bildquelle: 2020 Investor Day, Präsentation von CEO Kevin Johnson, Starbucks.

Corporate & Other:

  • In diesem Segment werden Ausgaben der Zentrale gebündelt, die den drei operativen Segmenten nicht zugewiesen werden können oder wollen.

Wie wird der Ertrag realisiert?

Interessanterweise erwirtschaftet Starbucks bereits 53 % des nordamerikanischen Umsatzes mit Kunden, die sich dem „Starbucks Rewards“ Programm angeschlossen haben.

Dabei handelt es sich um ein typisches Kundenbindungsprogramm. Wer sich die Starbucks App herunterlädt, kann darüber Produkte ordern, bezahlen und für jeden USD Umsatz Bonuspunkte sammeln. Ab einer gewissen Zahl von Punkten gibt es Rabatte und Freigetränke.

Das sorgt dafür, dass die Rewards Mitglieder immer wieder bei Starbucks ordern, um sich Rabatte zu sichern. Zudem ist die erhöhte Bequemlichkeit ein weiteres Argument für den Besuch bei Starbucks. In Summe macht Starbucks mit einem Rewards-Kunden dreimal mehr Umsatz als mit einem normalen Kunden.

Sobald ein Kunde ungewöhnlich lange fernbleibt, kann er mit personalisierten Rabattangeboten (per Mail und per Push-Nachricht auf dem Smartphone) zurückgewonnen werden.

In den USA haben sich bereits 26,4 Mio. Kunden dem Rewards Programm angeschlossen. In China sind es weitere 18 Mio. Kunden.

Für Starbucks hat das Rewards Programm noch weitere Vorteile: Das System funktioniert wie eine Prepaid Karte. Kunden laden durch eine Einzahlung einen Betrag von bspw. 50 USD auf ihr Kundenkonto. Anschließend können sie mit diesem Guthaben bei Starbucks bezahlen. Das führt zu drei vorteilhaften Ergebnissen:

  1. Die Kosten für Zahlungsanbieter wie Visa, Mastercard oder PayPal können gesenkt werden.
  2. Starbucks bekommt von den Kunden einen kostenlosen Kredit. Ende 2021 betrugen die Kundenguthaben 1,6 Mrd. USD!
  3. Nicht alle Kunden lösen ihre Guthaben ein. Pro Jahr verdient Starbucks derzeit 180 Mio. USD mit nicht eingelösten Kundenguthaben!

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    Strategie: So stellt sich Starbucks die eigene Zukunft vor

    Starbucks verfolgt eine „Growth @ Scale Agenda“. Ziel der Unternehmensstrategie ist es, trotz der beachtlichen Größe weiterhin ein hohes Umsatz- und Gewinnwachstum erzielen zu können.

    Bis zum Jahr 2030 soll die Zahl der Kaffeehäuser von aktuell 34.000 auf künftig 55.000 Standorte erhöht werden. Das würde Starbucks noch vor McDonald’s und Subway zur größten Kette der Welt machen.

    Starbucks Aktie Strategie: Bis 2030 will Starbucks 55.000 Stores betreiben
    Bildquelle: 2020 Investor Day, Präsentation von CFO Patrick Grismer, Starbucks.

    Weiterhin soll der Umsatz in den bereits eröffneten Stores um jährlich 4-5 % gesteigert werden. Da die Bequemlichkeit der Menschen ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor ist, setzt Starbucks künftig auf noch mehr Convenience:

    • Ausbau der Drive-Thru Standorte: Bei diesem Format können die Kunden bequem im Auto sitzen bleiben.
    • Digitalisierung: Die App soll noch einfacher zu bedienen sein, sodass der Bestellvorgang immer müheloser abgewickelt werden kann.
    • Lieferung: In immer mehr Regionen können sich die Kunden die Bestellung nach Hause liefern lassen.

    Starbucks hat den großen Vorteil, dass das Unternehmen in die Länder und die Store-Formate investieren kann, die den höchsten Cash-Return abwerfen.

    Starbucks Aktie: Es werden viele Drive-Thru Stores eröffnet
    Bildquelle: Investorenpräsentation, Annual Meeting of Shareholders 2022, Starbucks.

    Finanzkennzahlen und Bewertung

    Nachdem wir uns mit der Historie, der Branche, der Geschäftstätigkeit und den Zukunftsaussichten befasst haben, versuchen wir nun, die Aktie so gut wie möglich zu bewerten.

    Historische Aktienkursentwicklung 

    Was für eine Kursentwicklung! Seit dem Börsengang vor 30 Jahren ist die Starbucks Aktie von 0,27 USD auf einen Kurs von 88 USD gestiegen. Aus einer anfänglichen Investition von 1.000 USD wäre ein Vermögen von 359.000 USD entstanden. Dies entspricht einer jährlichen Rendite von 22 %.

    Zwar ist die vergangene Kursentwicklung niemals eine Garantie für die künftige Rendite. Dennoch behauptet sich Starbucks seit 30 Jahren erfolgreich im Wettbewerb und hat in dieser Zeit erhebliche Werte für die Aktionäre geschaffen.

    Starbucks Aktie: Steigt seit Jahren überdurchschnittlich stark im Kurs an
    Bildquelle: Comdirect.

    Blicken wir nun etwas genauer auf einzelne Phasen:

    • Ab dem Jahr 2007 ging es mit der Starbucks Aktie steil bergab. Bis Ende 2008 gab die Starbucks Aktie um 80 % nach! Das Unternehmen war viel zu schnell gewachsen. Gründer Howard Schultz übernahm den CEO-Posten. Er befreite Starbucks von den Wachstumsschmerzen und und führte das Unternehmen zurück auf einen nachhaltigen Wachstumskurs.
    • Ab dem Jahr 2015 pendelte die Starbucks Aktie für drei Jahre seitwärts in einer Spanne von 50-65 USD. Im Oktober 2018 gab der aktivistische Investor Bill Ackmann bekannt, dass er 15 Mio. Starbucks Aktien im Wert von damals 750 Mio. USD erworben habe. In einer öffentlich einsehbaren Präsentation machte er auf die Unterbewertung der Aktie aufmerksam und forderte das Management dazu auf, Aktienrückkäufe im Umfang von 14 Mrd. USD durchzuführen.
    • Daraufhin schoss die Aktie steil nach oben. Anfang 2020 (noch vor der Coronakrise) verkaufte Ackmann seine Starbucks Aktien mit einem Kursgewinn von mehr als 70 % nach einer Investitionsdauer von weniger als zwei Jahren.
    • Während der Coronakrise im Jahr 2020 sank der Kurs der Starbucks Aktie stark. Bill Ackmann stieg erneut ein. Rund ein Jahr später verkaufte er zum zweiten Mal die Position, schon wieder mit einem satten Gewinn.
    • Im Sommer 2021 erreichte die Aktie einen Kurs von 126 USD. Seitdem ging es über 30 % abwärts. Ist das nun eine gute Einstiegsgelegenheit? Schauen wir uns wichtige Kennzahlen der Starbucks Aktie der Reihe nach an.

    Umsatzentwicklung der Starbucks Aktie

    Umsatzentwicklung der Starbucks Aktie
    Bildquelle: Aktienfinder.net.

    Starbucks befindet sich auf einem permanenten Wachstumskurs. Die dämpfenden Effekte der Finanz- und Coronakrise sind jedoch zu erkennen. Starbucks kann sich nicht gänzlich von der Wirtschaftsentwicklung abkoppeln.

    ZeitraumUmsatzwachstum pro Jahr (CAGR)
    letzte 20 Jahre12,7 %
    letzte 15 Jahre9,2 %
    letzte 10 Jahre9,5 %
    letzte 5 Jahre6,1 %
    Management-Ziel der nächsten Jahre8-10 % (e)
    Analystenerwartungen der nächsten 3 Jahre10,0 % (e)

    In den letzten fünf Jahren hat sich das Umsatzwachstum etwas abgeschwächt. Das ist auf den bremsenden Effekt der Coronakrise zurückzuführen.

    Entwicklung des Gewinns

    Operative Gewinnmarge

    Entwicklung der operativen Gewinnmarge, Starbucks Aktie
    Bildquelle: Aktienfinder.net.

    Über die Jahre hinweg ist es Starbucks gelungen, immer profitabler zu arbeiten. Sowohl während der Finanzkrise 2008/2009 als auch während der Coronakrise 2020 musste ein schmerzhafter Rückgang der Gewinnmarge verkraftet werden. Immerhin ist es Starbucks gelungen, in der Gewinnzone zu bleiben.

    Gewinn je Aktie (EPS)

    Starbucks Aktie: Der Gewinn je Aktie (EPS) steigt stark an
    Bildquelle: Aktienfinder.net.

    Auch bei der Entwicklung des Gewinns je Aktie sind diese zyklischen Schwankungen zu erkennen. Das liegt daran, dass einige Konsumenten in schwierigen Zeiten den Kaffee einfach zuhause oder auf der Arbeit konsumieren. So lassen sich je nach Häufigkeit der Starbucks-Besuche bis zu 100 USD je Monat einsparen.

    Starbucks Gründer Howard Schultz sieht das natürlich anders:

    Aside from brushing their teeth, what else do so many people do habitually every day? They drink coffee. Same time. Same store. Same beverage.

    Abgesehen vom Zähneputzen, was machen viele Leute jeden Tag aus Gewohnheit? Sie trinken Kaffee. Zur gleichen Zeit. Im selben Laden. Dasselbe Getränk.

    Howard Schultz, Onward, How Starbucks Fought for Its Life without Losing Its Soul.

    Das mag auf den Großteil der Starbucks Kunden zutreffen. Doch nicht jeder Kunde kann sich in Krisenzeiten das teure Ritual weiterhin leisten. Die Zahlen übermitteln eine klare Botschaft: Zwar ist Starbucks ein gesundes und wachstumsstarkes Unternehmen, aber es ist im „Affordable Luxury“ Segment angesiedelt. Starbucks verkauft Produkte, die wir zwar gerne kaufen möchten, aber eben nicht kaufen müssen.

    Im Geschäftsmodell gibt es eine zyklische Komponente. Ebenso schnell wie der Gewinn eingebrochen ist, hat er sich in der Vergangenheit wieder erholt.

    Der Rekordgewinn im Jahr 2021 ist teilweise auf einen Sondereffekt zurückzuführen: Die bisher in einem Joint Venture betriebenen Stores in Südkorea wurden in das Lizenzmodell übergeführt und an Investoren verkauft. Rechnet man diesen Sondereffekt heraus, verbleibt immer noch ein Rekordgewinn von 2,98 USD je Aktie (statt 3,54 USD). Ausgehend von diesen Zahlen ergibt sich folgende Entwicklung des Gewinns je Aktie:

    ZeitraumGewinnwachstum pro Jahr (CAGR)
    letzte 20 Jahre17,4 %
    letzte 15 Jahre14,9 %
    letzte 10 Jahre13,9 %
    letzte 5 Jahre9,4 %
    Management-Ziel der nächsten Jahre10-12 % (e)
    Analystenerwartungen der nächsten 3 Jahre14,5 % (e)

    Blick auf die Bilanz 

    Starbucks ist ein Meister des Financial Engineering. Mit unterschiedlichsten Hebeln ist es dem Management gelungen, die Kursentwicklung zu optimieren. Das führt zu erhöhten Chancen und Risiken. Starbucks ist ein gehebeltes Investment.

    Starbucks Eigenkapital, in Mio. USD

    Das Eigenkapital von Starbucks ist negativ. Ein Zeichen für eine schwache Bilanz.
    Bildquelle: TIKR.com.

    Ab 2017 hat Starbucks Aktienrückkäufe in einem riesigen Umfang durchgeführt. Diese überstiegen den Gewinn. Wie das funktioniert? Zuerst werden Schulden gemacht. Anschließend wird die Liquidität in Rückkäufe gesteckt.

    Als Folge dieser Aktivität ist das Eigenkapital binnen weniger Quartale von 7 Mrd. USD auf -8 Mrd. USD gesunken.

    Wie kann das Eigenkapital eines Unternehmens überhaupt negativ werden?

    Dazu fällt uns folgender Vergleich ein: Stellen wir uns vor, Max gibt jeden Monat das gesamte Gehalt aus. Nun möchte Max noch mehr konsumieren und geht zu einer Bank. Die Bank gibt Max einen Kredit, obwohl er kein Vermögen hat. Denn wenn Max eines Tages weniger verkonsumieren würde, könnte er den Kredit mit seinem Einkommen zurückzahlen.

    Ähnlich verhält es sich bei Starbucks. Das Unternehmen besitz eine wertvolle Marke und hat ein Konzept aufgebaut, das jährlich über 4 Mrd. USD Cash generiert. Letztlich beleiht das Unternehmen die erwartete künftige Cashgenerierung. Solange der Cashflow sprudelt, stellt das kein Problem dar.

    Was ist, wenn die Cashgenerierung aufgrund einer schweren Wirtschaftskrise einbricht?

    Dann hat Starbucks kein Eigenkapital, das als Puffer verwendet werden kann. Dem Unternehmen bleibt dann nur noch die vorhandene Liquidität und die Hoffnung, dass sich die Geschäftsentwicklung schnell bessert.

    Das erklärt, warum die Verschuldung von Starbucks sehr langfristig finanziert ist. Der Großteil der Anleihen wird erst nach dem Jahr 2026 fällig (9,5 von 14,7 Mrd. USD). Nur 5,2 Mrd. USD werden in den nächsten 5 Jahren fällig.

    Starbucks hat sich langfristig verschuldet und die tiefen Zinsen für viele Jahre gesichert
    Bildquelle: Geschäftsbericht 2021, S. 35, Starbucks.

    Neben der langfristigen Finanzierung des Fremdkapitals verfügte Starbucks Ende 2021 über einen Cashbestand von 6,6 Mrd. USD sowie freie Kreditlinien über weitere 4 Mrd. USD.

    Mit diesen beiden Maßnahmen ist es Starbucks gelungen, die Risiken aus der hohen Verschuldung deutlich zu senken. Dennoch bleibt die Bilanz gehebelt. Damit nicht genug: Das Management hat bereits angekündigt, in den nächsten drei Jahren weitere 20 Mrd. USD an die Aktionäre auskehren zu wollen! Die Cashgenerierung wird in diesem Zeitraum vermutlich nur rund 12 Mrd. USD betragen. Die Nettoverschuldung dürfte also weiterhin steigen, das Eigenkapital noch tiefer in den negativen Bereich abtauchen. Bleibt die Frage offen:

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    Warum ist Starbucks derart aggressiv unterwegs?

    Ganz einfach, die hohen Aktienrückkäufe erhöhen nicht nur die Risiken, sondern ebenso die Chancen. Wenn die Zahl der Aktien sinkt, steigt der Gewinnanteil jeder Aktie am Unternehmen.

    Wie stark ist Starbucks verschuldet?

    Zum Ende des Geschäftsjahres betrug die Nettofinanzverschuldung von Starbucks 8.000 Mio. USD. Das entspricht dem 1,2-fachen EBITDA.

    Als Daumenregel gilt: Alle Werte bis zum 3-fachen EBITDA gehen in Ordnung. Theoretisch könnte das Unternehmen seine Verschuldung dann innerhalb weniger Jahre zurückführen (sofern die Aktienrückkäufe beendet werden, die Dividende gestrichen würde usw.).

    Also ist Starbucks in Wirklichkeit gar nicht so hoch verschuldet? Grundsätzlich ist diese Aussage richtig, dennoch gibt es gleich 6 Faktoren, die uns trotzdem kritisch stimmen:

    Und jetzt? Anleger sollten sich bewusst sein, dass sie bei einer Investition in die Starbucks Aktie auf ein gehebeltes Unternehmen setzen. Der Hebeleffekt macht sich in beide Richtungen bemerkbar. Wer besonders risikoscheu ist, sollte besser nicht investieren. Wer an das Erfolgsmodell glaubt, wird aufgrund der Hebelung langfristig überdurchschnittliche Rendite einfahren können.

    Aktionärsstruktur der Starbucks Aktie

    Die Starbucks Aktien befinden sich vollständig im Streubesitz.

    Management und dessen Vergütung

    Ab April 2022 wird Starbucks zum dritten Mal vom Gründer Howard Schultz geführt werden. Zuvor war Schultz bereits von 1987 bis 2000 und von 2008 bis 2017 CEO von Starbucks gewesen.

    In der offiziellen Pressemeldung heißt es, dass Schultz das Amt diesmal nur vorübergehend ausführen wolle, bis ein geeigneter Nachfolger gefunden ist. Mal schauen, ob das so eintrifft.

    Übrigens wird Howard Schultz für seine Tätigkeit als CEO insgesamt nur 1 USD Gehalt erhalten. Der Ausnahme-Unternehmer ist bereits mehrfacher Selfmade-Milliardär. Er übt diesen Job nicht des Geldes wegen aus, sondern weil ihm die Zukunft von Starbucks am Herzen liegt.

    Schultz kennt das Unternehmen so gut wie kein anderer. Er hat bereits im Jahr 2008 bewiesen, dass er Starbucks zurück auf den Erfolgskurs führen kann. Vor diesem Hintergrund können wir uns keine bessere Besetzung vorstellen.

    Warum der abrupte Wechsel?

    Etwas merkwürdig wirkt der abrupte CEO-Wechsel tatsächlich. In der offiziellen Mitteilung heißt es, dass der jetzige CEO Kevin Johnson den Aufsichtsrat von Starbucks bereits vor einem Jahr über seinen geplanten Abtritt informiert habe. Er möchte in den Ruhestand gehen.

    Demgegenüber steht die Tatsache, dass der Wechsel nur drei Wochen nach der erstmaligen Veröffentlichung erfolgen soll. Weiterhin konnte Starbucks noch keinen neuen CEO benennen, der das Amt dauerhaft ausführen soll. Irgendwie sprechen diese Umstände dafür, dass „etwas im Busch ist“.

    Die Aufgaben des neuen CEOs

    Auch Starbucks kann sich den rapiden Preissteigerungen nicht entziehen. Kaffee wird teurer. Verpackungen werden teurer. Vor allem aber wir das Personal teurer: In den nächsten 18 Monaten wird Starbucks die Stundenlöhne in den USA um 17 % erhöhen.

    Diese Kostensteigerungen muss Starbucks in Form höherer Verkaufspreise an die Kunden weitergeben. Dabei gelten die Kaffeegetränke des Unternehmens bereits heute als teuer. Durch die steigenden Energiekosten haben viele Kunden weniger Geld für sonstige Ausgaben übrig.

    Aus unserer Sicht wird die Sicherstellung der Bezahlbarkeit die wichtigste Aufgabe von Schultz sein. Gut möglich, dass erst einmal eine Gewinnwarnung veröffentlicht werden muss.

    Darüber hinaus wird sich der neue CEO mit der Nachhaltigkeit, der weiteren Digitalisierung, den Wachstumsmärkten sowie der Entwicklung der Bilanzqualität beschäftigen müssen. Langweilig wird es Schultz daher wohl kaum werden.

    In seinem 1997 erschienenen Buch POUR YOUR HEART INTO IT schreibt er:

    I’ve tried to make decisions based on what’s right for the future of the company, not what’s right for the stock price.

    Ich habe versucht, Entscheidungen auf der Grundlage dessen zu treffen, was für die Zukunft des Unternehmens richtig ist, und nicht auf der Grundlage dessen, was für den Aktienkurs richtig ist.

    Howard Schultz, POUR YOUR HEART INTO IT, How Starbucks Built a Company One Cup at a Time

    Bis zum Jahr 2017 war dieses Zitat mit Sicherheit zutreffend. Die ab 2018 durchgeführten „Optimierungsaktivitäten“ haben zwar zu einem rapiden Kursanstieg geführt, stehen mit dem Zitat jedoch im Widerspruch. Es bleibt spannend.

    Kapitalallokation/ Capital Allocation

    Starbucks ist ein rapide wachsendes und stark cashgenerierendes Unternehmen. Jährlich werden mehr als 4 Mrd. USD Free Cash Flow erwirtschaftet. Für die langfristige Rendite ist es von entscheidender Bedeutung, wie dieser Cashflow angelegt wird.

    Das Management verspricht uns trotz der bereits erreichten Größe bis zu 12 % Wachstum beim Gewinn je Aktie, dazu kommen noch 2 % Dividendenrendite. Hat Starbucks die 14 % Rendite-Formel gefunden?

    Starbucks möchte mit der Growth @ Scale Strategie den Gewinn je Aktie zweistellig steigern
    Bildquelle: 2020 Investor Day, Präsentation von CFO Patrick Grismer, Starbucks.

    Werfen wir dazu einen Blick auf die Kapitalallokation bzw. Aufteilung des Cashflows. Das Unternehmen hat sich drei Prioritäten gesetzt:

    Capital Allocation der Starbucks Aktie: Wachstum der Stores, Dividende, Aktienrückkäufe
    Bildquelle: 2020 Investor Day, Präsentation von CFO Patrick Grismer, Starbucks.

    Wachstumsinvestitionen

    Starbucks finanziert die Eröffnung neuer Stores und die Verbesserung der Technologie. Die Eröffnung eines neuen Stores in den Vereinigten Staaten ist mit einer Kapitalinvestition von durchschnittlich 680.000 USD verbunden.

    Bereits nach 1,5 Jahren hat der Store die Investition (auf EBITDA-Basis) zurückverdient. Das liegt unter anderem daran, dass Starbucks keine teuren Küchen anschaffen muss und zudem die Räumlichkeiten stets mietet.

    Neu eröffnete Starbucks Stores werfen eine hohe Kapitalverzinsung ab
    Bildquelle: Doppio, Oktober 2018, S. 7, Pershing Square Capital Management, L.P.

    Angesichts einer derart hohen Verzinsung ist es nur sinnvoll, die Zahl der Stores weiterhin auszuweiten.

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      Dividende: Wird Starbucks zum Dividendenaristokraten?

      Das Unternehmen möchte um die 50 % des Gewinns als Dividende ausschütten.

      Mittlerweile zahlt Starbucks seit 12 Jahren eine jedes Jahr gesteigerte Dividende aus. Zuletzt wurde die Dividende im September 2021 um 9 % erhöht.

      Gewinn (grün) und Dividende (blau) je Aktie

      Dividende der Starbucks Aktie: Wird jährlich erhöht, zuletzt um 9 %
      Bildquelle: Aktienfinder.net.

      Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es auch in den nächsten Jahren nach kräftigen Dividendensteigerungen aus. Ob die Dividende wirklich über 25 Jahre in Folge angehoben werden und Starbucks so eines Tages in den elitären Club der Dividendenaristokraten aufsteigen kann, wird sich in der Zukunft zeigen.

      Starbucks hat die Verschuldung zuletzt hochgefahren, obwohl das Unternehmen zyklische Schwankungen im Geschäftsverlauf verkraften muss. 2020 überstieg die Dividende aufgrund des Gewinnrückgangs sogar den Gewinn. Wäre die wirtschaftliche Erholung langsamer abgelaufen, hätte Starbucks die Dividende wohl kürzen müssen.

      Dividendenrendite der Starbucks Aktie

      Starbucks Aktie: Dividendenrendite im Zeitverlauf
      Bildquelle: Aktienfinder.net.

      Aktuell beträgt die Dividendenrendite 2,2 %. Angesichts der hohen jährlichen Steigerungen von 10-15 % ist das attraktiv.

      Aktienrückkäufe

      Sofern nach Investitionen in neue Stores und der Ausschüttung der Dividende noch Geld übrig ist, soll der restliche Betrag in den Rückkauf von Aktien fließen. In den letzten Jahren wurden sogar Schulden gemacht, um noch mehr Aktien zurückkaufen zu können.

      Wegen Aktienrückkäufen sinkt die Zahl der Starbucks Aktien ab
      Bildquelle: Aktienfinder.net.

      Über die letzten 10 Jahre ist die Zahl der ausstehenden Aktien um 2,6 % pro Jahr gesunken. Was bedeutet das? Wer vor 10 Jahren in die Starbucks Aktie investiert hat, besitzt heute ohne Nachkäufe einen 30 % höheren Anteil am Unternehmensgewinn.

      Durch die Rückkäufe werden andere Aktionäre herausgekauft, der Unternehmensanteil verteilt sich auf immer weniger Eigentümer.

      Fazit zur Capital Allocation

      In der Vergangenheit ist die Strategie aufgegangen. Sie hat über einen Zeitraum von 30 Jahren zu einer jährlichen Rendite von 22 % geführt. Sofern sich die Wirtschaft auch in Zukunft schnell von Krisen erholt, ist weiterhin mit einer überdurchschnittlichen Rendite zu rechnen. Falls nicht, gerät Starbucks in ernste Schwierigkeiten.

      Ermittlung der Renditeerwartung

      Der fundamentale Wert eines Unternehmens ergibt sich aus den künftigen Cashflows, die den Eigentümern zustehen. Wenn wir den Wert eines Unternehmens berechnen wollen, müssen wir möglichst realistische Annahmen zur künftigen Geschäftsentwicklung treffen. Daher haben wir uns in den vorherigen Abschnitten viel mit der Geschäftstätigkeit beschäftigt.

      Relevante Faktoren für die Höhe der künftigen Cashgenerierung sind:

      • die Höhe des jährlichen Umsatzwachstums aus eigener Kraft
      • die Entwicklung der Gewinnmarge

      Höhe des Umsatzwachstums aus eigener Kraft

      Das Management von Starbucks peilt ein jährliches Umsatzwachstum von 8-10 % an. 6 % sollen aus der Eröffnung neuer Stores kommen, 4 % aus der Umsatzsteigerung der bestehenden Stores.

      Trotz der bereits 34.000 Stores gelingt es dem Unternehmen nach wie vor, neue Stores zu eröffnen, die sich einer hohen Nachfrage erfreuen.

      Um vorsichtiger vorzugehen, trauen wir Starbucks langfristig gesehen „nur“ 7 % jährliches Umsatzwachstum zu, weil wir von einer zunehmenden Sättigung des US-Marktes ausgehen.

      Entwicklung der Gewinnmarge

      Die Manager glauben daran, dass die Gewinnmarge langfristig in Richtung 20 % angehoben werden kann. Wir gehen erneut vorsichtiger vor und trauen dem Unternehmen nur eine stagnierende Marge von rund 18 % zu.

      Höhe der aktuellen Ertragskraft/ Höhe des Free Cash Flows

      Wir schätzen die Cashgenerierung von Starbucks auf 4.400 Mio. USD pro Jahr. Das entspricht einem Wert von 3,82 USD je Aktie.

      Renditeerwartung in Abhängigkeit vom Einstandskurs

      Wenn die Ertragskraft von Starbucks langfristig um 7 % pro Jahr steigt, dann „muss“ auch der Aktienkurs um 7 % pro Jahr zulegen. Ansonsten würde sich die Bewertung verändern. Dazu kommt noch die Free Cash Flow-Rendite von 4,4 %, die Starbucks Jahr für Jahr an die Aktionäre ausschütten könnte, ohne dabei Substanzausschüttungen vornehmen zu müssen. 

      In Summe trauen wir der Aktie beim aktuellen Kurs eine Renditeerwartung von etwa 11,4 % pro Jahr zu, die sich je nach Einstiegskurs verändern kann. Jeder Investor muss selbst festlegen, ab welcher Renditeerwartung er bereit ist, die mit einer Investition verbundenen Risiken einzugehen.

      Jährliche RenditeerwartungEinstandskurs
      10 %127 USD
      11 %96 USD 
      12 %76 USD 
      13 %64 USD 
      14 %55 USD 
      15 %48 USD 
      16 %42 USD 
      17 %38 USD
      18 %35 USD
      19 %32 USD
      20 %29 USD

      Ergänzende Bewertung anhand des KGVs

      Bewertung der Starbucks Aktie anhand des KGVs
      Bildquelle: Aktienfinder.net.

      In den letzten 15 Jahren wurde die Starbucks Aktie meistens in einer Spanne vom 20- bis 40-fachen Gewinn bewertet. Im Durchschnitt lag die Bewertung beim 29-fachen KGV.

      Aktuell wird die Starbucks Aktie „nur“ mit dem 22-fachen Gewinn des nächsten Jahres (2023e) bewertet. Im historischen Vergleich ist die Aktie daher günstig bewertet. Sofern die Aktie wieder mit dem 29-fachen Gewinn bewertet werden würde, müsste sie um 32 % steigen.

      Wie wahrscheinlich ist ein solches Szenario? Aus unserer Sicht nicht allzu wahrscheinlich. Denn wir sehen folgende Gründe für einen Bewertungsabschlag gegenüber der historischen Bewertung:

      • Erhöhte Inflation, steigende Zinsen: In solch einem Umfeld sinken die Bewertungen von Aktien.
      • China-Unsicherheit: Der zweitgrößte Markt nach den USA ist China. Die dort angewandte Zero-COVID-Politik sorgt für eine schwache Entwicklung in diesem Markt.
      • Financial Engineering: Starbucks ist stärker gehebelt als in der Vergangenheit. Auch das rechtfertigt einen gewissen Bewertungsabschlag.

      Wenn wir einen Bewertungsabschlag von 20 % annehmen, liegt das neue faire KGV bei einem Wert von 23. Ziemlich genau dort, wo die Aktie aktuell notiert.

      Buy-and-Hold Checkliste

      KriteriumEinschätzungErfüllt
      1. Hohe Verzinsung des eingesetzten KapitalsStarbucks mietet die Standorte an, dadurch kann der Kapitalbedarf erheblich gesenkt werden. Das eingesetzte Kapital ist minimal und verzinst sich extrem gut. Ja
      2. Wachstum über viele Jahre möglich – RückenwindObwohl die USA nur 4 % der Weltbevölkerung ausmachen, erwirtschaftet Starbucks in diesem Markt 77 % des Gewinns. Sofern Indien in den nächsten Jahrzehnten wirtschaftlich auf das Niveau eines Industrielandes aufsteigt, ergibt sich allein in diesem Markt das vierfache Potential des US-Geschäfts. Ja 
      3. Stabiler Burggraben und Wettbewerbsvorteile         Die Marke Starbucks strahlt stärker als je zuvor. Ja 
      4. Wiederkehrender UmsatzViele Kunden haben sich an die tägliche Zucker- und Koffeindosis gewöhnt. Sie bauen den Starbucks Besuch in ihren Alltag ein. Ja 
      5. Keine großen AbhängigkeitenDie Geschäftsentwicklung ist von der wirtschaftlichen Situation der US-Bevölkerung abhängig!Nein 
      6. Solide BilanzStarbucks hat in den letzten Jahren alle Hebel umgelegt, um die kurzfristige Rendite zu maximieren. Die Verschuldung ist erheblich gestiegen und soll noch weiter erhöht werden.Nein 
      7. Gute KapitalallokationSeit 30 Jahren steigt die Starbucks Aktie überdurchschnittlich stark.Ja 

      Grundsätzlich eignet sich die Starbucks Aktie als aussichtsreiche Buy-and-Hold Investition. Die Kombination aus zyklischer Geschäftsentwicklung und hoher Verschuldung ist allerdings gefährlich. Bereits einmal ist der Aktienkurs um 80 % eingebrochen. Mit einem Unterschied: Damals war Starbucks noch schuldenfrei.

      Starbucks ist keine langweilige Konsumgüteraktie vom Charakter einer Nestlé oder Coca-Cola. Wenn die Pläne aufgehen, ist eine weit überdurchschnittliche Rendite möglich. Wenn nicht, droht ein heftiger Einbruch des Aktienkurses.

      Daher sollten vorsichtige Investoren eine kleine Positionsgröße wählen oder gleich ganz auf eine Investition verzichten.

      Chancen und Risiken einer Investition in die Starbucks Aktie

      Wer in Aktien investiert, setzt sich unternehmerischen Chancen und Risiken aus. Eine Investition sollte nur dann erfolgen, wenn das Chance-Risiko-Verhältnis auf Basis eigener Überlegungen als positiv eingeschätzt wird.

      Chancen

      🍀 Über 4 Mrd. USD Cashgenerierung: Die Starbucks Marke ist von unglaublich hohem Wert. Sie löst bei vielen Konsumenten eine magische Anziehungskraft aus.

      Wer zu Starbucks geht, ist Teil eines coolen, fortschrittlichen, erfolgreichen und sonderbaren Lifestyles. Es ist der US Downtown Lifestyle in deiner Stadt! Natürlich sind die angebotenen Produkte süß, ungesund und viel zu teuer. Das weiß jeder, und vielleicht macht gerade dieser Umstand den Reiz aus. Das Ritual des täglichen Zucker- und Koffeinschubs wird schnell zur täglichen Gewohnheit. Der Körper verlangt danach. Irgendwie ist es doch auch interessant, ein bisschen unvernünftig zu sein, eine kleine Pause in einem sonst so stressigen Alltag einzulegen, sich einen Moment des bezahlbaren Luxus unter Gleichgesinnten zu gönnen. Andere Konsumenten geben täglich 7 EUR für eine Schachtel Zigaretten aus, auch dieses Geschäftsmodell funktioniert seit Jahrzehnten. Warum dann nicht der überteuerte Kaffee? Wer weiß, vielleicht trifft man in der Warteschlange schon morgen seinen künftigen Partner?

      Starbucks hat einen ganz besonderen Reiz. Manche verfallen ihm, andere sind resistent. Wir wollen das Geschehen nicht bewerten, sondern aus einer gewissen Flughöhe beobachten. Da stellen wir nunmal fest: Das Konzept geht auf. Weltweit. Seit mehreren Jahrzehnten. Starbucks erwirtschaftet für die Eigentümer einen hohen Cashflow, der in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen sofort ausgekehrt wird. Warum sollte man sich solch ein Asset entgehen lassen?

      🍀 Erhebliche Wachstumsperspektiven: Noch immer erwirtschaftet Starbucks 77 % des Gewinns in den USA, obwohl dort nur wenige Prozent der Weltbevölkerung leben. Sofern sich der wirtschaftliche Aufstieg von Milliarden Menschen fortsetzt, wird sich Starbucks weiterhin prächtig entwickeln können. Starbucks expandiert gleichzeitig in verschiedene Richtungen:

      • Erschließung neuer Länder
      • Mehr Standorte in den bereits erschlossenen Ländern
      • Ausbau des digitalen Angebots, um eine noch bequemere Bestellung und Bezahlung zu ermöglichen
      • Lieferung nach Hause und ins Büro
      • Expansion in den Supermärkten

      🍀 Ausnahme-Unternehmer Howard Schultz: Vor knapp 40 Jahren hat alles angefangen. Mit einer einfachen Idee, die nach einer Italien-Reise entstanden ist. Und nun bedient Starbucks bereits mehr als 100 Mio. Kunden jede Woche. Schultz hat das Unmögliche möglich gemacht. Er ist ein Ausnahme-Unternehmer. Ab April 2022 wird er zum dritten Mal den CEO-Posten übernehmen. Wir können gespannt sein, welche Schachzüge ihm diesmal einfallen werden!

      Risiken

      ⚠️ Mögliche Sättigung des US-Marktes: Der Großteil des Gewinns wird in den USA erzielt. Allein in Manhattan betreibt Starbucks 214 Stores. Wer aus einem Geschäft herausläuft, befindet sich bereits vor dem nächsten Laden. Pro 15.000 Personen gibt es einen Standort.

      Allein in Manhattan gibt es 214 Starbucks Stores
      Bildquelle: 2020 Investor Day, Präsentation von COO Roz Brewer, Starbucks.

      Irgendwann ist das Potential ausgeschöpft. Nicht jeder US-Amerikaner lässt sich vom Konzept überzeugen. Unklar ist, wann genau die Sättigung eintreten wird. In den Jahren von 2015 bis 2018 hat sich das Umsatzwachstum auf bestehender Fläche (ohne Neueröffnungen) bereits erheblich abgeschwächt.

      Gesättigter US-Markt: Der Umsatz der US-Filialen ist zuletzt kaum noch gestiegen
      Bildquelle: Doppio, Oktober 2018, S. 18, Pershing Square Capital Management, L.P.

      Während der Umsatz auf bestehender Fläche im Jahr 2015 noch um 7 % gestiegen ist, sank das Wachstum bis zum Jahr 2018 auf nur noch 2 %. Schlimmer noch: Dieses Wachstum war ausschließlich auf Preiserhöhungen (Ticket) zurückzuführen. Die Zahl der Bestellungen (Transaction) war 2017 und 2018 leicht rückläufig.

      ⚠️ Bezahlbarkeit der Produkte: Starbucks ist für seine hohen Preise bekannt. Irgendwo wird es eine Schmerzgrenze für viele Konsumenten geben. Diese könnte schon bald ausgetestet werden.

      Der Hintergrund: Viele Amerikaner müssen mit steigenden Benzinpreisen umgehen. Das Budget für alltägliche Luxusausgaben wird kleiner. In dieser ungünstigen Ausgangslage wird Starbucks nun hohe Preiserhöhungen durchsetzen müssen.

      Denn die Kosten galoppieren davon. So hat das Unternehmen angekündigt, die Stundenlöhne der Angestellten in den nächsten 18 Monaten um 17 % erhöhen zu wollen (!). Auch andere Kostenpositionen wie Kaffeebohnen oder Verpackungsmaterial verteuern sich rapide.

      Starbucks wird die Löhne in den USA in den nächsten 18 Monaten um 17 % erhöhen
      Bildquelle: News, 16. März 2022, Starbucks.

      Um die Gewinnmarge stabil zu halten, ist Starbucks dazu übergegangen, alle drei Monate die Preise an die gestiegenen Kosten anzupassen. Im Oktober 2021 und Januar 2022 haben die Kunden diese Preiserhöhungen akzeptiert. Die Nachfrage ist trotzdem weiter angestiegen.

      Bisher führen die Preiserhöhungen von Starbucks nicht zu einem Rückgang der Nachfrage
      Bildquelle: Q1 2022 Earnings Call Transkript, Starbucks.

      Bereits in den nächsten Quartalen könnte sich das ändern. Denn bei einer hohen Inflation gibt es viele Verlierer – und nur sehr wenige Gewinner.

      ⚠️ Drohende Gewinnwarnung: Howard Schultz ist dafür bekannt, auch mal unbequeme Entscheidungen zu treffen. Sollte er sich dazu entscheiden, trotz steigender Kosten erst einmal auf Preiserhöhungen zu verzichten, droht eine Gewinnwarnung. Genau dieses Vorgehen hat er vor einigen Jahren schon einmal praktiziert.

      Der bisherige CEO Kevin Johnson war diesbezüglich anders eingestellt. Er hat quasi Tag und Nacht auf den Aktienkurs geschielt. Schultz hingegen hat keinen Grund dafür. Er wird während seiner gesamten Tätigkeit nur einen symbolischen USD Lohn beziehen.

      Starbucks bekommt mit Kevin Johnson einen neuen CEO
      Bildquelle: News, 16. März 2022, Starbucks.

      Zudem muss Schultz einige weitere Herausforderungen bewältigen:

      • Die Nachhaltigkeit muss verbessert werden. Starbucks muss sich von den Einwegverpackungen verabschieden.
      • Der Wasserverbrauch muss gesenkt werden.
      • Starbucks muss den Anteil Erneuerbarer Energien erhöhen.
      • Der Anteil veganer und vegetarischer Produkte muss ausgebaut werden.

      ⚠️ Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Entwicklung: 2008/2009 und 2020 hat sich die Gewinnmarge innerhalb kurzer Zeit deutlich reduziert. Starbucks wird auch in Zukunft von wirtschaftlichen Krisen getroffen werden.

      ⚠️ Bilanz ohne Eigenkapital: CEO Kevin Johnson hat sich dazu entschieden, die Verschuldung deutlich zu erhöhen. Nun schwankt der Aktienkurs in beide Richtungen stärker. Im Falle einer schweren und/oder andauernden Wirtschaftskrise droht die Streichung der Dividende. Im Extremfall ist sogar eine verwässernde Kapitalerhöhung denkbar.

      ⚠️ Image/Skandale: Starbucks lebt von der Anziehungskraft der Marke. Sollte es einen Lebensmittel-Skandal geben, könnte das weltweit Wellen schlagen.

      Fazit zur Starbucks Aktie: Formel für 14 % jährliche Rendite gefunden!

      Operative Einschätzung: Starbucks ist eine beispiellose amerikanische Erfolgsgeschichte. Es ist die mit Abstand dominierende Marke im wachsenden Kaffeemarkt. Trotz der bereits erreichten Größe bieten sich Starbucks auf Jahre hinaus hohe Wachstumsschancen. Marktpositionierung, Markenstärke, Gewinnmarge und Kapitalverzinsung sind hervorragend.

      Starbucks ist um den Faktor 15 größer als der zweitgrößte Wettbewerber McDonald’s. Das Unternehmen überzeugt mit einer hohen Cashgenerierung von über 4 Mrd. USD pro Jahr. Es ist die Aktie, um sich an den Wachstumschancen im Kaffeemarkt zu beteiligen.

      Das Unternehmen wurde hart von der Coronakrise getroffen, hat sich anschließend schnell erholt. Ist mit voller Kraft zurückgekehrt. Und jetzt ist auch noch Gründer und Ausnahme-Unternehmer Howard Schultz zurück!

      Einschätzung zur Bewertung: Das Management traut sich 10 % jährliches Umsatzwachstum zu. Addiert man die Dividende und die Aktienrückkäufe dazu, ergibt sich unter der Annahme eines konstanten KGVs eine Formel für 14 % jährliche Rendite.

      Doch Vorsicht: Diese Chancen werden unter Ausnutzung der gesamten Trickkiste des Financial Engineerings erkauft. Unter anderem wird Starbucks mit einem negativen Eigenkapital von 8 Mrd. USD geführt. Daher eignet sich die Aktie nicht für vorsichtige Anleger.

      Starbucks ist keine langweilige Konsumgüteraktie, die jährlich nur ein paar Prozent Rendite abwirft. Es ist die mit reichlich Koffein aufgeladene, wachstumshungrige amerikanische Erfolgsgeschichte.

      Bisher bin ich persönlich nicht in der Starbucks Aktie investiert. Ich möchte beobachten, wie gut es Starbucks gelingen wird, die Kostensteigerungen in Form von Preiserhöhungen an die Kunden weiterzugeben. Die nächsten Quartale könnten herausfordernd werden.

      Wenn sich ein attraktives Einstiegsfenster öffnet, werde ich eine Position aufbauen. Bei einem Aktienkurs von um die 75 USD würde die Aktie nur noch mit einem KGV von 20 (2023e) gehandelt werden. Das wäre das untere Ende der historischen Bewertungsspanne.

      Wir werden die nächsten Quartalszahlen genau beobachten und uns auf die Lauer legen. Falls du unsere Updates zur Starbucks Aktie nicht verpassen möchtest, abonniere jetzt unseren kostenfreien Newsletter:

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        Sollte sich diese Gelegenheit auftun, werde ich künftig mit einem breiten Grinsen an den meist gut besuchten Stores vorbeispazieren.

        Jetzt bist du an der Reihe: Hast du noch Fragen zur Starbucks Aktie? Was siehst du anders? Bist du investiert oder nicht? Schreibe einen Kommentar unter der Analyse. Wir freuen uns auf deine Einschätzung.

        Worauf in Zukunft achten?

        Ab sofort werden wir die weitere Entwicklung der Starbucks Aktie verfolgen. In Zukunft sollten aus unserer Sicht folgende Punkte besonders genau beobachtet werden:

        • Vergleichbares Umsatzwachstum: Wie stark steigt der Umsatz auf vergleichbarer Fläche (ohne Neueröffnungen)? Das ist der wichtigste Indikator für die Anziehungskraft und Attraktivität der Marke.
        • Wachstum im At Home-Geschäft: Entwickeln sich die Partnerschaften mit PepsiCo und Nestlé weiterhin gut?
        • Entwicklung der operativen Gewinnmarge: Gelingt es, die Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben?
        • Entwicklung der Starbucks Rewards Mitglieder: Je mehr Mitglieder Starbucks hat, desto enger die Kundenbeziehungen, desto stärker die Verbindung mit der Marke, desto größer die digitalen Chancen.
        • Entwicklung der Bilanz: Steigt der Verschuldungsgrad weiter? Wie hoch ist der Cashpuffer, um in schwierigen Zeiten liquide zu bleiben?
        • China Risiko: Wie steht es um die Aussichten im chinesischen Markt?
        • Fortschritte im Bereich der Nachhaltigkeit: Gelingt es Starbucks, den Müll zu reduzieren?

        Recherchequellen

        Dieser Abschnitt ist für alle, die auf eigene Faust weiter recherchieren möchten. Hier folgt eine Auflistung der wichtigsten Recherchequellen sowie der noch nicht im Verlauf der Analyse aufgeführten Quellen:

        RecherchequelleWas ist dort zu finden?
        Finanzrocker.netPodcast USA-Roadtrip mit Eindrücken zu Starbucks
        Aktienfinder.netGrafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung 
        Marketscreener.comAnalystenschätzungen zur künftigen Entwicklung
        TIKR.comGrafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung
        StarbucksGeschäftsbericht 2021 
        Starbucks News: Global Coffee Alliance with Nestlé 
        Starbucks FactSheet: North American Coffee Partnership with PepsiCo
        StarbucksUnternehmensgeschichte und Meilensteine 
        Starbucks Transkript zum Annual Meeting, 16. März 2022 
        StarbucksTranskript zum Q1 2022 Earnings Call
        StarbucksQ1 2022 Quartalsergebnisse
        StarbucksTranskript zum Investor Day 2020
        SeekingAlphaNews: Starbucks CEO nennt 2022 ein „Investment Jahr“
        SeekingAlphaNews: Starbucks arbeitet an Alternativen zum Einweg-Becher
        StarbucksNews: BAYA Energydrink wird ab sofort verkauft
        Starbucks News: Howard Schultz wird neuer CEO
        StarbucksNews: Starbucks erhöht Stundenlöhne um 17 %
        StarbucksInvestor Day 2020, Präsentation vom CFO
        Starbucks Investor Day 2020, Präsentation vom COO
        StarbucksInvestor Day 2020, Präsentation vom CEO
        StarbucksPräsentation zum Shareholder Meeting 2022
        Pershing Square Capital MgmtDoppio, Präsentation zur Starbucks Investition (2018)
        PepsiCo PartnersStarbucks Website