Übersicht zur Energiekontor Aktie
Kurs je Aktie | 83 EUR |
KGV 2022e/23e | 28,9/25,5 |
Div.-Rendite 2022e/23e | 1,2 %/1,3 % |
FCF-Rendite 2022e/23e | nicht aussagekräftig |
ISIN | DE0005313506 |
Geschäftsmodell
Die Energiekontor AG ist in der Entwicklung, dem Bau und dem Betrieb von Wind- und Solarparks tätig. Das Unternehmen hat sein Geschäft in drei Bereiche eingeteilt:
- Im Segment Projektierung errichtet Energiekontor als Bauträger Wind- und Solarparks.
- Im Segment Stromerzeugung werden Wind- und Solarparks betrieben. Der erzeugte Strom wird verkauft.
- Das Segment Betriebsentwicklung umfasst die kaufmännische und technische Betriebsführung mit Maßnahmen wie Kostensenkung, Lebensdauerverlängerung und Ertragssteigerung.
Im Ergebnis deckt Energiekontor einen großen Teil der Wertschöpfungskette im Geschäft mit Wind- und Solarparks ab.
Investitionsthese
Die eine Hälfte der projektierten Wind- und Solarparks wird nach dem Bau erfolgswirksam verkauft. Der dabei erzielte Gewinn wird zur Stärkung der Eigenkapitalbasis im Unternehmen behalten. Dadurch kann die andere Hälfte der Wind- und Solarparks nach der Errichtung in den Eigenbestand übernommen werden.
So baut sich die Energiekontor AG einen immer größeren Bestand an Wind- und Solarparks mit einem wiederkehrenden Cashflow auf, ohne dabei verwässernde Kapitalerhöhungen durchführen zu müssen. In den letzten Jahren war die Ertragslage sogar so gut, dass trotz des Wachstumskurses Dividenden ausgezahlt und Aktienrückkäufe durchgeführt werden konnten.
Wichtige KPIs zur operativen Entwicklung
Projektpipeline
Die Projektpipeline konnte im ersten Halbjahr 2022 weiter ausgebaut werden:
- Das Gesamtvolumen stieg von 8,5 auf 9,1 GW Erzeugungskapazität (zur Einordnung: Das entspricht einer installierten Leistung von 7 Atomkraftwerken).
- Die Projektentwicklung wird in 5 Phasen eingeteilt. In der letzten Phase wird der Wind- oder Solarpark gebaut. Je weiter die Projekte fortgeschritten sind, desto wertvoller werden sie.
- Insbesondere in den wichtigen Phasen 3-5 konnte Energiekontor die Projektpipeline erheblich ausbauen.
- Daher ist der mittelfristige Wachstumspfad vollkommen intakt, es zeichnet sich sogar eine Beschleunigung der Wachstumskurve ab.

Zum Jahresende 2021 befanden sich 173 MW im Bau. Sechs Monate später sind es bereits 214 MW (+24 %).

In den Phasen 3-5 wird der Großteil der Wertschöpfung erzielt. Daher sollten Investoren besonders auf den Fortschritt in diesen Phasen achten.
Doch das Wachstum der Pipeline ist nur eine Seite der Medaille. Ebenso sollte die zu erwartende Profitabilität der Projektentwicklungen untersucht werden. Dabei gab es im ersten Halbjahr 2022 folgende Änderungen:
- Die Baukosten sind erheblich gestiegen (Effekt: sinkende Profitabilität).
- Auch die Finanzierungskosten sind erheblich gestiegen (wenn ein Wind- oder Solarpark fertiggestellt wird, muss er finanziert werden. Je teurer die Finanzierung, desto geringer die Zahlungsbereitschaft –> Effekt für Energiekontor: sinkende Profitabilität).
- Gleichzeitig sind jedoch die Energiepreise so stark gestiegen, dass der von den Anlagen erzeugte Strom nun zu deutlich höheren Preisen verkauft werden kann (Effekt: steigende Profitabilität bzw. Projektentwicklermarge).
In Summe gehen wir davon aus, dass der Anstieg der Energiepreise die beiden belastenden Faktoren überkompensiert hat.
In einem Vergleich erklärt: Normale Wohnimmobilien zu errichten, ist zu einem extrem schwierigen Geschäft geworden. Die Baukosten schießen in die Höhe. Gleichzeitig können sich die Käufer die Finanzierung kaum noch leisten und sind nicht bereit, die hohen Preise der Vorjahre zu bezahlen. Die Projektentwicklung ist damit an vielen Standorten unprofitabel geworden.
Doch die Energiekontor AG hat das Glück, dass sich die erzielbaren Einnahmen aus dem Stromverkauf (im Gegensatz zu den Mieteinnahmen von Wohnobjekten) innerhalb kurzer Zeit stark erhöht haben. Wenn da nicht die Störfeuer von der Politik wären…
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Signale aus der Politik
Im letzten Quartalsupdate haben wir Erneuerbare Energien in Anlehnung an den Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) noch als „Freiheitsenergien“ bezeichnet.
Es folgten einige Monate mit rasant steigenden Strompreisen. Einige Monate später sind die Energiepreise jedoch so sehr durch die Decke geschossen, dass die Politik nun dazu übergegangen ist, den Strompreis deckeln zu wollen.
Einem Bericht der Tagesschau zufolge könnte noch im September beschlossen werden, dass erzielte Strompreise oberhalb von 0,18 EUR pro Kilowattstunde „Zufallsgewinne“ sind und daher vollständig abgeschöpft werden könnten.
Ist das Geschäftsmodell von Energiekontor daher in Gefahr geraten?
Nein, denn typischerweise erhalten die Betreiber von Wind- und Solarparks im Rahmen von langfristigen Stromabnahmeverträgen eine Vergütung im mittleren bis oberen einstelligen Centbetrag pro Kilowattstunde.
Der Deckel wird somit auf Höhe des dreifachen typischen Strompreises eingezogen. Aus unserer Sicht dürfte der Deckel folglich kaum Auswirkungen auf die Zukunftsaussichten und den inneren Wert der Energiekontor Aktie haben.
Weiterhin gilt (und das hat uns Putins Krieg deutlich gemacht): Wir sind viel zu abhängig von fossilen Energieimporten. Daher leitet die Bundesregierung Maßnahmen ein, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren stark hochfahren zu können:
- Das Personal der zuständigen Behörden wird aufgestockt.
- Die Planungs- und Genehmigungsverfahren werden vereinfacht.
- Es werden mehr Flächen zur Errichtung von Anlagen ausgeschrieben.
Energiekontor weist im Halbjahresbericht darauf hin, dass noch weitere Maßnahmen erforderlich seien. Derzeit gebe es immer noch einen großen „Genehmigungsstau“ in den Behörden, der erstmal aufgelöst werden müsse.
Trotzdem deutet sich mittelfristig ein enormer Rückenwind an:
- Windenergie: In den Jahren 2019 und 2020 wurden jeweils ca. 1 GW Erzeugungskapazität errichtet. Mittelfristig soll der Zubau auf 10 GW steigen! Das wäre eine Verzehnfachung.
- Solarenergie: Der Zubau soll von 5 GW (2020) auf 22 GW pro Jahr erhöht werden.
Viele Branchenexperten zweifeln an, dass diese Ziele in den nächsten Jahren erreichbar sind. Doch selbst wenn wir uns den Zielen nur ein wenig nähern, bilden sich bereits große Chancen im Projektentwicklungsgeschäft.
Unternehmen wie die Energiekontor AG könnten dabei zum Flaschenhals eines beschleunigten Ausbaus werden. Das könnte dazu führen, dass es den Unternehmen gelingt, die Gewinnspannen nochmals auszudehnen.
Ertragsentwicklung
Die Ertragsentwicklung einzelner Quartale ist nahezu ohne Aussagekraft.
Die Energiekontor AG hat die Prognose eines Gewinnanstiegs (Vorsteuergewinn) von 10 % bis 20 % gegenüber 2021 bestätigt. Gleichzeitig hat das Unternehmen deutlich gemacht, dass sich die Unsicherheit erhöht hat. Aus heutiger Sicht ist unklar, ob alle für 2022 geplanten Projekte tatsächlich in diesem Jahr fertiggestellt werden können.
Für langfristige Investoren ist es jedoch nahezu ohne Bedeutung, ob der Ertrag aus der Veräußerung eines Windparks in diesem oder im nächsten Kalenderjahr verbucht wird.
Entscheidend sind die mittel- und langfristigen Aussichten, und die haben sich weiter aufgehellt. Obwohl das Börsenjahr 2022 enttäuschend verläuft, hat die Energiekontor Aktie entgegen der allgemeinen Marktentwicklung bis Ende September rund 17 % zugelegt.

Erkenntnisse aus dem Halbjahresbericht
Der Eigenbestand wird weiter ausgebaut
Kurz nach dem 30. Juni konnte die Energiekontor AG einen Windpark mit 27 MW Erzeugungskapazität fertigstellen und in den Eigenbetrieb übernehmen.
Zwar hätte ein Verkauf an einen Investor zu einer sofortigen Gewinnrealisierung und damit einhergehendem Cashzufluss geführt. Doch gleichzeitig wäre das Unternehmen nicht mehr an den Einnahmen aus dem Verkauf des erzeugten Stroms beteiligt gewesen.
Durch die Übernahme in den Eigenbetrieb erhöht sich die Erzeugungskapazität des firmeneigenen Windparkportfolios auf nun ca. 360 MW. Je größer die Erzeugungskapazität im Eigenbestand ist, desto höher fällt der wiederkehrende Ertrag aus dem Verkauf des erzeugten Stroms aus.
Somit steigt die innere Ertragskraft der Energiekontor Aktie im Zeitverlauf in immer neue Höhen.
Fazit: Mehrjähriger Rückenwind zu erwarten ✅
Die Energiekontor AG trägt mit ihren Mitarbeitern dazu bei, dass der beschleunigte Umstieg auf Erneuerbare Energien gelingen kann. Die Politik möchte den Ausbau intensiv vorantreiben. Das Geschäft der Projektentwickler könnte zu einem Flaschenhals werden.
Auf Jahre hinaus deuten sich große Wachstumschancen an. Daher bin ich im März 2022 mit einer kleinen Position in die Energiekontor Aktie eingestiegen.
Der geplante Strompreisdeckel dürfte kaum Auswirkungen auf die operative Geschäftsentwicklung haben.
Die Ertragskraft könnte in den nächsten Jahren erheblich steigen. Den fairen Wert des Unternehmens sehe ich bei rund 101 EUR je Aktie.
Die Energiekontor Aktie wird vergleichsweise wenig gehandelt. Daher kommt es zu erhöhten Kursschwankungen. Wer Transaktionen im Wertpapier tätigen möchte, sollte ausschließlich auf Limitorders zurückgreifen.
Aufgrund der hohen Volatilität sollte zudem der Depotanteil begrenzt werden. Derzeit kommt es zu verrückten Kursbewegungen im Bereich der Nebenwerte. Auch die Energiekontor Aktie könnte davon noch erfasst werden, was in einem „Ausverkauf“ der Aktie münden könnte.
Ich bleibe investiert, da ich vom Werststeigerungspotential in den nächsten 10 Jahren überzeugt bin und daher die weitere Entwicklung als Mitunternehmer begleiten möchte. Sollte es ausgehend vom aktuellen Kursniveau zu deutlichen Kursrückgängen kommen, werde ich über eine Aufstockung meiner Position nachdenken.
Alle unsere Artikel zur Energiekontor Aktie
Recherchequellen
Dieser Abschnitt ist für alle, die auf eigene Faust weiter recherchieren möchten. Hier folgt eine Auflistung der wichtigsten Recherchequellen:
Recherchequelle | Was ist dort zu finden? |
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Abilitato | Energiekontor Aktienanalyse |
Aktienfinder.net | Grafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung |
Marketscreener.com | Analystenschätzungen zur künftigen Entwicklung |
TIKR.com | Grafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung |
Energiekontor | Halbjahreszahlen 2022 |
Energiekontor | Pressemeldung: Energiekontor wird in den SDAX aufgenommen |