STEICO Aktie: Kursrückgang von 80 %, in einer Sondersituation, kommt es zur vollständigen Übernahme?

Der Kurs der STEICO Aktie notiert 80 Prozent unter dem Allzeithoch - obwohl die langfristigen Wachstumstreiber weiterhin intakt sind. Kurzfristig bekommt allerdings auch STEICO die Baukrise zu spüren. Doch es zeichnet sich eine Stabilisierung ab. Und ein Konkurrent hat bereits mehr als die Hälfte der Aktien erworben.

Inhaltsverzeichnis

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Übersicht zur STEICO Aktie

Kurs je Aktie26,50 EUR
KGV 2024e/25e21/15
Div.-Rendite 2024e/25e1,7 %/1,9 %
ISINDE000A0LR936

Geschäftsmodell

STEICO ist ein Zulieferer der Bauindustrie. Das Unternehmen betreibt vier Werke (drei davon befinden sich in Polen, eins in Frankreich), in denen zugekauftes Holz zu nachhaltigen Bauprodukten verarbeitet wird.

Knapp zwei Drittel des Umsatzes werden mit Holzfaser-Dämmstoffen erzielt, der Rest verteilt sich auf Produkte wie Furnierschichtholz, Stegträger und Abdichtungssysteme.

STEICO bietet eine Reihe verschiedener Bauprodukte an, die aus Holz hergestellt werden
Bildquelle: STEICO

In unserer STEICO Unternehmensanalyse von Februar 2022 sind wir ausführlich auf die Branche und das Geschäftsmodell eingegangen.

Investitionsthese

Seit dem Börsengang im Jahr 2007 ist es STEICO gelungen, den Umsatz mit einer Wachstumsrate von 9 % pro Jahr zu steigern. Auch in den kommenden Jahren wird die Nachfrage nach ökologischen Bauprodukten weiter zulegen.

Derzeit liegt der Marktanteil der Holzfaserdämmungen in Deutschland erst bei 6 %. Das Management von STEICO ist der Meinung, dass mittelfristig durchaus 10-15 % des Dämmstoffmarktes auf nachhaltige Holzprodukte entfallen könnten.

Neben der Ausweitung des Marktanteils profitiert STEICO zudem davon, dass die Nachfrage nach Wärmedämmungen mittelfristig deutlich wachsen wird. Dafür gibt es folgende Gründe:

  • Eine sich abzeichnende Verdoppelung der Sanierungsquote, um die CO2-Emissionen des Gebäudebestands zu senken, den Wert der Immobilien zu sichern und Heizkosten zu sparen
  • Eine mittelfristig wieder steigende Neubautätigkeit, um die große Wohnungsnot aufgrund des erheblichen Bevölkerungsanstiegs Deutschlands (über 4 Mio. zusätzliche Einwohner in den letzten zehn Jahren) abzumildern
  • Hinweis: In unserer Sto Unternehmensanalyse sind wir ausführlich auf das aktuelle Branchenumfeld eingegangen

Langfristig besteht für STEICO also großes Wachstumspotential: Erstens dürfte der Anteil der Holzfaser-Dämmstoffe am Dämmstoffabsatz steigen, zweitens wird der Dämmstoffmarkt insgesamt wachsen und drittens kann STEICO über die internationale Expansion weitere Märkte und Abnehmer erschließen.

Daher ist STEICO eine ideale Aktie, um vom Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu profitieren.

Allerdings werden die eben aufgeführten strukturellen Wachstumstreiber vorübergehend von einem zyklischen Tief der Baubranche überlagert. Verantwortlich dafür ist ein Cocktail aus steigenden Baukosten, höheren Zinsen und dem politischen Chaos, das im letzten Jahr verursacht wurde und zu einer großen Verunsicherung geführt hat.

Die aktuell sehr schwierigen Branchenbedingungen haben sich auch in der Kursentwicklung der STEICO Aktie bemerkbar gemacht.

Kursentwicklung der STEICO Aktie

langfristige Kursentwicklung der STEICO Aktie
Bildquelle: Comdirect

Mittlerweile kostet ein Wertpapier nur noch 26 EUR, was einem Rückgang von fast 80 % gegenüber dem Allzeithoch im Jahr 2021 entspricht.

Der Kurs notiert wieder auf einem Niveau, das bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie erreicht wurde (Dezember 2019). Und das, obwohl der Umsatz selbst im Krisenjahr 2023 um 30 % höher ist als noch vier Jahre zuvor. Das deutet auf eine interessante Gelegenheit hin.

Doch bevor wir uns genauer mit der Bewertung beschäftigen, richten wir den Blick auf die aktuelle Geschäftsentwicklung.

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    Operative Unternehmensentwicklung

    In den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 haben sich die Geschäfte bei STEICO wie folgt entwickelt:

    Kennzahl9M/2023 vs. 9M/2022Langfristige Erwartungshaltung (Abilitato Schätzungen)Erreicht?
    Umsatzwachstum-19 %10 % p.a.
    operative Gewinnmarge9,3 % vs. 16,0 %10 %

    STEICO hat die Zahlen für das Gesamtjahr 2023 noch nicht veröffentlicht, doch der Trend dürfte in eine ähnliche Richtung zeigen.

    Gemäß der zuletzt veröffentlichten Unternehmensprognose erwartet die Geschäftsleitung für das Jahr 2023 einen Umsatzrückgang von ca. 16 % und eine operative Gewinnmarge von etwa 9 %.

    Umsatzwachstum

    Langfristig trauen wir STEICO ein Umsatzwachstum von 10 % pro Jahr zu, das in den vergangen 15 Jahren auch erreicht wurde. Die rückläufigen Verkaufserlöse im Jahr 2023 ergeben sich aus folgenden Faktoren:

    • Die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland ist von Januar bis November 2023 um mehr als 25 % zurückgegangen. STEICO erzielt 40 % des Umsatzes durch das Neubaugeschäft.
    • Auch in der energetischen Sanierung (60 % Umsatzanteil) hat das politische Chaos (Stichwort Heizgesetz) zu großer Verunsicherung geführt. Das lässt sich bspw. daran erkennen, dass der Umsatz in Deutschland um 29 % eingebrochen ist, während STEICO im zweitwichtigsten Markt Frankreich sogar ein Wachstum von 3 % vermelden konnte.
    Umsatz von STEICO nach Regionen und Ländern
    Bildquelle: Zwischenmitteilung Q3/2023, STEICO SE
    • Zu guter Letzt musste die Branche im Jahr 2023 einen Lagerabbau verkraften. Zu Jahresbeginn waren die Vorratsbestände bei den Abnehmern noch auf einem sehr hohen Niveau.

    Wagen wir nun den Blick auf das Jahr 2024:

    • Bei der Zahl der Baugenehmigungen kommt es seit einem halben Jahr zu einer Stabilisierung auf niedrigem Niveau.
    • Bei den Förderbedingungen für energetische Sanierungen (Heiztechnik, Gebäudedämmung) herrscht mittlerweile Klarheit.
    • Der Lagerabbau bei den Kunden ist abgeschlossen und wird sich im Jahr 2024 nicht wiederholen.
    • Finanzvorstand Dr. David Meyer äußerte sich auf den 11. Hamburger Investorentagen Anfang Februar vorsichtig optimistisch. Er sprach von einem weiteren Jahr der Konsolidierung.
    • Zum Problem könnte allerdings der sinkende Auftragsbestand der Fertighausbauer werden. Diese sind aktuell noch bis etwa Mitte 2024 ausgelastet. Die Neubestellungen sind jedoch um knapp 50 % eingebrochen.

    Der Bundesverband Deutscher Fertigbau verweist in einer aktuellen Pressemeldung auf die Bauzinsen, die teilweise schon wieder auf einen Wert von unter 3 % gefallen sind.

    Folglich empfiehlt der Verband, „das derzeitige Zinstief zum Anlass zu nehmen, Eigenheim-Träume jetzt zügig anzugehen.“

    Doch auch wenn die Bauzinsen bereits wieder etwas gesunken sind, bleibt das Problem der stark erhöhten Baukosten.

    Auch darauf hat der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau e.V. eine passende Antwort:

    Gerade bei Hausgröße und Ausstattung lässt sich viel Geld sparen. Doch dafür muss in der Bevölkerung erst einmal die Akzeptanz entstehen, dass nicht mehr so groß und luxuriös wie noch vor einigen Jahren gebaut werden kann.

    Weiterhin verweist der Präsident des Branchenverbands auf die hohen Ersparnisse der älteren Menschen, die durch ein vorgezogenes Erbe den Eigenkapitalanteil der jüngeren Bauherrengeneration erhöhen können.

    Blicken wir abschließend noch auf die langfristige Umsatzentwicklung von STEICO, um das Big Picture nicht aus dem Auge zu verlieren.

    STEICO Aktie: Umsatz von 2007 bis 2025
    Bildquelle: TIKR.com

    Als STEICO im Jahr 2007 an die Börse ging, lag der Umsatz noch bei unter 100 Mio. EUR. Seitdem konnte der Verkaufserlös fast vervierfacht werden, was einer jährlichen Wachstumsrate von knapp 10 % entspricht.

    Durch den Bau des vierten Produktionswerkes, der noch zu Boomzeiten angestoßen wurde, ist STEICO bereits in der Lage, ein Umsatzvolumen von bis zu 750 Mio. EUR zu stemmen. Das bedeutet, dass STEICO den Umsatz bis zum Erreichen der Kapazitätsgrenze fast verdoppeln kann.

    Umsatzwachstum von STEICO
    Bildquelle: TIKR.com

    Beim Blick auf die jährlichen Wachstumsraten des Umsatzes wird erkennbar, was für ein außergewöhnliches Ereignis der starke Umsatzrückgang des Jahres 2023 darstellt.

    In Jahren mit einer normalen Entwicklung der Bauindustrie kann STEICO schon deshalb wachsen, weil der Anteil der ökologischen Baustoffe laufend zunimmt.

    Blicken wir als nächstes auf die Gewinnentwicklung.

    Operative Gewinnmarge

    Entwicklung der EBIT-Marge, STEICO
    Bildquelle: TIKR.com

    Im langfristigen Durchschnitt gelingt es STEICO, eine EBIT-Marge von 10 % zu erwirtschaften. Der negative Wert des Jahres 2008 ist auf Sondereffekte zurückzuführen. In den Jahren 2021 und 2022 konnte STEICO wegen der enormen Nachfrage und der branchenweit vorhandenen Vollauslastung überdurchschnittlich hohe Margen erzielen.

    2023 kam es zu einem Rückgang der Gewinnmarge auf ein Niveau, das leicht unterhalb des langfristigen Durchschnittswertes liegt. Vor dem Hintergrund der stark rückläufigen Nachfrage ist das eine starke Unternehmensleistung.

    Für das laufende Jahr erwarten die Analysten bereits wieder eine leichte Steigerung der EBIT-Marge. Wir können das nach unseren Recherchen jedoch nicht nachvollziehen. Konkret gibt es im Jahr 2024 folgende Effekte:

    Positiv:

    • sinkende Herstellungskosten (deutliche Preisrückgänge beim eingekauften Holz, der bezogenen Energie und den Zusatzstoffen)
    • Erschließung neuer Absatzkanäle (Baumärkte wie Bauhaus, Hornbach und Obi sowie Unterstützung durch den Großaktionär Kingspan beim internationalen Vertrieb)

    Negativ:

    • keine große Belebung auf der Nachfrageseite
    • branchenweit hohe Überkapazitäten

    Im Halbjahresbericht 2023 findet sich folgende Passage zur Wettbewerbssituation:

    Weitere angekündigte Kapazitätserweiterungen von Soprema am Standort Golbey (Frankreich) und von Gutex (neuer Standort südlich von Freiburg, Deutschland) dürften nach Einschätzung der Unternehmensführung frühestens im zweiten Halbjahr 2023 zu Veränderungen der Wettbewerbssituation führen. Der angekündigte Markteintritt der Schilliger AG (neuer Standort in der Nähe von Luzern, Schweiz) scheint sich aufgrund eines Standortwechsels auf das Jahr 2024 zu verschieben.

    Halbjahresbericht 2023, STEICO SE

    Mit anderen Worten: Die gesamte Branche leidet unter dem berüchtigten Schweinezyklus. In den Jahren 2021 und 2022 überstieg die Nachfrage die Produktionskapazität, sodass die Hersteller von Holzfaserdämmstoffen enorm viel Geld verdient haben.

    Infolgedessen startete nahezu jedes Unternehmen große Expansionsprojekte. Nun kommen die zusätzlichen Kapazitäten ausgerechnet in einer Zeit auf den Markt, in der die Nachfrage ohnehin gedämpft ist.

    Allein STEICO könnte den Umsatz mit den jetzigen Werken verdoppeln. Umso erstaunlicher ist, dass der Finanzvorstand Anfang Februar davon gesprochen hat, dass der Wettbewerbsdruck aktuell nachlässt.

    Wir rechnen dagegen damit, dass die hohen Überkapazitäten den Wettbewerb im Laufe des Jahres nochmals verschärfen werden. Da die Produktionskosten aktuell deutlich sinken, ist mit deutlichen Preisrückgängen zu rechnen.

    Vor diesem Hintergrund ist es zumindest vorstellbar, dass die operative Gewinnmarge im Jahr 2024 nochmals zurückgeht, bspw. auf einen Wert von 5 %. Das könnte dazu führen, dass der Gewinn je Aktie nicht 1,30 EUR (Analystenkonsens), sondern nur 0,60 EUR erreicht.

    EPS der STEICO Aktie von 2010 bis 2025
    Bildquelle: TIKR.com

    Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich insbesondere die kurzfristige Profitabilitätsentwicklung in diesem volatilen und gestörten Umfeld kaum prognostizieren lässt. Vielleicht sind auch 9 % Marge und 1,30 EUR EPS möglich (Analystenkonsens). Wir rechnen lieber vorsichtiger.

    Und dann gibt es noch einen Sonderfaktor, der dazu führt, dass STEICO möglicherweise gar kein großes Interesse daran hat, in diesem Jahr viel Geld zu verdienen.

    Übernahme durch Kingspan

    Im Sommer 2023 gab STEICO bekannt, dass Gründer, Geschäftsführer und Mehrheitsaktionär Udo Schramek sein Aktienpaket von 61,1 % größtenteils an den Wettbewerber Kingspan veräußern möchte. Im Januar 2024 wurde die Transaktion vollzogen.

    Seitdem ist Kingspan mit einem Anteil von 51 % der Mehrheitsaktionär von STEICO, bei Udo Schramek verbleibt vorerst ein Anteil von 10,1 %.

    Kingspan organisierte anlässlich der Übernahme einen Investorencall, in dem sich CEO Gene Murtagh wie folgt zu STEICO äußerte:

    „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir uns bereit erklärt haben, 51 % von STEICO zu übernehmen, der weltweit führenden Marke für Holzfaserdämmstoffe mit Sitz in Deutschland und Produktionsstätten in Polen und Frankreich. Es ist ein Unternehmen, das wir schon seit vielen Jahren bewundern.

    STEICO ist vor allem in den letzten acht bis zehn Jahren außerordentlich gewachsen und nimmt offensichtlich eine führende Position in der weltweit wachsenden Kategorie natürlicher Dämmstoffe ein.

    Derzeit wird an drei Standorten produziert. (…) Ich war natürlich mit den Teams vor Ort und kann Ihnen sagen, dass es sich um einige der außergewöhnlichsten Produktionsanlagen handelt, die ich je in unserer Branche gesehen habe. Die Technik ist beeindruckend.

    Und in Gromadka in Südpolen steht eine weitere brandneue Anlage kurz vor der Fertigstellung, die von Anfang an einen Produktionsspielraum in der Größenordnung von 200 Millionen EUR Umsatz bietet.

    Die Vermögensbasis ist also, wie ich schon sagte, außergewöhnlich. Natürlich ist der Sektor (…) im Moment etwas unter Druck. Aber wir gehen nicht davon aus, dass dies eine langfristige Situation sein wird.“

    Für die Übernahme der Anteile bezahlte Kingspan einen Preis von 35 EUR je STEICO Aktie. Doch das ist nicht alles: Udo Schramek kann nachträglich nochmals bis zu 35 EUR je verkaufter STEICO Aktie erhalten, je nach Höhe des erwirtschafteten EBITDA im Jahr 2025.

    Vereinfacht ausgedrückt wird STEICO im Jahr 2023 ein EBITDA von ca. 60 Mio. EUR erwirtschaftet haben. Steigt der Wert bis zum Jahr 2025 auf 120 Mio. EUR, erhält Udo Schramek den vollen Zusatzbetrag von weiteren 35 EUR je Aktie. Erreicht das EBITDA einen Wert zwischen 60 und 120 Mio. EUR, gibt es eine anteilige Nachbesserung (linear verlaufende Kurve).

    CEO Udo Schramek kann also bis zu 250 Mio. EUR extra erhalten, wenn STEICO im Jahr 2025 ein EBITDA von 120 Mio. EUR erreicht. Das ist ein enormer Anreiz, die Gesellschaft im Jahr 2025 auf maximale Profitabilität zu trimmen.

    Daher können wir uns gut vorstellen, dass STEICO im Jahr 2024 operativ eher schwach abschneiden wird und gleichzeitig die Weichen für ein möglichst profitables Jahr 2025 stellt: Vorziehen von Wartungen, Optimierung sämtlicher Prozesse, Erschließung neuer Vertriebskanäle etc.

    Aus heutiger Sicht erscheint das Erreichen eines operativen Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 120 Mio. EUR allerdings komplett unrealistisch. Zur Einordnung: Der Analystenkonsens liegt bei einem Wert von 73 Mio. EUR. Doch selbst dieses Ergebnis würde für den Unternehmensgründer Udo Schramek schon zu einer Nachbesserung von knapp 50 Mio. EUR (7 EUR je Aktie) führen.

    Weiterhin stellt sich die Frage, ob Kingspan sich mit dem Anteil von 51 % (plus 10,1 % des Grundkapitals, das derzeit noch bei Udo Schramek liegt, es wurde eine Kaufoption vereinbart) begnügen wird. Die eben abgedruckten Ausführungen des CEOs von Kingspan lassen vermuten, dass der irische Wettbewerber mittelfristig Interesse an einer Komplettübernahme haben könnte.

    Da sich die Branche aktuell in einem zyklischen Tief befindet, notiert der Kurs der STEICO Aktie weit unter den historischen Höchstständen. Gleichzeitig hat das Unternehmen bereits viel Geld in die Erweiterung der Produktionskapazität investiert und kann nun einige Jahre lang kapitalschonend wachsen.

    Leisten könnte sich Kingspan eine Übernahme der restlichen 39 % der STEICO Aktien jedenfalls problemlos, schließlich kommt der irische Konzern auf einen Börsenwert von fast 15.000 Mio. EUR. Zum Vergleich: Falls Kingspan die restlichen 39 % des Grundkapitals zu einem Kurs von 35 EUR erwirbt, führt das zu einem Kaufpreis von knapp 200 Mio. EUR.

    Ob Kingspan den verbleibenden Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten wird, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Zudem ist unklar, welcher Betrag je Aktie geboten werden würde.

    Grundsätzlich dürfte die Abgabebereitschaft bei einem Angebot von weniger als 35 EUR je STEICO Aktie aber sehr gering sein (faire Behandlung im Vergleich zum Großaktionär).

    Da sich das Branchenumfeld im Jahr 2025 etwas erholen könnte und STEICO in diesem Jahr zudem alles auf Profitabilität trimmen wird, bietet sich ein Übernahmeangebot noch im Jahr 2024 an.

    Theoretisch könnte ein solches Angebot auch mit einer Delistingabsicht verknüpft werden (Zuckerbrot und Peitsche). Bei einer solchen Vorgehensweise müssten viele institutionelle Aktionäre das Angebot annehmen, da die Aktie im Anschluss gar nicht mehr oder noch noch mit sehr geringen Umsätzen an der Börse in Hamburg gehandelt werden würde.

    Bewertung der STEICO Aktie

    Ermittlung der nachhaltigen Ertragskraft

    In der Vergangenheit hat STEICO viel Geld in den Ausbau der Produktionskapazitäten investiert, was viele Jahre lang zu einem sehr niedrigen Free Cash Flow geführt hat.

    Nun ist das Unternehmen aber in eine Phase gekommen, in der große, bisher ungenutzte Kapazitäten bestehen. Folglich dürfte sich die Cashgenerierung in den kommenden Jahren deutlich verbessern.

    In einem normalen Branchenumfeld trauen wir STEICO folgende Kennzahlen zu:

    KennzahlAnnahme
    Umsatz420 Mio. EUR
    operative Gewinnmarge10 %
    operativer Gewinn (EBIT)42 Mio. EUR
    Zinsaufwand7 Mio. EUR
    Vorsteuergewinn35 Mio. EUR
    Steuerquote30 %
    Nettogewinn24,5 Mio. EUR
    Gewinn je Aktie1,75 EUR

    Erklärungen zu den Annahmen

    • Umsatz: Durchschnitt der Jahre 2021 und 2022
    • operative Gewinnmarge: langfristiger Durchschnittswert der letzten Jahre

    Wichtig: Diese Annahmen beziehen sich auf ein Umfeld normalisierter Bautätigkeit (Neubau- und Sanierungsgeschäft). Im Jahr 2024 wird die Ertragskraft deutlich niedriger ausfallen.

    Nun stellt sich die Frage, welches KGV für die Ermittlung des fairen Wertes angesetzt werden sollte. Richten wir dazu den Blick in die Vergangenheit.

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    Vergleich: Unterschiede zwischen STEICO und Sto

    Bevor wir zum Fazit kommen, vergleichen wir auf vielfachen Wunsch der Community noch die Aktien von STEICO und Sto, um das Verständnis der Unterschiede zwischen den beiden Unternehmen zu verbessern.

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    Geschäftsmodell

    STEICOSto
    Produktangebotökologische Baustoffe, die aus Holz hergestellt werden: Holzfaserdämmstoffe, Furnierschichtholz und Stegträgerkomplette Wärmedämmverbundsysteme, bestehend aus Klebstoffen, Dämmplatten (alle Typen), Armierungsmassen und einer Schlussbeschichtung
    ServiceangebotBetrieb einer Abteilung für die technische Beratung von Handwerkern, Planern und
    Bauherren
    Ermittlung von Flächen, Mengen und Massen, Erstellung von Gestaltungsvorschlägen, zahlreiche weitere Dienstleistungen
    VertriebVerkauf vor allem an Händler, z. B. Holz- und Baustoffhändler, Holzbaubetriebe und Baumärkte Direktvertriebssystem mit 91 VerkaufsCentern, 343 Mitarbeiter im Außendienst
    Umsatz nach Regionen39 % Deutschland, 52 % restliches Europa, 9 % außerhalb Europas 43 % Deutschland, 44 % restliches Europa, 13 % außerhalb Europas

    Beim Geschäftsmodell gibt es zwei wesentliche Unterschiede:

    • STEICO ist nur ein Hersteller ökologischer Bauprodukte, wohingegen Sto gesamte Systeme im Angebot hat
    • STEICO verkauft vor allem an den Handel, während Sto ein eigenes Vertriebssystem betreibt

    Aktionärsstruktur

    • STEICO: 51 % der Aktien werden vom irischen Baustoffkonzern Kingspan gehalten, weitere 10 % vom Gründer Udo Schramek
    • Sto: alle Stammaktien befinden sich im Besitz der Familie Stotmeister

    Bei STEICO könnte es zu einem Übernahmeangebot durch Kingspan kommen, zudem wird das Unternehmen versuchen, im Jahr 2025 so viel Geld wie möglich zu verdienen.

    Bei Sto sind die Eigentumsverhältnisse dagegen geklärt, die Manager können mit ruhiger Hand agieren und die Gesellschaft mit dem Ziel der langfristigen Wertsteigerung führen.

    Finanzielle Indikatoren

    STEICOSto
    Umsatz (2023e)370 Mio. EUR1.717 Mio. EUR
    Umsatzwachstum (2013-2023e)9 % p.a.4 % p.a.
    EBIT-Marge (2023e)8,5 %7,0 %
    Eigenkapitalquote (2023e)52 %64 %
    Nettocash bzw. -verschuldung (2023e)170 Mio. EUR Net Debt350 Mio. EUR Net Cash
    Net Cash/ bzw. Net Debt/EBITDA2,8x Net Debt1,9x Net Cash

    Steico ist wachstumsstärker. Sto ist dafür fast fünfmal so groß und verfügt über eine viel solidere Bilanz. Das sichert das Unternehmen ab. Zudem entwickelte sich die EBIT-Marge von Sto stabiler.

    Bewertung

    STEICOSto
    KGV (2023e)21,411,4
    Eigenkapitalrendite (2023e)6,4 %12,0 %
    Umsatzwachstum (2013-2023)9 % p.a.4 % p.a.
    Kurs-Umsatz-Verhältnis0,970,49

    Neben der erhöhten Verschuldung hat STEICO mit dem Problem zu kämpfen, dass der Markt für ökologische Dämmstoffe hart umkämpft ist. Sobald die branchenweiten Kapazitäten ausgeschöpft sind und die Pricing Power zunimmt (2021 und 2022), geben zahlreiche Wettbewerber Expansionsprojekte in Auftrag.

    Wenn die neuen Kapazitäten ihren Betrieb aufnehmen, nimmt der Wettbewerbsdruck wieder zu und die Eigenkapitalrendite sinkt auf einen zyklusbereinigten Wert von 10-12 % ab.

    Sto auf der anderen Seite hat sich dauerhafte Wettbewerbsvorteile erarbeitet, die zu einer deutlich höheren Eigenkapitalverzinsung führen: Ein umfangreiches Serviceangebot, besonders innovative Lösungen, eine kapitalschonende Unternehmensstrategie (Zukauf von Dämmplatten) sowie den Direktvertrieb.

    Zwar wächst Sto langsamer, kann dafür aber einen viel größeren Anteil des Gewinns in Free Cash Flow konvertieren und die Aktionäre über Dividenden und Sonderdividenden daran teilhaben lassen.

    Fazit: Bewertung der STEICO Aktie erscheint uns immer noch nicht preiswert genug ⚠️

    Im mittlerweile fünften Artikel zur STEICO Aktie kommen wir zum fünften Mal zu dem Ergebnis, dass aktuell kein vorteilhaftes Chance-Risiko-Verhältnis vorliegt.

    Zwar ist STEICO Marktführer in einer Branche mit einer strukturell stark wachsenden Nachfrage und die Produktionskapazitäten befinden sich in einem top Zustand.

    Doch es handelt sich zugleich um ein hart umkämpftes Geschäft, in dem die Gewinnmarge und Eigenkapitalverzinsung von der branchenweiten Auslastung der Kapazitäten abhängig ist.

    Nassim Taleb verfasste vor einiger Zeit folgenden Tweet:

    I’ve seen gluts not followed by shortages, but I’ve never seen a shortage not followed by a glut.

    Ich habe schon erlebt, dass auf eine Überproduktion keine Verknappung folgte, aber ich habe noch nie erlebt, dass auf eine Verknappung nicht eine Überproduktion folgte.

    Nassim Taleb auf Twitter

    Der Boom der Jahre 2021 und 2022 hat große Erweiterungsinvestitionen ausgelöst, die nun ausgerechnet in einer Zeit der geringen Nachfrage die Produktion aufnehmen.

    Daher stellt sich nun die Frage, wie hart der Wettbewerbsdruck im Jahr 2024 wird und welche Gewinnmarge in einem solchen Umfeld noch realistisch ist.

    Für langfristig orientierte Investoren ist es aber viel wichtiger, ein Gefühl der nachhaltigen Ertragskraft zu bekommen.

    Wir haben versucht, die zyklusbereinigte Ertragskraft in einem Umfeld normaler Nachfrage zu ermitteln. Unter der Annahme eines Gewinns je Aktie von 1,75 EUR und einem fairen KGV von 17 ergibt sich ein Kursziel von 30 EUR je STEICO Aktie.

    Davon sollte allerdings noch ein Sicherheitsabschlag von bspw. 40 % abgezogen werden, um die Möglichkeit einer lang anhaltenden Neubaukrise zu berücksichtigen. Folglich wird die STEICO Aktie erst ab einem Kursniveau von 18 EUR für mich interessant.

    Ausgehend von diesem Kurs besteht übrigens ein Kurspotential von fast 100 %, falls Kingspan in der zweiten Jahreshälfte ein Übernahmeangebot von z. B. 35 EUR je Aktie veröffentlichen würde.

    Beim Konkurrenten Sto habe ich mir dagegen vor einigen Tagen bereits eine erste Position aufgebaut.

    Wir werden die weitere Entwicklung von STEICO beobachten. Und wer weiß, ob ich euch im nächsten Blogartikel zur STEICO Aktie dann tatsächlich mit der Information überrasche, dass ich endlich eingestiegen bin.

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      Alle unsere Artikel zur STEICO Aktie

      Recherchequellen

      Dieser Abschnitt ist für alle, die auf eigene Faust weiter recherchieren möchten. Hier folgt eine Auflistung der wichtigsten Recherchequellen:

      RecherchequelleWas ist dort zu finden?
      AbilitatoAlle Artikel zur Steico Aktie
      Abilitatogroße Unternehmensanalyse zur Sto Aktie
      Aktienfinder.netGrafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung 
      Marketscreener.comAnalystenschätzungen zur künftigen Entwicklung
      TIKR.comGrafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung
      Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V.Pressemeldung Januar 2024: Bauzinsen fallen teilweise unter 3 %
      Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V.Pressemeldung November 2023: Baukosten und Bauzinsen werden absehbar nicht sinken
      STEICO SEZwischenmeldung Q3/2023
      STEICO SEVeränderungen im Verwaltungsrat der STEICO SE
      STEICO SENeubestellung von Mitgliedern des Verwaltungsrats der STEICO SE
      STEICO SEStabilisierung der Nachfrage im dritten Quartal 2023
      STEICO SEVerkauf der Mehrheitsanteile an der STEICO SE
      Marketscreener.comKingspan schließt die Übernahme der Mehrheitsanteile an der STEICO SE ab
      TIKR.comInvestor Call zur Übernahme der Mehrheitsanteile an der STEICO SE