Über das Interview
Letzte Woche haben wir das Eigenkapitalforum in Frankfurt besucht. Dabei handelt es sich um die größte Kapitalmarktveranstaltung Deutschlands. Rund 250 börsennotierte Unternehmen haben sich vorgestellt.
Wir haben die Gelegenheit genutzt und mit einigen Vorständen Interviews geführt.
In diesem Beitrag geht es um die Stuttgarter TAKKT AG.
Geschäftsmodell der TAKKT AG
TAKKT ist ein auf Unternehmenskunden fokussierter Omnichannel-Händler, der Artikel zur Geschäftsausstattung liefert.
Kunden aus der Industrie bestellen bei TAKKT bspw. Hubwagen, Dienstleistungsunternehmen lassen sich Büroequipment liefern und Restaurants können aus einer Vielzahl von Produkten auswählen, die bei der Zubereitung und Präsentation von Speisen benötigt werden.
In den letzten Jahren hat sich TAKKT vom Katalogversender zum E-Commerce Unternehmen weiterentwickelt.
Investitionsthese
TAKKT hat sich eine gute Marktposition aufgebaut und möchte in den kommenden Jahren Marktanteile gewinnen. Die Kostenstruktur ist flexibel, was eine schnelle Anpassung an Nachfrageänderungen ermöglicht.
Der Stuttgarter Konzern ist für ein Handelsunternehmen sehr profitabel, verfügt über eine solide Bilanz und erwirtschaftet kontinuierlich hohe Zahlungsmittelüberschüsse. Die Aktionäre werden mit üppigen Dividenden am Unternehmenserfolg beteiligt.
Kommen wir nun zum Interview. Das haben wir mit Lars Bolscho, dem Finanzvorstand der TAKKT AG, geführt. Er ist seit mehr als 14 Jahren für die TAKKT AG tätig, seit Januar 2023 als CFO. An seinem Job reizt ihn, dass er einerseits ein professionell aufgestelltes Unternehmen führen kann, andererseits Entscheidungen immer noch schnell getroffen werden.
Unsere Fragen an den Finanzvorstand der TAKKT Aktie
Warum kaufen die Kunden bei der TAKKT AG und nicht bei der Konkurrenz ein? Was sind ihre Stärken?
Wir haben uns ausschließlich auf Unternehmenskunden spezialisiert. Diesen Abnehmern bieten wir folgende Vorteile:
- Ein kuratiertes (sorgfältig ausgewähltes) Sortiment, mit dem wir eine Überforderung der Kundschaft vermeiden. Zudem sind die meisten Produkte auch noch Jahre später im Angebot, sodass die Kunden bei Bedarf jederzeit nachbestellen und auf bewährtes Equipment setzen können.
- Wir gestalten den Bestellprozess möglichst einfach und effizient.
- Die Lieferung erfolgt zeitnah.
- Außerdem bauen wir unser Angebot an nachhaltigen Produkten laufend aus.
Wie zyklisch ist das Geschäftsmodell der TAKKT AG?
Bei den meisten von uns angebotenen Produkten können die Kunden eine Neuanschaffung ohne größere negative Folgen um einige Monate herauszögern.
Daher schieben die Käufer die Anschaffung solcher Artikel in schwierigen Zeiten auf, was zu einem zyklischen Geschäftsverlauf führt. Sobald sich die Wirtschaft erholt, gehen bei der TAKKT AG wieder mehr Bestellungen ein.
Wir können mit diesen Schwankungen gut umgehen und wissen, was zu tun ist: So legen wir in diesen Zeiten einen besonderen Wert auf eine stabile Rohertragsmarge, senken die Marketingausgaben und achten auf den Cashflow. Dieser fällt durch den Lager- und Forderungsabbau in solchen Phasen besonders hoch aus, weil wir uns an die gesunkene Nachfrage anpassen.
Was bereitet aktuell die größten Probleme?
Auch die TAKKT AG bekommt das angeschlagene Wirtschaftsumfeld zu spüren. Seit August hat sich die Nachfrage nochmals stärker eingetrübt. Aktuell spüren wir noch keine Belebung des Bestellverhaltens.
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Was ändert sich bei der TAKKT Group in den kommenden fünf Jahren?
Wir werden uns darauf konzentrieren, stärker zu wachsen und mehr Marktanteile zu gewinnen. Der Markt ist nach wie vor sehr fragmentiert, sodass sich großes Wachstumspotential bietet. Je nach Definition liegt unser Marktanteil aktuell erst bei 1-3 %.
Ende März werden wir unsere neuen Mittelfristziele im Hinblick auf Wachstum, Ergebnis und Cashflow bekanntgeben. Wir wollen unser Wachstumstempo deutlich beschleunigen. (Hinweis von Abilitato: In den letzten 10 Jahren lag das Umsatzwachstum bei knapp 4 % p.a.)
Die hohe Profitabilität und Cashgenerierung werden wir dabei aber nicht aus den Augen verlieren. Mittelfristig trauen wir uns eine Bruttomarge von 40 % zu und wollen unsere EBITDA-Marge wieder in Richtung 12 % steigern. (Hinweis von Abilitato: Das würde zu einer EBIT-Marge von ca. 9 % führen)
Um die Margenziele zu erreichen, setzen wir eine Reihe von effizienzsteigernden Maßnahmen um. Wir kommen aus einer Struktur, in der die einzelnen Geschäfte sehr unabhängig voneinander geführt wurden und alle ihre eigenen Systeme und ihre eigene Logistik betrieben haben. Das ändern wir nun durch eine schrittweise Integration der Tech- und Logisitik-Infrastruktur.
Zusätzlich erwarten wir spürbare Effizienzverbesserungen durch eine stärkere Skalierung und eine bessere Auslastung der Infrastruktur, sobald das Wachstum anzieht. Und wir erhöhen den Anteil von nachhaltigen Produkten, mit positiven Auswirkungen auf das Kaufverhalten unserer Kunden und die Profitabilität.
Verglichen mit dem Jahr 2018 ist die operative Gewinnmarge gesunken. Wie sehr hat sich durch den Umstieg vom Katalog- zum Onlinehandel die Preistransparenz erhöht – und welche Folgen hat das für die Profitabilität?
Wir hatten in der Spitze eine Bruttomarge von bis zu 43%, müssen aber trotz der eher geringen Preistransparenz auf unseren Märkten schauen, dass wir nicht zu teuer sind. Eine Bruttomarge von 40% halten wir allerdings auch in den kommenden Jahren für realistisch.
Mit den Eigenmarken lässt sich eine etwas höhere Bruttomarge erzielen. Den Umsatzanteil dieser Produkte konnten wir in den letzten vier Jahren von 22 auf 29 % steigern.
Außerdem arbeitet die TAKKT Group an einem differenzierten Pricing. Früher wurde in der Regel mit pauschalen Margen gearbeitet. Nun werden die Margen je nach Produkt und Wettbewerbsumfeld kalkuliert.
Vielen Dank für das Interview. Wo können Anleger weitere Informationen zur TAKKT Aktie finden?
Auf der Investor Relations Seite. Dort können Anleger unter anderem eine Reihe von Unternehmenspräsentationen downloaden.
Abilitato Einschätzung zur TAKKT Aktie
Hinweis: Ab hier handelt es sich um die persönliche Einschätzung der TAKKT Aktie vom Autor Jonathan Neuscheler.
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