Übersicht STEICO Aktie
Datum | 17. Februar 2022 |
Zahl der Aktien | 14,08 Mio. |
Aktienkurs | 96 EUR |
Marktkapitalisierung | 1.350 Mio. EUR |
Nettofinanzverschuldung | 100 Mio. EUR |
Unternehmenswert | 1.450 Mio. EUR |
ISIN | DE000A0LR936 |
Investitionsthese zur STEICO Aktie
Nachhaltiges Geschäftsmodell: STEICO stellt aus dem Naturwerkstoff Holz ökologische Bauprodukte (z. B. Dämmstoffe) her.
Nachhaltiges Wachstum: Das steigende Umweltbewusstsein, neue politische Förderungen und der Weg hin zur CO2-neutralen Gesellschaft sorgen für anhaltendes Wachstumspotential im Markt für ökologische Bauprodukte.
Nachhaltige Investition: Umsatz, Gewinn und der Aktienkurs von STEICO haben sich in den letzten Jahren hervorragend entwickelt. Zuletzt hat die STEICO Aktie jedoch im Kurs nachgegeben. Ist nun die ideale Einstiegsgelegenheit gekommen?
Das wollen wir in der jetzt folgenden Analyse beantworten. Los geht’s!
Neu: STEICO Aktienanalyse auch als Video verfügbar
Wer lesefaul ist, kann sich das folgende Video anschauen. Kolja Barghoorn hat uns auf seinen YouTube-Kanal „Aktien mit Kopf“ eingeladen. Dort haben wir gemeinsam über die STEICO Aktie gesprochen.
Im Video konnten wir nicht jedes Detail der vollständigen Analyse auf diesem Blog erwähnen, aber wir sind auf die relevanten Punkte bzw. das „Big Picture“ eingegangen. Viel Spaß beim Anschauen!
Geschäftstätigkeit von STEICO
Unternehmensgeschichte und Aktienkursverlauf
Im Jahr 1986 wurde die Vorgängergesellschaft von STEICO als Holzhandelsbetrieb mit nur eineinhalb Mitarbeitern gegründet.
1998 beteiligte sich das Unternehmen an einem polnischen Hersteller von Holzfaser-Dämmplatten. Einige Jahre später folgte die vollständige Übernahme.
2005 wurde das zweite Produktionswerk für Holzfaser-Dämmplatten in Polen erworben.
Im Juni 2007 ging das Unternehmen an die Börse. Der Emissionspreis lag bei 17,50 EUR je Aktie.
Aktienkurs der STEICO Aktie seit dem Börsengang im Jahr 2007
Die Aktienkursentwicklung ist eigenartig und erklärungsbedürftig.
Bis Anfang 2009 fiel der Aktienkurs von 17,50 EUR auf zwischenzeitlich weniger als einen EUR. Auslöser für den heftigen Kursrückgang war die Finanzkrise. STEICO war als Anbieter von Bauprodukten von der Krise im Immobiliensektor direkt betroffen. 2008 schrieb das Unternehmen rote Zahlen.
Das war jedoch auf verschiedene Sondereffekte zurückzuführen. So kam es bspw. zu außergewöhnlichen Währungsschwankungen beim polnischen Zloty, die mehrere Mio. EUR kosteten.
Das Unternehmen war zum damaligen Zeitpunkt schuldenfrei und verfügte über eine Eigenkapitalquote von mehr als 70 %. Der Börsenwert sank auf 13 Mio. EUR ab, und das bei einem bilanziellen Eigenkapital von 84 Mio. EUR.
Bereits ein Jahr später (im Jahr 2009) kehrte STEICO wieder in die Gewinnzone zurück. Das Jahr wurde mit einem operativen Gewinn von 5,6 Mio. EUR abgeschlossen. Aus heutiger Sicht war der damalige Aktienkurs völlig unterbewertet. In den darauffolgenden Jahren erholte sich der Kurs nur sehr langsam.
Ab dem Jahr 2020 wurde die STEICO Aktie zunehmend entdeckt. Von ca. 20 EUR schoss in die Aktie in etwas mehr als einem Jahr auf einen Kurs von 130 EUR hinauf.
Im Jahr 2022 befindet sich STEICO im 36. Jahr der Firmengeschichte. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen mehr als 1.900 Mitarbeiter. Dem Konzern ist es gelungen, zum Weltmarktführer im Bereich von nachhaltigen Holzfaser-Dämmstoffen aufzusteigen.
Seit dem Börsengang im Jahr 2007 hat eine Investition in die STEICO Aktie trotz der zwischenzeitlichen katastrophalen Talfahrt eine jährliche Rendite von 12,0 % eingebracht.
Obwohl die Geschäftsentwicklung aktuell absolut überzeugt, ist der Aktienkurs seit dem Sommer 2021 um insgesamt 25 % gefallen.
Bleibt die Frage offen, ob das nun die perfekte Einstiegsgelegenheit zu einem rabattierten Kurs ist, oder ob mit weiteren Kursrückgängen gerechnet werden muss. Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir uns zunächst mit der Branche und dem Geschäftsmodell beschäftigen.
Branche: Ökologisches Bauen und Dämmen
STEICO erwirtschaftet fast zwei Drittel des Umsatzes mit dem Verkauf von Dämmstoffen.
Dämmstoffe kommen beim Neubau und der energetischen Sanierung von Gebäuden zum Einsatz. Sie erfüllen verschiedene Zwecke:
- Senkung des Energieverbrauchs im Winter (Wärme bleibt im Gebäude)
- Angenehmes Wohnklima im Sommer (Hitze bleibt draußen)
- Schallschutz
Neben den oben genannten Kriterien müssen weitere Punkte berücksichtigt werden:
- Kosten
- Recycling-Fähigkeit
- CO2-Emissionen (die bei der Herstellung anfallen)
- Brennbarkeit
Je nach individueller Situation und Wünschen der Bauherren kommen unterschiedliche Dämmstoffe zum Einsatz. Im Jahr 2019 teilte sich das Absatzvolumen von Dämmstoffen im deutschen Markt wie folgt auf:
Dämmstoffe, die aus fossilen Rohstoffen hergestellt werden (z. B. Styropor, ein Schaumkunststoff auf Erdölbasis), machen fast die Hälfte des deutschen Dämmstoffmarktes aus.
Für den Einsatz von Styropor sprechen der günstige Preis und die gute Dämmwirkung.
Doch der Dämmstoff steht aus vielen Gründen immer wieder in der Kritik:
- Bei der Herstellung wird viel CO2 freigesetzt
- Bei der Entsorgung wird das Material zu Sondermüll
- Das Material ist leicht brennbar
Das folgende Video zeigt einen Vergleich der Brennbarkeit von drei verschiedenen Dämmstoffen. Interessanterweise schneidet der von STEICO hergestellte Dämmstoff auf Holzfaserbasis besonders gut ab, obwohl er aus brennbarem Holz besteht.
Aus heutiger Sicht ist damit zu rechnen, dass der Anteil der Holzfaser-Dämmstoffe in den nächsten Jahren immer weiter zunehmen wird. Aktuell liegt der Marktanteil erst bei 5 %.
Sofern Holzfaser-Dämmstoffe eines Tages so beliebt werden, wie es derzeit die Polysterol-Dämmstoffe sind, besteht ein Verzehnfachungspotential in der nachgefragten Menge.
Vorteile von Holzfaser-Dämmstoffen
Reduzierte Brandgefahr: Bei einem Brand verkohlt die Oberfläche des Materials. Die verkohlte Schicht schützt vor einer schnellen Ausbreitung des Brandes.
Bei der Herstellung wird kein CO2 freigesetzt, sondern gebunden: Wenn Bäume wachsen, entziehen sie der Atmosphäre CO2 und speichern es im Holz. Sobald das Holz verbrannt wird, setzt es das CO2 wieder frei. Wenn das Holz jedoch nicht verbrannt, sondern als Baumaterial eingesetzt wird, dann entsteht ein CO2-Speicher.
Für die gesamte Nutzungsdauer des Gebäudes wird das CO2 gespeichert. Somit sind die CO2-Emissionen der von STEICO hergestellten Bauprodukte aus Holz sogar negativ.
Die Bedeutung dieses Punktes sollte keinesfalls unterschätzt werden, denn Deutschland möchte bis zum Jahr 2045 CO2-neutral werden. Das kann jedoch nur gelingen, wenn die CO2-Emissionen in allen vier Sektoren stark reduziert werden:
- Energieerzeugung
- Mobilität
- Industrie
- Gebäude
Wer einen Blick in den Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung wirft, findet folgende Formulierung zum „Klimaschutz im Gebäudebereich“:
Künftig sollen bei Förderungen im Baubereich die Treibhausgase pro Quadratmeter Wohnfläche eine entscheidende Rolle spielen. Über einen steigenden CO2-Preis wird die Alternative von fossilen Dämmstoffen sowieso laufend unattraktiver gemacht.
Dämmstoffe auf Holzfaserbasis überzeugen hingegen mit ihrem negativen CO2-Fußabdruck. Sie könnten künftig daher von der Politik gefördert werden. Damit würde sich die preisliche Differenz gegenüber fossilen Dämmstoffen zunehmend verringern.
Das Material kann recycelt werden: Weiterhin ist zu erwähnen, dass Dämmstoffe auf Holzfaserbasis keine giftigen Materialen enthalten und somit beim Abriss des jeweiligen Gebäudes unbedenklich entsorgt (oder auch verbrannt/wiederverwendet) werden können.
Doch damit nicht genug: Nicht nur das Stück vom Kuchen wird größer, auch der Kuchen an sich wächst:
Das Marktvolumen für Dämmstoffe könnte sich in den nächsten Jahren verdoppeln
Der BDI hat in der Studie „Klimapfade 2.0“ vorgerechnet, dass die energetische Sanierungsrate im Gebäudebestand bis zum Jahr 2030 von aktuell 1,1 % auf dann 1,9 % ansteigen muss.
In anderen Worten: In Deutschland gibt es einen großen Bestand an alten Gebäuden, die viel Energie benötigen. Aktuell wird jedes Jahr nur etwas mehr als ein Prozent des Gebäudebestands energetisch saniert. Im derzeitigen Tempo würde es viele Jahrzehnte dauern, den Energieverbrauch aller Gebäude ausreichend abzusenken.
Das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045 ist jedoch nur noch 23 Jahre entfernt. Folglich muss das Sanierungstempo deutlich erhöht werden.
Fazit
Die Ausgangsposition könnte kaum spannender sein.
Noch liegt der Anteil der Holzfaser-Dämmstoffe nur bei fünf Prozent des gesamten Dämmstoffmarktes. Politische Weichenstellungen werden dafür sorgen, dass der Anteil steigt. Dazu kommt, dass sich das Volumen des gesamten Dämmstoffmarktes verdoppeln könnte.
STEICO ist der Weltmarktführer. Das Unternehmen bereitet sich darauf vor, so viel wie möglich vom Wachstumspotential nutzen zu können. Das Wachstum hat erst angefangen.
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Geschäftsmodell von STEICO
Was wird angeboten?
STEICO veredelt den Naturwerkstoff Holz zu nachhaltigen Bauprodukten. Das Holz wird eingekauft. In den Produktionswerken werden daraus Dämmstoffe und andere Bauprodukte hergestellt.
Im folgenden 2-minütigen Video beschreibt der Vorstandsvorsitzende Udo Schramek die Geschäftstätigkeit des Unternehmens:
Folgende Besonderheiten sind für das Verständnis des Geschäftsmodells wichtig:
100 % Rohstoffnutzung
Das eingekaufte Holz wird vollständig genutzt. Es fällt kein Abfall an. Das ist gut für die Umwelt und erhöht die Wirtschaftlichkeit.
Baukastensystem/Systemanbieter
Es gibt viele Hersteller, die Holzfaser-Dämmstoffe anbieten. STEICO ist der größte Anbieter. Wichtiger aber noch ist ein anderes Unterscheidungsmerkmal: Das Unternehmen hat ein integriertes Holzbausystem entwickelt.
Die gesamte tragende und dämmende Gebäudehülle eines neuen Holzhauses kann mit aufeinander abgestimmten STEICO-Produkten errichtet werden. Wie das in der Praxis funktioniert, zeigt folgendes Video.
Bei der energetischen Sanierung des im Video vorgestellten Gebäudes kommen gleichzeitig Dämmstoffe, Stegträger und Furnierschichtholz von STEICO zum Einsatz.
Mit dem Baukastensystem versucht sich STEICO von der Konkurrenz abzusetzen.
Umsatz nach Produktsegmenten
Werfen wir nun einen genaueren Blick auf die wichtigsten Produkte von STEICO:
Dämmstoffe: Die Dämmstoffe sind als Platten, flexible Dämmmatten oder als Dämmflocken (Einblasdämmung) erhältlich. STEICO erwirtschaftet 66 % des Umsatzes mit ökologischen Dämmstoffen. Für die Herstellung werden lediglich frisches Nadelholz, Wasser und Hitze benötigt.
Furnierschichtholz: Furnierschichtholz ist ein festes und belastbares Material, das vielseitig einsetzbar ist. So kann es bspw. als Träger verwendet werden oder es kommt für die Wandschalungen bzw. Dachschalungen zum Einsatz. 2020 war dieses Produktsegment für 12 % des Umsatzes verantwortlich.
Stegträger: Dabei handelt es sich um tragfähige Bauteile, die eine „Doppel-T-Struktur“ aufweisen. Sie können bspw. im Dachbereich eingesetzt werden. 11 % des Umsatzes wurden mit diesem Segment erwirtschaftet.
Spezialprodukte: Dazu zählen Produkte, die nicht direkt im Bausektor verwendet werden (z. B. Material für Türfüllungen).
Sonstiges: Seit dem Jahr 2020 ist STEICO in die Elementfertigung eingestiegen. Aus den verschiedenen Bauprodukten (z. B. Dämmstoffen, Furnierschichtholz und Stegträgern) werden vollständige Bauteile hergestellt. Das können Dach-, Wand- oder Deckenelemente sein.
STEICO konnte die Wertschöpfungskette mit dem Einstieg in die Vorfertigung von Bauteilen erneut verlängern. Das Angebot kommt gut an, denn Bauunternehmen benötigen beim Einsatz von vorgefertigten Bauteilen weniger Personal und können die Gebäude schneller und wirtschaftlicher errichten. Noch ist die Bedeutung des Segments begrenzt, doch das könnte sich in den nächsten Jahren ändern.
Holz-Großhandel: Die Bedeutung des Segments tendiert mittlerweile gegen Null, das Geschäft war früher bedeutend und wird mit geringer Personalintensität fortgeführt.
Produktbilder einiger Bauprodukte von STEICO
Wie werden die Produkte hergestellt?
STEICO betreibt mehrere Produktionswerke, die vorwiegend in Polen liegen. Das Unternehmen kauft große Mengen an Nadelholz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern der näheren Umgebung ein.
Die Entwicklungs- und Forschungsschwerpunkte liegen aktuell in folgenden Bereichen:
- Verbesserung der Produkteigenschaften (z. B. eine noch bessere Dämmleistung)
- Erweiterung des Sortiments (um neue Märkte zu erschließen)
- Aufbau des Segments der Verfertigung von Bauelementen
Zudem hat STEICO die „STEICO Akademie“ aufgebaut. Handwerker, Architekten, Handelsmitarbeiter und private Bauherren werden im Umgang mit dem STEICO Bausystem geschult.
Abgerundet wird die Unternehmenstätigkeit mit einer technischen Beratung von Handwerkern, Planern und Bauherren. Diese ist in der Regel kostenfrei.
Wer sind die Kunden?
STEICO verkauft die Produkte an Holz- und Baustoffhändler, Holzbaubetriebe, Fertighaushersteller, Baumärkte und Industriekunden (z. B. Möbelhersteller).
Mit dem größten Kunden wurden im Jahr 2020 3,8 % des Umsatzes erzielt. Auf die zehn größten Kunden entfällt ein Umsatzanteil von 22,0 %.
Die wichtigsten Absatzmärkte werden in der folgenden Grafik dargestellt:
Deutschland ist mit einem Umsatzanteil von 39 % der wichtigste Markt. Es fällt auf, dass der gesamte Umsatzanteil außerhalb Europas erst 7 % beträgt.
Alles in allem hat STEICO eine breite Kundenstruktur aufgebaut. Es sind keine gefährlichen Abhängigkeiten von einzelnen Kunden zu erkennen.
Wie wird der Ertrag realisiert?
STEICO ist ausschließlich in der Entwicklung, der Herstellung und dem Vertrieb der Produkte tätig. Wiederkehrende Umsatzströme gibt es nicht.
Das Unternehmen ist darauf angewiesen, dass die Produktion jederzeit ausreichend ausgelastet werden kann. Daher ist eine Abhängigkeit von der Neubau- und Sanierungsaktivität festzuhalten.
In diesem Punkt unterscheidet sich STEICO bspw. vom Blockheizkraftwerkshersteller 2G Energy, der nach dem Verkauf der Kraftwerke über die gesamte Lebensdauer hinweg weitere Service- und Wartungsumsätze erzielen kann.
Das führt zu einer planbareren Geschäftsentwicklung und einer höheren Cashgenerierung. Hier kannst du dir unsere 2G Energy Aktienanalyse durchlesen.
Strategie: So stellt sich STEICO die eigene Zukunft vor
Ausbau der Produktionskapazität: Das Unternehmen schüttet seit Jahren nur einen sehr geringen Teil des Gewinns als Dividende aus. Der Rest wird einbehalten, um den Ausbau der Produktionskapazitäten zu finanzieren.
STEICO hat ein großes Investitionsprogramm beschlossen. Das Unternehmen ist bereits der Marktführer und plant, den Marktanteil weiter auszubauen.
Erweiterung der Wertschöpfungskette: STEICO möchte sich vom Wettbewerb abgrenzen. Im ersten Schritt hat das Unternehmen als einziger Anbieter der Branche ein abgestimmtes Baukastensystem aus Konstruktionselementen und Dämmstoffen entwickelt.
Seit 2020 ist STEICO zudem in die Fertigung von Bauteilen eingestiegen. Dieses Produktsegment soll in den nächsten Jahren ausgebaut werden. STEICO möchte aber kein Hersteller ganzer Gebäude werden.
Finanzkennzahlen und Bewertung
Nachdem wir uns mit der Branche, der Historie, den Zukunftsaussichten und der Geschäftstätigkeit befasst haben, versuchen wir nun, die Aktie so gut wie möglich zu bewerten.
Umsatzentwicklung der STEICO Aktie
Die Umsatzentwicklung ist überzeugend. Blicken wir auf die historischen Wachstumsraten:
Zeitraum | Umsatzwachstum pro Jahr (CAGR) |
---|---|
seit 2007 | 10 % |
letzte 10 Jahre | 10 % |
letzte 5 Jahre | 13 % |
Ausblick laufendes Jahr 2022 | ca. 15 % |
Die Höhe des jährlichen Umsatzwachstums liegt stabil bei ca. 10 %, in den letzten Jahren hat sich das Wachstum sogar weiter beschleunigt.
Entwicklung des Gewinns
Operative Gewinnmarge (EBIT-Marge) von STEICO
2008 schrieb STEICO rote Zahlen. Die Finanzkrise, aber auch einige Sondereffekte machten sich bemerkbar. Seit 2009 arbeitet STEICO durchgehend profitabel. Es fällt auf, dass die Gewinnmarge alle fünf Jahre auf ein neues Niveau gehoben werden konnte:
- Von 2011 bis 2015 lag die Marge bei ca. 5 %. Der Immobilienmarkt erholte sich nach der Finanzkrise nur sehr langsam.
- Von 2016 bis 2020 erreichte die Marge ca. 10 %.
- Seit 2021 liegt die Marge bei ca. 15 %. Beeindruckend!
Die große Frage lautet, wie nachhaltig der Anstieg der Gewinnmarge ist. Dazu später mehr.
Entwicklung des Gewinns je Aktie
Als Folge des kräftigen Umsatzwachstums bei einem gleichzeitigen Anstieg der Gewinnmarge ist der Gewinn je Aktie regelrecht explodiert. 2010 lag der Gewinn noch bei etwa 0,50 EUR, mittlerweile kratzt STEICO schon an der 4,00 EUR-Marke.
Der beeindruckende Gewinnanstieg erklärt zumindest teilweise den Verlauf des Aktienkurses.
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Blick auf die Bilanz
Das Geschäftsmodell von STEICO ist kapitalintensiv. In den Grundstücken, Gebäuden und Maschinen des Unternehmens sind 257 Mio. EUR (31.12.2020) gebunden. Das entspricht mehr als 80 % des Jahresumsatzes.
Da STEICO auch in Zukunft signifikant wachsen möchte, muss ständig neues Geld in die Ausweitung der Produktionskapazität investiert werden. Der Großteil des Gewinns wird einbehalten, um die Eigenkapitalbasis zu stärken. Zum Jahresende 2020 belief sich die Eigenkapitalquote auf 53 %. Das erscheint sehr solide.
Die Nettofinanzverschuldung liegt bei etwas mehr als dem 1-fachen EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Grundsätzlich gelten alle Werte bis zum 3-fachen EBITDA als vertretbar. Somit geht die Verschuldung in Ordnung.
Ein Nachteil eines kapitalintensiven Geschäftsmodells ist, dass die Eigenkapitalrenditen begrenzt sind. Berechnen wir die Verzinsung des eingesetzten Kapitals:
Eigenkapital (31.12.2020) | 192 Mio. EUR |
abzüglich Goodwill | – 0 Mio. EUR |
= werthaltiges Vermögen/ tangible Equity | 192 Mio. EUR |
zuzüglich Nettofinanzverschuldung | + 96 Mio. EUR |
= gebundenes Kapital/ Capital Employed | 288 Mio. EUR |
Im Jahr 2021 hat STEICO den vorläufigen Zahlen zufolge einen Nettogewinn von ca. 50 Mio. EUR erwirtschaftet. Somit bewegt sich die Eigenkapitalverzinsung aktuell in einer Höhe von etwa 25 %. Das ist ein sehr attraktiver Wert.
Aktionärsstruktur der STEICO Aktie
61,1 % der STEICO Aktien werden vom Vorstandsvorsitzenden und Gründer Udo Schramek gehalten. Die restlichen 38,9 % liegen im Streubesitz.
Beim aktuellen Aktienkurs (Zeitpunkt der Analyse, 17. Februar 2022, Kurs 96 EUR) beläuft sich das in STEICO Aktien gehaltene Vermögen von Udo Schramek auf 826 Mio. EUR.
Diese Aktionärsstruktur gefällt uns gut. Udo Schramek ist kein Manager, sondern ein Unternehmer. Durch den hohen Anteilsbesitz des Vorstandsvorsitzenden ist sichergestellt, dass sich die Interessen der Kleinaktionäre und des Vorstands entsprechen.
Management und dessen Vergütung
STEICO wird von insgesamt sieben geschäftsführenden Direktoren geführt. Zusammen haben die Direktoren im Jahr 2020 ein Gehalt von 5,2 Mio. EUR bezogen.
Leider erfolgt keine weitere Aufschlüsselung auf die einzelnen Personen. Außerdem ist nicht klar, wie die Vergütung strukturiert ist. Wir würden uns an dieser Stelle etwas mehr Transparenz wünschen. Denn die Vergütungsanreize der Manager sind ein wichtiger Indikator dafür, in welche Richtung ein Unternehmen gesteuert wird.
Kapitalallokation/ Capital Allocation
Von entscheidender Bedeutung für die langfristige Rendite einer Investition ist, wie der erwirtschaftete Cashflow eines Unternehmens verteilt wird. Bei STEICO ergibt sich folgende Aufteilung:
- Dividenden: Die Ausschüttungsquote liegt seit Jahren bei nur 10-20 % des Gewinns
- Investitionen in die Ausweitung der Produktion: Aktuell investiert STEICO enorme Summen in den Ausbau der Produktionskapazitäten. Angesichts einer Eigenkapitalrendite von derzeit 25 % ist das Geld wohl sehr gut angelegt
- Übernahmen: In der Vergangenheit hat STEICO von Zeit zu Zeit antizyklische Übernahmen getätigt. Inmitten der Finanzkrise im Jahr 2008 wurde ein französisches Produktionswerk übernommen
- Kapitalerhöhungen oder Aktienrückkäufe: Seit einigen Jahren ist die Anzahl der Aktien stabil. Es werden weder neue Aktien ausgegeben noch bestehende Aktien zurückgekauft
- Aufnahme oder Rückzahlung von Verbindlichkeiten: Wenn die Gewinnmarge auf einem hohen Niveau gehalten werden kann, könnte STEICO in den nächsten drei bis fünf Jahren trotz der hohen Investitionen sämtliche Finanzschulden zurückführen
Sollte die Verschuldung komplett zurückgeführt sein, so könnte das Unternehmen in einigen Jahren die Ausschüttungsquote anheben und kräftige Dividendenerhöhungen bekanntgeben. Doch bis dahin kann noch viel passieren. Werfen wir an dieser Stelle einen Blick auf die Dividendenhistorie des Unternehmens:
Entwicklung der Dividende und der Ausschüttungsquote (Pay-Out)
Seit dem Jahr 2010 zahlt STEICO jährlich eine stabile oder steigende Dividende an seine Aktionäre aus. Wie bereits erwähnt, liegt die Ausschüttungsquote im sehr geringen Bereich von nur 10 bis 20 % des Gewinns. Das erklärt auch die geringe Dividendenrendite von nur 0,3 %.
Renditeerwartung einer Investition in die STEICO Aktie
Normalerweise verwenden wir zur Ermittlung der Renditeerwartung ein Modell, bei dem die Renditeerwartung die Summe aus Free Cash Flow-Rendite und des nachhaltigen Ertragswachstums ist. Mehr dazu findest du auf der Seite Investmentkonzept.
STEICO erwirtschaftet zwar hohe Gewinne, aber keinen hohen Free Cash Flow. Der Grund dafür: Nahezu der gesamte Gewinn wird einbehalten und in einen Ausbau der Produktionskapazität investiert. Also weichen wir auf ein anderes Modell aus.
Wo steht STEICO in 10 Jahren?
Wir stellen drei mögliche Szenarien für die künftige Entwicklung von STEICO auf. Die in der Tabelle dargestellten Zahlen beziehen sich auf einen 10 Jahre in der Zukunft liegenden Zeitpunkt:
Szenario | Vorsichtig | Basis | Optimistisch |
---|---|---|---|
jährliches Umsatzwachstum | 10 % | 10 % | 15 % |
Umsatz | 1.000 Mio. EUR | 1.000 Mio. EUR | 1.500 Mio. EUR |
EBIT-Marge | 10 % | 13 % | 16 % |
EBIT | 100 Mio. EUR | 130 Mio. EUR | 240 Mio. EUR |
Gewinn | 70 Mio. EUR | 91 Mio. EUR | 168 Mio. EUR |
Gewinn je Aktie | 5,00 EUR | 6,50 EUR | 12,00 EUR |
Faires KGV | 15 | 20 | 20 |
Kursziel 10 Jahre | 75 EUR | 130 EUR | 240 EUR |
Das vorsichtige Szenario geht davon aus, dass die derzeit erhöhte Gewinnmarge (2021: 17,5 %) wieder auf den historischen Durchschnittswert von 10 % zurückfällt. Zudem reduziert sich das KGV von fast 30 auf einen Wert von 15.
Trotz des jährlichen Umsatzwachstums von 10 % würde der faire Wert je Aktie in diesem Szenario in 10 Jahren gerade einmal bei 75 EUR liegen. Das ist weniger als der heutige Kurs.
Das Szenario könnte bspw. dann eintreffen, wenn stark gestiegene Zinsen sowohl die Bautätigkeit ausbremsen, als auch die Bewertungen an den Aktienmärkten absinken lassen.
Wer von solch einem Szenario ausgeht und den fairen Wert der Aktie in 10 Jahren bei 75 EUR sieht, darf heute maximal 29 EUR je Aktie zahlen, um in den kommenden 10 Jahren jährlich eine Verzinsung von 10 % zu erhalten.
Im Basis-Szenario trauen wir STEICO eine dauerhaft erhöhte Gewinnmarge von 13 % zu.
In diesem Szenario könnte der faire Wert in 10 Jahren bei 130 EUR liegen. Das ist gerade einmal 30 % mehr als der aktuelle Kurs.
Das Szenario unterstellt, dass die Nachfrage für ökologische Dämmstoffe weiter ansteigt. Gleichzeitig aber erhöhen einige Anbieter im Laufe der Zeit ihre Kapazitäten, sodass sich das Margenniveau wieder ein wenig der Vergangenheit annähert.
Somit dürften Anleger aktuell maximal 50 EUR bezahlen, um anschließend 10 Jahre lang eine jährliche Rendite von 10 % einstreichen zu können.
Im optimistischen Szenario rechnen wir für volle 10 Jahre mit 15 % jährlichem Umsatzwachstum. Zudem gehen wir davon aus, dass STEICO dauerhaft eine Gewinnmarge von 16 % erwirtschaften kann.
Im Ergebnis ergibt sich ein Kursziel von 240 EUR in 10 Jahren.
In diesem Szenario dürften Anleger heute maximal 92 EUR je Aktie bezahlen. Ausgehend von diesem Kurs sind jährlich 10 % Rendite möglich, sodass der Kurs in 10 Jahren ein Niveau von 240 EUR erreicht.
Letztlich ist für das Szenario eine aktive Unterstützung durch die Politik notwendig. Diese könnte mit Subventionen für ökologische Baustoffe bei einem gleichzeitigen (Quasi-)Verbot fossiler Dämmstoffe dafür sorgen, dass die Nachfrage dauerhaft stärker ansteigt als die Produktionskapazität der Hersteller.
Fazit zur Szenario-Betrachtung: Das optimistische Szenario erscheint möglich, aber keinesfalls wahrscheinlich. Selbst das perfekte Szenario führt uns zu dem Ergebnis, dass der heutige Aktienkurs maximal bei 92 EUR liegen sollte.
Viel wohler fühlen wir uns jedoch mit dem Basis-Szenario. Folglich wird die Aktie aus fundamentalen Überlegungen erst ab einem Kurs von unter 50 EUR interessant. Ergänzen wir dieses Modell nun um zwei weitere Bewertungsmodelle:
Ergänzende Bewertung anhand des KBVs und des KGVs
Bewertung anhand des KBVs
Das KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) gibt an, mit welchem Vielfachen des bilanziellen Eigenkapitals ein Unternehmen an der Börse bewertet wird. Ein Unternehmen, das zum 2-fachen KBV gehandelt wird, kostet an der Börse den doppelten Betrag des in der Bilanz ausgewiesenen Eigenkapitals.
Grundsätzlich gilt: Je höher die Kapitalverzinsung und je besser die Wachstumsaussichten eines Unternehmens sind, desto höher darf das KBV ausfallen.
Nehmen wir hierfür einen Extremfall an: Wenn ein Unternehmen sein Eigenkapital mit 100 % jährlich verzinsen kann, dann kann sich das Eigenkapital binnen drei Jahren verachtfachen. Solch ein Unternehmen darf durchaus mit dem 5- oder 10-fachen KBV bewertet werden.
Ein Unternehmen, das hingegen niemals in der Lage sein wird, seine Kapitalkosten von bspw. 10 % zu erwirtschaften, muss mit einem KBV von unter 1 bewertet werden. In diesem Fall verzinst sich das Kapital im Unternehmen schlechter als in einer alternativen Anlage (z. B. einem ETF auf den MSCI World). Folglich sollte man das Wertpapier nur dann kaufen, wenn ein hoher Abschlag auf das bilanzielle Eigenkapital vorhanden ist.
Schauen wir uns nun die historische Eigenkapitalrendite von STEICO an:
Eigenkapitalrendite von STEICO im zeitlichen Verlauf
Bis zum Jahr 2015 ist es STEICO nicht gelungen, eine Eigenkapitalrendite von mehr als 10 % zu erwirtschaften. Das Unternehmen war nach Abzug der Kapitalkosten unprofitabel. Werfen wir nun einen Blick auf die Entwicklung des Kurs-Buchwert-Verhältnisses:
KBV der STEICO Aktie
Siehe da: Bis 2015 wurde STEICO in etwa mit einem KBV von 1 bewertet. Erst danach, als die Eigenkapitalverzinsung anstieg, erhöhte sich die Bewertung der Aktie.
Das bedeutet aber auch: Wenn es STEICO künftig nicht gelingen sollte, eine Eigenkapitalrendite von etwa 20 % zu halten, dann wird die Aktie vermutlich kräftig im Kurs sinken.
Und damit sind wir bei der wohl wichtigsten Frage bzw. Überlegung dieser Analyse angekommen: Warum genau ist die Eigenkapitalrendite und die Gewinnmarge in den letzten Jahren so kräftig angestiegen?
Dafür gibt es eine Vielzahl von Gründen:
Nachfrage übersteigt Angebot: Dieser Punkt ist derzeit definitiv gegeben. Zwar haben STEICO und andere Anbieter in den letzten Jahren ihre Kapazitäten ausgebaut. Doch die Nachfrage nach ökologischen Baumaterialien ist noch stärker angestiegen.
Der einzige Grund, weshalb STEICO derzeit nicht noch mehr Umsatz erzielt, liegt in der Vollauslastung der Produktionskapazität. In solch einem Markt lassen sich Preiserhöhungen problemlos durchsetzen.
Doch als Anleger müssen wir stets vorausdenken: Derzeit lohnen sich Investitionen in neue Anlagen wie nie zuvor. Das dürfte viele Konkurrenten motivieren, ihre Kapazitäten auszubauen. Folglich könnte die Gewinnmarge in einigen Quartalen wieder absinken, sobald die Konkurrenten ihre neue Produktionskapazität auf den Markt bringen.
Umgekehrt könnte die verrückte Situation auch noch einige Zeit anhalten – nämlich dann, wenn wie Politik mit neuen Förderprogrammen die Nachfrage so intensiv, dass selbst die neuen Werke sofort wieder vollständig ausgelastet sind.
Langfristig gesehen ist dennoch damit zu rechnen, dass sich Angebot und Nachfrage irgendwann wieder einpendeln werden. In der Branche gibt es einfach zu viele Anbieter und der Aufbau neuer Produktionswerke dauert nur zwei Jahre.
Dauerhafte Wettbewerbsvorteile: Doch es gibt gute Gründe, dass sich die Margen dauerhaft auf einem erhöhten Niveau (von bspw. 13 %) einpendeln können. Dafür müsste es STEICO gelingen, nachhaltige Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz aufzubauen. Das könnten bspw. folgende Punkte sein:
- Größenvorteile: STEICO ist der Weltmarktführer. Mit zunehmender Größe fällt die Erwirtschaftung einer höheren Gewinnmarge leichter.
- Standortvorteile in Polen: Die meisten Produkte werden in Polen hergestellt. Dort ist das Lohnniveau vergleichsweise niedrig. Somit könnte STEICO dauerhaft etwas mehr verdienen.
- Sortimentsvielfalt: STEICO bietet besonders viele Produkte an, einige Nischenprodukte werden weniger stark umkämpft.
- Baukastensystem: Das Unternehmen hat aufeinander abgestimmte Konstruktionsmaterialen und Dämmstoffe entwickelt.
- Bauteilfertigung: Durch die Fertigung von ganzen Bauteilen kann STEICO die Gewinnmarge ebenfalls erhöhen.
Wann die Gewinnmarge absinken wird, ist schwer zu sagen. Gut möglich, dass STEICO im Jahr 2022 die Rekorde aus dem Jahr 2021 erneut deutlich übertreffen kann. In diesem Fall könnte die Aktie in den nächsten Monaten ungeahnte Höhen erreichen.
Dazu passt auch der vom Unternehmen veröffentlichte Ausblick:
Insbesondere die Formulierung, dass STEICO „der einzige Holzfaser-Dämmstoff-Hersteller (ist), der in 2022 signifikante Kapazitätssteigerungen realisieren wird“, macht uns hellhörig. Diese Formulierung lässt uns vermuten, dass dieses Unternehmen die 2021er-Rekorde in den Schatten stellen könnte.
Dennoch gehen wir mittelfristig von einer Normalisierung der Gewinnmargen aus. Bei den aktuellen Margen ist es für die zahlreichen Anbieter einfach zu verlockend, ihre Kapazitäten auszubauen.
Fazit: Kurzfristig könnte die Aktie weiter gut laufen, mittelfristig gesehen scheint der Aktienkurs eher im Bereich von 50 EUR fair bewertet zu sein.
Bewertung anhand des KGVs
Werfen wir abschließend noch einen Blick auf das KGV der STEICO Aktie.
STEICO wurde seit dem Börsengang in einer Spanne vom 2- bis 60-fachen KGV bewertet. Das beweist, dass es sich hierbei um eine zyklische Aktie handelt. Phasen der starken Unter- und Überbewertung wechseln sich ab.
Im Durchschnitt wurde die STEICO Aktie mit dem 20-fachen KGV bewertet. Das erscheint uns angesichts der guten Zukunftsaussichten und des stetigen Wachstums angebracht.
Das aktuelle KGV liegt jedoch im Bereich von 25 bis 30 und damit oberhalb des historischen Durchschnitts. Dazu kommt noch die Situation, dass die Gewinnmarge im historischen Vergleich derzeit erhöht ist. Sobald sich die Marge normalisiert und etwas absinkt, könnte das KGV durch den damit verbundenen Gewinnrückgang in Richtung 40 ansteigen.
Der Kurs müsste sich in etwa halbieren, damit die Aktie auf ihre faire Bewertung des 20er-KGVs zurückzufällt. Auch dieser Indikator führt uns zu einem Kursziel von etwa 50 EUR.
Buy-and-Hold Checkliste
Kriterium | Einschätzung | Erfüllt |
---|---|---|
1. Hohe Verzinsung des eingesetzten Kapitals | STEICO ist es in den letzten Jahren gelungen, die Eigenkapitalrendite von unter 10 % auf derzeit mehr als 25 % zu steigern. | Ja |
2. Wachstum über viele Jahre möglich – Rückenwind | Der Marktanteil des nachwachsenden Holzfaser-Dämmstoffs liegt erst bei 5 % des Dämmstoffmarktes. Zudem könnte die Nachfrage nach Dämmstoffen weiter zulegen. | Ja |
3. Stabiler Burggraben und Wettbewerbsvorteile | STEICO ist in die Position des Weltmarktführers bei Holzfaser-Dämmstoffen aufgestiegen. | Ja |
4. Wiederkehrender Umsatz | STEICO ist darauf angewiesen, dass die Produktion ausgelastet wird. | Nein |
5. Keine großen Abhängigkeiten | Die Branche ist abhängig von der Baukonjunktur. Die Baukonjunktur wiederum ist abhängig von der Zinsentwicklung und der generellen Konjunkturentwicklung. | Nein |
6. Solide Bilanz | Die Eigenkapitalquote liegt bei 53 %. | Ja |
7. Gute Kapitalallokation | STEICO investiert in die Ausweitung der Produktionskapazitäten, um an den Wachstumschancen teilhaben zu können. | Ja |
Chancen und Risiken einer Investition in die STEICO Aktie
Wer in Aktien investiert, setzt sich unternehmerischen Chancen und Risiken aus. Eine Investition sollte nur dann erfolgen, wenn das Chance-Risiko-Verhältnis auf Basis eigener Überlegungen als positiv eingeschätzt wird.
Chancen
🍀 Nachfrage nach Dämmstoffen legt weiter zu: In Deutschland soll den Zielen der Ampel-Koalition zufolge die Neubautätigkeit auf 400.000 Wohnungen pro Jahr erhöht werden. Zudem soll die energetische Sanierungsquote von 1,1 % in de nächsten Jahren auf 1,9 % ansteigen.
Sofern die politischen Ziele erreicht werden, steigt die Nachfrage nach Dämmstoffen in den nächsten Jahren deutlich an.
🍀Anteil der nachwachsenden Dämmstoffe am Dämmstoffmarkt steigt an: Bisher erreicht der nachhaltige Holzfaser-Dämmstoff erst einen Marktanteil von 5 %. Der fossile Styropor-Dämmstoff kommt hingegen auf einen Marktanteil von 50 %. In den nächsten Jahren könnte der Marktanteil der nachwachsenden Dämmstoffe schrittweise ansteigen.
Die treibenden Faktoren dafür sind ein steigendes Umweltbewusstsein, ein steigender CO2-Preis und eine Neugestaltung der Förderungen im Baubereich mit dem Ziel der CO2-Minimierung. Daher könnte sich das Marktvolumen der Holzfaser-Dämmstoffe in den nächsten Jahren vervielfachen.
STEICO könnte die sich daraus ergebenden Wachstumschancen nutzen und auf Sicht der nächsten Jahre deutlich mehr als 10 % jährlich wachsen. Zudem könnte die Gewinnmarge für einige Jahre am Stück auf einem deutlich erhöhten Niveau verbleiben. Der Gewinn könnte weiter rasant steigen und die Aktie könnte neue Hochs ausbilden.
🍀 Erweiterung der Wertschöpfungskette: STEICO ist im Jahr 2020 in die Bauteilfertigung (z. B. Wandelemente, Dachelemente, Deckenelemente) eingestiegen. Durch die hoch automatisierte Montage von Holzelementen und Dämmstoffen zu fertigen Bauteilen kann die Gewinnspanne des Unternehmens möglicherweise deutlich und dauerhaft ansteigen.
🍀 Internationalisierung: Bisher erwirtschaftet STEICO 40 % des Umsatzes in Deutschland. Auch in anderen Ländern wird die Reduktion der CO2-Emissionen zu einem immer wichtigeren Thema werden. Folglich könnten sich für STEICO internationale Wachstumsgelegenheiten ergeben.
🍀 Grüne Aktie: Viele Anleger sind auf der Suche nach nachhaltigen Aktien. Das Angebot an solchen Aktien ist jedoch begrenzt. STEICO ist eines der wenigen Unternehmen, das für nachhaltige Anlagestrategien besonders gut geeignet ist. Folglich könnte ein Nachhaltigkeits-Boom bei der Geldanlage zu einer hohen Nachfrage nach STEICO Aktien führen.
Risiken
⚠️ Abhängigkeit von der Baukonjunktur: Aus heutiger Sicht ist erst einmal mit einer weiteren Steigerung der Bautätigkeit zu rechnen. Doch das kann sich eines Tages ändern. Der Blick auf den Aktienkurs der STEICO Aktie von 2007 bis 2009 (mehr als 90 % Kursverlust!) lässt erkennen: Die Bautätigkeit unterliegt sehr langfristig ausgeprägten zyklischen Schwankungen.
Ein möglicher Auslöser für einen längerfristigen Rückgang der Bautätigkeit könnten steigende Zinsen sein, die eine Kreditaufnahme zur Finanzierung von Bauprojekten erschweren.
Daran ändert auch der Boom der letzten Jahre nichts: Eines Tages werden die Geschäfte wieder schwieriger werden. Dann könnten Gewinn und Aktienkurs deutlich einbrechen.
Wichtigstes Gegenargument: Aktuell liegt der Marktanteil von Holzfaser-Dämmstoffen erst bei 5 %. Auch bei einem schwierigen Gesamtmarkt könnte die Nische der Holzfaser-Dämmstoffe weiter gefragt bleiben. Daher könnte es sein, dass STEICO die nächste Delle nicht ganz so stark zu spüren bekommt.
⚠️ Steigender Wettbewerbsdruck: Derzeit verdienen Hersteller wie STEICO so viel Geld wie nie zuvor. Zudem ist kein Ende des Booms absehbar. Folglich reagiert die gesamte Branche mit Erweiterungsinvestitionen.
Sollten in den nächsten Jahren gleichzeitig zu viele neue Produktionswerke den Betrieb aufnehmen, könnte es zu Überkapazitäten kommen. In diesem Fall würde die Gewinnmarge absinken.
Es bleibt ein Katz-und-Maus-Spiel: Die Nachfrage nach Holzfaser-Dämmstoffen dürfte weiter ansteigen. Wenn die Kapazität noch schneller ansteigt, knickt die Gewinnmarge ein. Steigt die Nachfrage hingegen schneller als die Kapazität, könnte die Gewinnmarge sogar noch weiter nach oben klettern.
⚠️ Wechselkursschwankungen: STEICO verkauft den Großteil der Produkte im Euro-Raum. Die Produktionswerke befinden sich jedoch in Polen. Somit erhalten viele Mitarbeiter die Löhne in polnischen Zloty. Sofern es zu Wechselkursschwankungen der Währung kommt, kann sich der Gewinn von STEICO vorübergehend erhöhen oder reduzieren.
⚠️ Hohe Bewertung der Aktie: Sowohl das KGV, als auch das KBV zeigen derzeit eine im historischen Durchschnitt erhöhte Bewertung der STEICO Aktie. Natürlich sind die Zukunftsaussichten des Unternehmens gut, doch das ist vielen anderen Anlegern bekannt. Entsprechend teuer wird die Aktie bereits heute bewertet.
Wenn es dem Unternehmen nicht gelingt, die hohen Erwartungen an das künftige Wachstum zu erfüllen, könnte die Aktie stark im Kurs fallen.
Fazit zur STEICO Aktie: Auf richtigen Einstiegszeitpunkt warten
Operative Einschätzung: Ein Unternehmen wie aus dem Bilderbuch. STEICO ist ein gut geführter Weltmarktführer im Bereich für ökologische Dämmstoffe. Die Dämmstoffe haben eine negative CO2-Bilanz, da sie mehr CO2 speichern als bei der Herstellung anfällt. Das Unternehmen ist gründergeführt und überzeugt mit einer gesunden Bilanz. STEICO ist eine ideale Aktie, um vom Umbau auf eine klimaneutrale Wirtschaft profitieren zu können. Wenn sie denn zum richtigen Zeitpunkt gekauft wird. Und damit sind wir bei der Bewertung angelangt:
Einschätzung zur Bewertung: 2022 könnte zum Kracher-Jahr werden. Seit einiger Zeit übersteigt die Nachfrage die Produktionskapazität. Die Gewinnmarge ist zuletzt deutlich angestiegen. Wer weiß, vielleicht steigt der Gewinn je Aktie in den nächsten ein bis zwei Jahren nochmals an und die Aktie legt weiter zu.
Mittelfristig könnte sich die Lage ändern. Viele neuen Werke dürften nach einer Bauzeit von ca. zwei Jahren die Produktion aufnehmen. Das sollte zu einem höheren Wettbewerbsdruck führen, die Gewinnmarge dürfte auf ein normales Niveau absinken.
Auch mit einer Gewinnmarge von bspw. 13 % wird STEICO noch eine Menge Geld verdienen. Nur eben nicht genug, um den aktuellen Aktienkurs von fast 100 EUR zu rechtfertigen.
Bei einem Kurs von 50 EUR oder weniger wird die Aktie für uns hochinteressant. Denn das Wachstum ist bei STEICO noch lange nicht vorbei. Wir freuen uns sehr, dass wir die weitere Entwicklung dieses Unternehmens ab sofort begleiten können.
Einige Leser würden sich vielleicht wünschen, dass bei jedem unserer Artikel am Ende stehen würde, dass die jeweilige Aktie jetzt sofort gekauft werden sollte. Aber genau das ist eben nicht der Fall. Anleger müssen zwischen guten Unternehmen und guten Einstiegsfenstern unterscheiden können.
Wir wollen die Lage immer so schildern, wie wir sie sehen. Es gibt genug andere Websites, auf denen nahezu jede Aktie als kaufenswert eingestuft wird. Doch gerade die schmerzhaften Erfahrungen der letzten Monate machen deutlich, dass viele ehemals stark gestiegenen Aktien nun wieder zurück auf ein faires Kursniveau finden.
Unsere Aufgabe sehen wir darin, fundamental aussichtsreiche Unternehmen zu durchleuchten. So bekommen wir ein Gefühl, ob wir die jeweiligen Aktien grundsätzlich für langfristige Investitionen interessant halten oder nicht. Zudem ermitteln wir ein Preisniveau, ab dem eine Investition aussichtsreich erscheint. Anschließend warten wir ab.
Je mehr Aktien wir nach diesem System durchleuchtet haben und anschließend in der Unternehmens- und Kursentwicklung verfolgen, desto öfter werden sich in Zukunft tolle Einstiegsgelegenheiten eröffnen. Dann werden wir einsteigen. In unserem kostenfreien Newsletter werden wir darauf aufmerksam machen:
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Worauf in Zukunft achten?
Ab sofort werden wir die weitere Entwicklung der STEICO Aktie verfolgen. In Zukunft sollten aus unserer Sicht folgende Punkte besonders genau beobachtet werden:
Entwicklung der Nachfrage: Welche neuen Förderungen bei der energetischen Sanierung von Gebäuden beschließt die Politik? Führen neue Förderungen zu einem sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach Holzfaser-Dämmungen? Zudem: Wie entwickelt sich die Bauaktivität?
Entwicklung des Angebots: Wie verändert sich die Wettbewerbssituation? Angaben der Geschäftsleitung zufolge wird STEICO im Jahr 2022 das einzige Unternehmen sein, das nennenswerte Kapazitätssteigerungen realisieren wird. Doch 2023 und 2024 könnte sich das Umfeld ändern. Wenn es Anzeichen einer nennenswerten Ausweitung der Produktionskapazität bei den Wettbewerbern gibt, könnte die Gewinnmarge daraufhin absinken.
Wo pendelt sich die nachhaltige Marge in den nächsten Jahren ein? Eine der wichtigsten Fragen für die Ermittlung des fairen Wertes der STEICO Aktie.
Anteil Neubauten und Sanierungen: Das Neubaugeschäft unterliegt stärkeren Schwankungen als das Geschäft der energetischen Sanierungen. Daher wäre es interessant zu erfahren, wie sich die Nachfrage auf diese beiden Geschäfte verteilt.
Ist STO die bessere Alternative? Der Konkurrent STO ist ebenfalls börsennotiert. Das Unternehmen wird mit einem KGV von nur 15 bewertet. Damit erscheint die Aktie auf den ersten Blick wesentlich attraktiver bewertet. Allerdings ist STO in den letzten Jahren schwächer gewachsen, setzt auf konventionelle Dämmstoffe und ist darüber hinaus noch in einigen anderen Bereichen geschäftlich aktiv. In einer STO Aktienanalyse könnte herausgearbeitet werden, ob das Chance-Risiko-Verhältnis einer Investition in die STO Aktie besser ist.
Recherchequellen
Dieser Abschnitt ist für alle, die auf eigene Faust weiter recherchieren möchten. Hier folgt eine Auflistung der wichtigsten Recherchequellen sowie der noch nicht im Verlauf der Analyse aufgeführten Quellen:
Recherchequelle | Was ist dort zu finden? |
---|---|
Abilitato | Artikel Klimaneutraler Umbau der Wirtschaft |
Aktienfinder.net | Grafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung |
Marketscreener.com | Analystenschätzungen zur künftigen Entwicklung |
TIKR.com | Grafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung |
STEICO | Fact Sheet |
STEICO | Prospekt: Die Klimadämmung |
STEICO | News: Ampel will klimagerechteres Bauen und Dämmen |
STEICO | Vorläufige Geschäftszahlen 2021 und Ausblick auf 2022 |
STEICO | Nachhaltigkeitsbericht 2020 |
STEICO | Geschäftsbericht 2020 |
YouTube | STEICO gewinnt den Bayerischen Ressourceneffizienzpreis |
YouTube | Holzfaser Brandvergleich |
YouTube | Fassadensanierung mit Holzfaser-Dämmstoffen |
FDP | Koalitionsvertrag 2021 |
BDI | Studie Klimapfade 2.0 |
Fachagentur nachwachsende Rohstoffe e. V. | Grafik: Absatzvolumen von Dämmstoffen in Deutschland, 2019 |
Preis und Wert Aktienblog | STEICO Aktienanalyse |
intelligent investieren | STEICO Aktienanalyse |