HeidelbergCement Aktie im Update: Auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft

Die Zementindustrie stößt viel CO2 aus. HeidelbergCement hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt. Das Management sieht in nachhaltigen Produkten sogar eine Chance und kein Risiko. Alle Neuigkeiten jetzt in unserem Update zur HeidelbergCement Aktie.

Inhaltsverzeichnis

Übersicht zur HeidelbergCement Aktie

Kurs je Aktie54 EUR
KGV 2022e/23e6,7/6,2
Div.-Rendite 2022e/23e4,8 %/5,2 %
FCF-Rendite 2022e/23e15,8 %/16,4 %
ISINDE0006047004

Geschäftsmodell

HeidelbergCement ist einer der weltgrößten Baustoffhersteller.

Das Unternehmen deckt die ganze Wertschöpfungskette ab:

  • vom Betrieb der Steinbrüche
  • über die Herstellung von Zement in Zementwerken
  • bis zur Weiterverarbeitung und dem Transport von Beton und Asphalt zu den Kunden.

Auch geografisch gesehen ist das DAX-Unternehmen ausgewogen aufgestellt.

Investitionsthese

Die Cashgenerierung fällt üppig aus. Allerdings musste das Unternehmen viele Jahre lang einen hohen Schuldenberg abtragen. Daher kam vom Cashflow kaum etwas bei den Aktionären an. Dieser Prozess ist mittlerweile vollständig abgeschlossen.

Als Folge dessen ist das Management nun dazu übergegangen, einen immer größeren Teil des erwirtschafteten Cashflows an die Aktionäre auszuschütten. Dies geschieht über die Auszahlung einer jährlich steigenden Dividende. Zudem hat HeidelbergCement vor einigen Monaten erstmals in der Unternehmensgeschichte ein Aktienrückkaufprogramm über eine Mrd. EUR gestartet.

Das Geschäftsmodell wird von vielen Investoren als wenig zukunftsträchtig eingestuft. Das liegt unter anderem am hohen CO2-Ausstoß. Trotzdem geht das Management von HeidelbergCement davon aus, dass die Bautätigkeit bis zum Jahr 2030 um 35 % zulegen wird.

Das Wachstum ist auf Trends wie die Urbanisierung, den Ausbau/die Modernisierung der Infrastruktur sowie auf den klimaneutralen Umbau der Wirtschaft zurückzuführen.

In der Branche wird kaum in kapazitätserweiternde Maßnahmen investiert. Somit könnte eine steigende Nachfrage auf eine begrenzte Kapazität treffen. Das würde Spielraum für Margenerhöhungen schaffen.

In Summe könnte die ohnehin hohe Cashgenerierung weiter zulegen.

Wichtige KPIs zur operativen Entwicklung

Umsatzwachstum/Entwicklung der Nachfrage

Im ersten Quartal konnte HeidelbergCement den Umsatz auf vergleichbarer Basis um 13 % erhöhen. Das Umsatzwachstum kam hauptsächlich durch Preiserhöhungen zustande. Die abgesetzte Menge konnte nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich gesteigert werden.

Das Management hat im Investorencall darauf verwiesen, dass die Kundennachfrage trotz steigender Zinsen und dem unsicheren Umfeld nach wie vor zufriedenstellend ausfällt. Das gelte selbst für den US-Markt, in dem die Zinsen bereits erheblich weiter gestiegen sind als im europäischen Markt.

Entwicklung der Cashgenerierung/des Free Cash Flows

Im ersten Quartal ist das EBITDA trotz der kräftigen Preiserhöhungen um 25 % gesunken. Die Preiserhöhungen von rund 13 % haben also nicht ausgereicht, um die inflationsbedingten Kostensteigerungen im Energie- und Transportbereich auszugleichen.

Aufgrund weiterer bereits durchgeführter Preiserhöhungen zeigt sich das Management jedoch optimistisch, dass der operative Gewinn des Unternehmens auch im Jahr 2022 leicht erhöht werden kann. Im Laufe des Jahres sollen die Preiserhöhungen den Anstieg der Produktionskosten übersteigen, sodass der rückläufige Gewinn im ersten Quartal mehr als ausgeglichen werden kann.

Auf dem im Mai abgehaltenen Investorentag hat das Management zudem verkündet, dass die Kapitalinvestitionen in den nächsten Jahren weiterhin unter den Abschreibungen liegen werden. Die Cashgenerierung dürfte den Gewinn auch in der Zukunft übersteigen.

Vor diesem Hintergrund scheint unsere Annahme einer nachhaltigen Cashgenerierung von ca. 1.700 Mio. EUR intakt zu sein.

Bilanz und Capital Allocation

Der Finanzvorstand des Unternehmens hat nochmals betont, dass HeidelbergCement innerhalb des Verschuldungskorridors vom 1,5- bis 2,0-fachen EBITDA bleiben möchte. Da die Verschuldung aktuell nur beim 1,3-fachen EBITDA liegt, besteht ein erheblicher finanzieller Spielraum.

In den nächsten Jahren sollen die Ausschüttungen an die Aktionäre weiter gesteigert werden. Die Dividende dürfte ausgehend von einer Dividendenrendite von knapp fünf Prozent weiter angehoben werden. Ebenso sind neue Aktienrückkaufprogramme denkbar.

Weiterhin hat das Management verkündet, dass kleinere und mittlere Übernahmen getätigt werden sollen. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital soll bereits kurze Zeit nach der Übernahme einen Wert von 10 % erreichen.

Erkenntnisse aus den Quartalszahlen und dem Management Call

Zweite Tranche des Aktienrückkaufprogramms ist angelaufen

Seit März läuft die zweite von drei Tranchen des aktuellen Aktienrückkaufprogramms. Bis August sollen Aktien im Wert von 300 bis 350 Mio. EUR zurückgekauft werden. Das entspricht ca. 3 % der ausstehenden Aktien.

Kurze Zeit später könnte bereits die dritte Tranche des Rückkaufprogramms starten.

Der Unternehmensgewinn muss auf immer weniger Aktien verteilt werden. Das führt zu einem zusätzlichen Anstieg beim Gewinn je Aktie.

CO2-Bepreisung ist eine Chance, kein Risiko

Die Zementbranche stößt viel CO2 aus. Entsprechend hoch ist der Druck auf das Unternehmen, die Emssionen schnell zu senken.

Auf dem Investorentag im Mai 2022 hat HeidelbergCement sehr ambitionierte Ziele vorgestellt:

  • Bis zum Jahr 2030 soll der CO2-Ausstoß je Tonne Zement um fast 50 % gegenüber dem Jahr 1990 gesenkt werden.
  • Der Rückgang soll über eine Reduktion des Klinkeranteils, die Beimischung von alternativen Brennstoffen sowie der Abscheidung und Speicherung von CO2 erreicht werden.
  • HeidelbergCement möchte bis zum Jahr 2030 sieben Anlagen errichten, in denen das bei der Produktion anfallende CO2 abgeschieden und abschließend gespeichert werden kann. Die Kosten dieser CCUS-Einheiten liegen mit ca. 60 EUR je Tonne CO2 bereits heute ein Viertel unter den Kosten für den Kauf von CO2-Emissionsrechten.

Nachhaltige Produkte ermöglichen besonders hohe Gewinnmargen

Das Management geht davon aus, dass die nachhaltigen Produkte höhere Gewinnmargen ermöglichen. Außerdem handelt es sich auch um eine Frage der Lieferfähigkeit.

HeidelbergCement hat sich früh für den Bau von Anlagen zur CO2-Abscheidung entschieden. Daher wird das Unternehmen einige Jahre lang einen begrenzten Wettbewerb bei CO2-reduziertem oder gar CO2-neutralem Beton haben.

Fazit: Check bestanden, Investitionsthese ist intakt ✅

Die Situation in der Zementbranche erinnert uns an die Ölbranche. Aufgrund von gesetzlichen Vorgaben und einer großen Unsicherheit wird kaum mehr in die Kapazitätserweiterung investiert.

Gleichzeitig soll die Nachfrage nach Baumaterialen bis zum Jahr 2030 um 35 % zulegen. Auch in der Zementindustrie könnten die Baustoffe knapp werden. Das würde den Herstellern eine Ausweitung ihrer Gewinnspannen ermöglichen.

Wenn die ohnehin schon hohe Ertragskraft von rund 8,50 EUR pro Aktie weiter steigen würde, wäre eine Neubewertung der HeidelbergCement Aktie sehr wahrscheinlich. Ebenso kann es zu einer Neubewertung kommen, wenn andere Marktteilnehmer die Fortschritte bei der Reduktion der CO2-Emissionen anerkennen und somit die Angst vor einer fehlenden Zukunftsperspektive verschwindet.

Bezogen auf den 2023 erwarteten Gewinn liegt das KGV(e) der HeidelbergCement Aktie bei einem Wert von 6,2. Zum Vergleich: In den letzten 20 Jahren wurde das Wertpapier durchschnittlich mit dem 13,2-fachen Gewinn bewertet.

Dennoch gibt es auch erhebliche Risiken:

  • Wenn die Zinsen nach oben gehen, könnte die Neubauaktivität einbrechen. Rund ein Drittel des Geschäftsvolumens entfällt auf den Bau von Wohngebäuden.
  • Im Falle weiter steigender Energie- und Transportpreise könnte der Gewinn geringer als gedacht ausfallen. HeidelbergCement benötigt einige Monate, um Preissteigerungen an die Kunden weitergeben zu können.
  • Als zyklischer Wert ist die Geschäftsentwicklung von der Bauaktivität abhängig. Die HeidelbergCement Aktie neigt zu erhöhten Kursschwankungen.

Daher sollte die Aktie nur von risikobereiten Investoren gekauft werden. Außerdem sollte der Depotanteil begrenzt bleiben. Gänzlich gemieden werden sollte die HeidelbergCement Aktie von Investoren, die mit einem Einbruch der Bauaktivität rechnen.

Persönlich bin ich nicht derart pessimistisch eingestellt. Daher habe ich meine Position in der HeidelbergCement Aktie vor einigen Monaten deutlich aufgestockt. Ja, das Geschäft unterliegt Risiken. Doch für die Übernahme der Risiken werden die Investoren letztendlich auch bezahlt.

Aus meiner Sicht wird der Sektor von vielen Investoren zu pessimistisch gesehen. Die Nachfrage dürfte mittelfristig weiter zulegen, die branchenweite Kapazität hingegen begrenzt bleiben. Die Reduktion der CO2-Emissionen ist möglich und bietet sogar Chancen. Die Bewertung liegt in einem historisch gesehen außergewöhnlich niedrigen Bereich.

Ähnlich wie Öl- oder Rüstungsaktien könnte es irgendwann in den nächsten Jahren auch bei den Zementaktien zu einer Neubewertung mit deutlich höheren KGVs kommen. Denn am Ende wird der klimaneutrale Umbau der Wirtschaft zu enormen Investitionen in Erneuerbare Energien sowie die Infrastruktur führen. Dafür werden große Mengen an Zement benötigt werden.

Geduldig werden die Investoren voraussichtlich weiterhin bleiben müssen. Immerhin, die Dividendenrendite von fast 5 % versüßt die Wartezeit.

Alle unsere Artikel zur HeidelbergCement Aktie

Recherchequellen

Dieser Abschnitt ist für alle, die auf eigene Faust weiter recherchieren möchten. Hier folgt eine Auflistung der wichtigsten Recherchequellen:

RecherchequelleWas ist dort zu finden?
AbilitatoHeidelbergCement Aktienanalyse
Aktienfinder.netGrafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung 
Marketscreener.comAnalystenschätzungen zur künftigen Entwicklung
TIKR.comGrafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung
HeidelbergCementQuartalszahlen Q1/2022
Seeking AlphaTranskript zum HeidelbergCement Q1/2022 Management Call
HeidelbergCementInvestorenpräsentation zu den Q1/2022 Quartalszahlen
TIKR.comTranskript zum HeidelbergCement Investor Day, Mai 2022
HeidelbergCementInvestorenpräsentation vom CFO, Investor Day, Mai 2022
HeidelbergCementInvestorenpräsentation vom CEO, Investor Day, Mai 2022

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    Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels ist der Autor in folgender Aktie aus dem Artikel investiert: HeidelbergCement.

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    Weder Abilitato noch die Autoren übernehmen eine Haftung für Schäden und Verluste, die auf fehlende oder falsche Informationen oder Nutzung bzw. Nichtnutzung der dargebotenen Informationen zurückzuführen sind. Jeder Anleger wird an dieser Stelle dazu aufgefordert, sich seine eigenen Gedanken zu machen, bevor eine Investitionsentscheidung getroffen wird. Risikohinweis: Die Investition in Finanzprodukte wie Wertpapiere, Anteile und Kredite ist mit hohen Risiken, bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals verbunden. Der Inhalt richtet sich ausschließlich an Einwohner der Bundesrepublik Deutschland.

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    Kommentare zu diesem Blogbeitrag

    2 Antworten

    1. Hey,

      wie siehst du die Entwicklung der Zinsen und die sinkende Bauaktivität als Risiko seit der Analyse und wird es noch ein Update geben?

      LG

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