Warren Buffett's Brief an die Aktionäre: Das sind unsere 5 Highlights (2023)

Das sind die 5 Highlights aus Warren Buffetts Brief an die Aktionäre (2023)

Endlich ist er da: Warren Buffetts Brief an die Aktionäre. Wir haben die Top 5 Highlights herausgepickt. Was der erfolgreichste Investor der Welt mit mehr als 80 Jahren Erfahrung zu sagen hat und was du daraus lernen kannst, erfährst du jetzt im Artikel.

Inhaltsverzeichnis

Über diesen Artikel

Am Samstag, den 25. Februar 2023 ist Warren Buffetts neuester Brief an die Aktionäre erschienen.

Bereits seit Jahrzehnten schreibt der wohl erfolgreichste Investor der Welt einmal im Jahr an seine Aktionäre über die Themen, die ihm gerade wichtig erscheinen.

Wir sind das Dokument durchgegangen und haben in diesem Artikel die aus unserer Sicht 5 Highlights zusammengefasst und um eigene Gedanken erweitert.

Apple ist die größte Aktienposition von Berkshire Hathaway
Apple ist mit einem Depotanteil von fast 40 % die größte Aktienposition von Berkshire Hathaway. Seit der Investition vor rund fünf Jahren hat sich der Wert der Position in etwa verfünffacht.

Warren Buffetts Brief an die Aktionäre

Am Samstag war es soweit: Der legendäre Brief von Buffett an die Aktionäre der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway wurde endlich veröffentlicht. 

In diesem Jahr ist das Dokument auf einen Umfang von 10 Seiten zusammengeschrumpft, in den beiden Vorjahren waren es noch 12 bzw. 15 Seiten. 

Wird der Super-Investor nun also altersmüde? Davon ist im neuen Brief keine Spur zu erkennen. Denn obwohl Warren Buffett mittlerweile auf eine mehr als 80-jährige Investorenkarriere zurückblickt, ist auch der diesjährige Brief gespickt mit wertvollen Einblicken, Erfahrungen und Einordnungen. In diesem Jahr handelt es sich wohl um eine Art Konzentrat.

Doch auch wenn Buffett der wohl erfolgreichste Investor der Welt ist, sollten ihn andere Anleger keinesfalls blind kopieren. Schließlich befinden sich alle in unterschiedlichen Ausgangslagen und verfolgen zudem individuelle Ziele. Sich hingegen inspirieren zu lassen und den einen oder anderen Gedankengang in die eigene Strategie einzubauen, dürfte kaum schaden. Los geht‘ mit unseren 5 Highlights aus der diesjährigen Ausgabe:

Totgesagte leben länger

Es ist noch gar nicht lange her, da gab es zahlreiche Medienberichte, denen zufolge Buffett nun aber wirklich zu alt sei. Jüngere Investoren wie Cathie Wood oder Sam Bankman-Fried würden sich besser mit Technologie und Innovation auskennen und seien daher die neuen Superinvestoren.

Bildquelle: Fortune.com

Doch obwohl Warren Buffett und Charlie Munger mittlerweile ein Alter von 92 bzw. 99 Jahren erreicht haben, konnten sie den S&P 500 Index und das Flagschiffprodukt der „innovativen“ Cathie Wood, den ARK Innovation ETF, im Jahr 2022 weit hinter sich lassen. Sam Bankman-Fried nehmen wir erst gar nicht in die Tabelle auf.

Investment Performance 2022
Berkshire Hathaway (Warren Buffett)+4,0 %
S&P 500 (mit Dividenden)-18,1 %
Ark Innovation ETF (Cathie Wood)-67,0 %

Was viele Marktteilnehmer nicht verstehen: Buffett verfolgt einen defensiven Ansatz, der vor allem in schwierigen Zeiten für eine Outperformance sorgt. Die von ihm geleitete Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway sitzt auf einem Cashberg von fast 130 Mrd. USD.

Da ist es doch nur logisch, dass es bei einer Investmentstrategie mit einem hohem Cashanteil in guten Jahren nicht allzu stark aufwärts gehen kann. Umgekehrt sorgen die gewissenhafte Aktienauswahl und der hohe Cashbestand dafür, dass die Gesellschaft souverän durch die raue See steuert. Und sobald sich an den Märkten preiswerte Gelegenheiten auftun, öffnet Buffett die Schatulle und geht auf große Einkaufstour. Die in den Krisenzeiten günstig eingesammelten neuen Unternehmensanteile sorgen anschließend in den Folgejahren für eine hohe Rendite.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass bei Performance-Vergleichen stets ein gesamter Börsenzyklus und nicht nur ein einziges Jahr berücksichtigt wird. Denn während sich die von Buffett geführte Gesellschaft zuletzt wie gewohnt respektabel geschlagen hat, musste Cathy Wood ein regelrechtes Horrorjahr verkraften.

Aufgrund der ab 2022 durchgeführten Zinserhöhungen kehrte an den Börsen schrittweise die Vernunft zurück. Die in den Zeiten der Geldschwemme gesuchten Story Stocks, Wachstumswerte und Technologietitel wollte plötzlich kaum noch jemand haben. Kein Wunder: Nun richtet sich der Blick der Börsianer zunehmend wieder auf den Cashflow – wo die meisten Lieblinge der Jahre 2020 und 2021 nicht gerade glänzen.

Oder anders gesagt: Buffett wurde einmal mehr zu früh abgeschrieben. Totgesagte leben eben länger.

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    Berkshire Hathaway ist ein Konglomerat

    In Zeiten, in denen etliche große Unternehmen Auf- und Abspaltungspläne umsetzen, wirkt das Konglomerat Berkshire Hathaway überholt. Schließlich gelten Konglomerate als:

    • schwerfällig
    • ineffizient
    • in der Bürokratie erstickend
    • und verstaubt

    Trotzdem (oder gerade deshalb) hat sich Berkshire Hathaway prächtig entwickelt. Denn die von Buffett geführte Gesellschaft beschränkt sich bei den vollständig gehaltenen Unternehmensbeteiligungen auf nur zwei Aufgaben:

    1. Die Auswahl von geeigneten Managern
    2. Die Bereitstellung von Kapital (Capital Allocation)

    Sämtliche operativen Entscheidungen werden dezentral in den jeweiligen Unternehmen getroffen, Buffett lässt seinen Managern großen Freiraum.

    Zudem vermeidet er so die typischen Nachteile eines Konglomerats. Zur Einordnung: Trotz eines Börsenwertes von knapp 700 Mrd. USD arbeiten in den Zentrale nur etwa 30 Mitarbeiter.

    Anstelle einer teuren und lähmenden Bürokratie entsteht durch dieses Vorgehen ein Klima des Vertrauens. Manager können sich auf die langfristige Wertsteigerung konzentrieren statt jedes Quartal „optimierte“ Zahlen abliefern zu müssen. Dadurch kann die Steigerung des inneren Wertes sogar besser gelingen als bei einem börsennotierten Unternehmen.

    Nicht in Aktien, sondern in Unternehmen investieren

    Das dritte Highlight ist fast ein Klassiker:

    Charlie and I are not stock-pickers; we are business-pickers.

    Warren Buffett im Brief an die Aktionäre, Berkshire Hathaway

    Was Buffett mit dem Spruch meint: Anleger sollten nicht zu sehr auf die Kurse schauen. Aktien sollten nicht mehr als Aktien, sondern wieder als Unternehmensanteile gesehen werden. Entscheidend ist es, dass Investoren sich mit Punkten wie

    • der zyklusbereinigten Cashgenerierung
    • den Wachstumsaussichten
    • der Stabilität eines Geschäftsmodells
    • und der Bewertung der jeweiligen börsennotierten Gesellschaft

    auseinandersetzen. Entscheidend ist stets die Frage: Wo kann das Kapital mit einem möglichst guten Chance-Risiko-Verhältnis angelegt werden?

    Effiziente Märkte gibt es nur in den Lehrbüchern

    Das vierte Highlight präsentieren wir euch mit einem direkten Zitat aus dem diesjährigen Brief an die Aktionäre:

    One advantage of our publicly-traded segment is that – episodically – it becomes easy to buy pieces of wonderful businesses at wonderful prices. It’s crucial to understand that stocks often trade at truly foolish prices, both high and low. Efficient markets exist only in textbooks. In truth, marketable stocks and bonds are baffling, their behavior usually understandable only in retrospect.

    Einer unserer Vorteile besteht darin, dass es von Zeit zu Zeit einfach ist, Anteile von wunderbaren Unternehmen zu wunderbaren Preisen zu kaufen. Es ist wichtig zu verstehen, dass Aktien oft zu wirklich dummen Preisen gehandelt werden, sowohl zu hoch als auch zu niedrig. Effiziente Märkte gibt es nur in den Lehrbüchern. In Wahrheit sind die Kursbewegungen rätselhaft, ihr Verhalten kann meist erst im Nachhinein erklärt werden.

    Warren Buffett im Brief an die Aktionäre, Berkshire Hathaway

    Buffett äußert sich üblicherweise diplomatisch, insofern ist dieser Abschnitt für seine Verhältnisse scharf gewählt. In seiner mehr als 80-jährigen Investmentkarriere hat er wohl einfach zu viele Fehlbewertungen erlebt, um sich der These der „effizienten Märkte“ anschließen zu können.

    An dieser Stelle möchten wir betonen, dass ein sinkender Aktienkurs keinesfalls automatisch auf eine Unterbewertung eines Wertpapiers hindeutet. Oftmals gibt es gute Gründe dafür, weshalb ein Kurs nachgibt. Wenn aber die Situation eintritt, dass der Kurs eines

    • seit Jahrzehnten höchst erfolgreichen Konsumgüterunternehmens
    • mit einem riesigen Produktsortiment,
    • einer globalen Aufstellung,
    • einer permanent hohen Cashgenerierung
    • und einer soliden Bilanz

    plötzlich innerhalb eines einzigen Monats um 40 % einbricht, dann hat das beim besten Willen nicht mehr viel mit effizienten Märkten zu tun. Welche Aktie und welcher Zeitraum gemeint ist? Coca-Cola während der Corona-Pandemie.

    Kursverlauf der Coca-Cola Aktie in den letzten 10 Jahren

    Kursverlauf der Warren Buffett Beteiligung Coca-Cola, die auch ein Thema 2023er Brief an die Aktionäre ist
    Bildquelle: Comdirect

    Übrigens bedeutet ein Kurseinbruch von 40 %, dass sogar ein Aufwärtspotential von 67 % besteht, bis der alte Kurs wieder erreicht ist. Und selbst wenn man, wie ich, in den ersten Monaten der Corona-Pandemie regelrecht geschockt war und erst einmal auf eine Lösung der medizinischen Krise gewartet hat, so konnte man sich als Anleger noch den gesamten Sommer über preiswert eindecken.

    Am 27. August war es soweit: Ich habe ein paar Coca-Cola Aktien zu einem Kurs von 40,665 EUR in mein Depot gekauft. In den mittlerweile zweieinhalb Jahren Haltedauer ist ein Kursgewinn von 45 % entstanden, was einem internen Zinsfuß von 17 % entspricht.

    Ein Teil der Rendite entspringt der hervorragenden operativen Entwicklung (Coca-Cola konnte die Ertragskraft steigern und hat die Dividende erhöht), der andere Teil ist auf die Wiederherstellung eines angemessenen Bewertungsniveaus zurückzuführen.

    Warum ich damals in Coca-Cola investiert habe? Es war einzig und allein der Glaube daran, dass der Konsumgüterriese auch in der Corona-Pandemie Antworten auf die veränderte Situation finden und eines Tages zu voller Stärke zurückkehren wird.

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      Ein paar wirklich gute Investment-Entscheidungen genügen

      Im diesjährigen Brief an die Aktionäre betont der Altmeister zudem, dass der Großteil seines Erfolgs auf ein paar wenige, dafür aber wirklich gute Entscheidungen zurückzuführen sei. Namentlich erwähnt er:

      • Den bis zum Jahr 1994 erfolgten Kauf von Coca-Cola Aktien für 1,3 Mrd. USD. Diese Aktienposition sorgt mittlerweile für jährliche Dividendeneinnahmen in Höhe von mehr als 700 Mio. USD. In anderen Worten: In weniger als zwei Jahren schüttet Coca-Cola an Berkshire Hathaway den gesamte Kaufpreis der Aktienposition als Dividende aus.
      • Den bis zum Jahr 1995 erfolgten Kauf von American Express Aktien für ebenfalls 1,3 Mrd. USD. Der Kreditkartenanbieter schüttet an Berkshire Hathaway jährlich mehr als 300 Mio. USD Dividende aus.

      Hätte sich Buffett damals anders entschieden und die 1,3 Mrd. USD in eine 30-jährige Staatsanleihe investiert, so würde er auch heute noch nur 80 Mio. USD Zinsen pro Jahr einstreichen. Ein Bruchteil der Aktieninvestitionen. Dazu kommt ein weiterer Faktor: Während eine Staatsanleihe zum Nennwert zurückgezahlt wird, ist der Wert der beiden eben genannten Aktienpositionen auf jeweils mehr als 20 Mrd. USD angewachsen.

      Was Buffett daraus ableitet: Es braucht nur ein paar wirklich gute Investitionen und einige Jahrzehnte Geduld. Beide Faktoren bewirken Wunder.

      Und obwohl Buffett auch deshalb so erfolgreich ist, weil er fast nie falsch liegt, so tritt er von Zeit zu Zeit durchaus mutig auf. Wenn das Chance-Risiko-Verhältnis ausgezeichnet ist, dann greift er im großen Stil zu. Vor etwa fünf Jahren tätigte der Altmeister eine riesige Investition:

      Er kaufte für mehr als 30 Mrd. USD Apple Aktien. Seitdem hat sich der Kurs inkl. Dividenden etwa verfünffacht. Apple ist mit einem Anteil von fast 40 % der börsennotierten Beteiligungen zur mit Abstand größten Position der Investmentgesellschaft aufgestiegen.

      Und nun passiert mit der Beteiligung an Apple etwas Magisches. Der innere Wert wächst durch gleich drei verschiedene Quellen:

      1. Operatives Gewinnwachstum: Apple ist es gelungen, den Gewinn auf Unternehmensebene zu steigern.
      2. Aktienrückkäufe: Seit 2012 hat Apple mehr als 570 Mrd. USD in den Rückkauf eigener Aktien investiert. Die Zahl der Aktien ist dabei stark geschrumpft. Ein größerer Gewinn wird auf weniger Anteilsscheine verteilt, das hat zur Folge, dass der Gewinn je Aktie umso stärker steigt. Oder in anderen Worten: Ohne Nachkäufe kann Berkshire Hathaway Jahr für Jahr einen größeren Anteil an Apple sein Eigen nennen.
      3. Von Berkshire durchgeführte Rückkäufe: Last but not least führt auch noch Berkshire Hathaway Aktienrückkäufe durch. So wächst der Anteil jeder Berkshire Hathaway Aktie am Berkshire Hathaway Unternehmen.

      Apple tätigt Aktienrückkäufe in einem beispiellosen Umfang

      Zahl der ausstehenden Aktien bei der Warren Buffett Beteiligung Apple
      Bildquelle: Aktienfinder.net.

      Das Learning: Wenn es Gold regnet, sollten Anleger nach dem Eimer greifen und nicht nach dem Fingerhut.

      Wer eine top Gelegenheit mit einem hervorragenden Chance-Risiko-Verhältnis aufspürt, darf mutig sein. Danach ist es wichtig, seine Überzeugung beizubehalten und sich in Geduld zu üben. Jetzt kommt es darauf an, dem Apfel- bzw. Dividendenbaum beim Wachsen zuzuschauen und sich daran zu erfreuen, wie er von Jahr zu Jahr mehr und mehr Früchte bzw. Dividenden trägt.

      Und wer weiß: Vielleicht wirst du dich dann in 20-30 Jahren ähnlich an deinen eigenen Investitionen erfreuen, so wie es heute Buffett geht.

      Das von Warren Buffett geführte Unternehmen Berkshire Hathaway hat die Eisenbahngesellschaft BNSF übernommen
      BNSF: Die Eisenbahngesellschaft befindet sich im vollständigen Eigentum von Berkshire Hathaway und erwirtschaftet Jahr für Jahr mehrere Milliarden USD an Cash-Überschuss.

      Fazit: Warren Buffetts Brief an die Aktionäre ist Jahr für Jahr lesenswert

      Mittlerweile hat Buffett das stolze Alter von 92 Jahren erreicht. Seine Liebe zum Investieren scheint ihn fit zu halten. Wir wünschen ihm bestmögliche Gesundheit.

      Sein Erfolg ist beispiellos. Berkshire Hathaway ist gleich an 10 der 128 ertragstärksten Unternehmen der USA beteiligt (die jeweils mehr als 3 Mrd. USD Gewinn erwirtschaften).

      Die von ihm geführte Gesellschaft war noch nie so gut aufgestellt wie heute, der Cashflow sprudelt stärker als je zuvor und es liegen fast 130 Mrd. USD Cash in der Kasse.

      Während sich Elon Musk neben seiner Rolle als CEO zugleich noch als „Master of Coins“ bezeichnet (eine Anspielung auf die Krypto-Zockereien von Tesla), sieht sich Buffett nicht nur als CEO, sondern auch als „Chief Risk Officer“. Das ist es, was Berkshire Hathaway so einzigartig macht. Bei den Investitionen geht Buffett so sorgfältig vor, dass er nur selten daneben liegt.

      Von den Zukunftsaussichten der Gesellschaft bin ich überzeugter denn je und bleibe daher selbstverständlich in der Berkshire Hathaway Aktie investiert.

      Recherchequellen

      RecherchequelleWas ist dort zu finden?
      Berkshire HathawayWarren Buffetts Brief an die Aktionäre (2023)
      Aktienfinder.netGrafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung 
      TIKR.comGrafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung
      Marketscreener.comAnalystenschätzungen zur künftigen Entwicklung