Übersicht zur Nippon Sanso Aktie
Kurs je Aktie | 21,00 EUR/3.400 JPY |
KGV 2023e/24e | 17,7/16,8 |
FCF-Rendite 2023e/24e | 5,2 %/5,5 % |
Div.-Rendite 2023e/24e | 1,2 %/1,3 % |
ISIN | JP3711600001 |
Geschäftsmodell
Nippon Sanso ist der weltweit viertgrößte Hersteller von Industriegasen. Das Unternehmen betreibt Anlagen, in denen Luft unter Einsatz von Energie in ihre Bestandteile zerlegt wird. Anschließend erfolgt der Transport zu den Kunden, je nach benötigter Menge per Gasflasche, Lastwagen oder Pipeline.
Industriegase kommen in einer Vielzahl von Branchen zum Einsatz, wodurch das Geschäftsmodell ähnlich wie die Stromversorgung einen Infrastruktur-Charakter aufweist. Die Schwankungen in den einzelnen Branchen gleichen sich gegenseitig aus.
Das Unternehmen hat vor einem Monat einen YouTube Kanal erstellt und dort ein fünfminütiges Vorstellungsvideo hochgeladen.
Investitionsthese
Aus Anlegersicht ist es hochinteressant, sich mit den Industriegaseherstellern zu beschäftigen:
- Die langfristige Kursentwicklung aller großen Anbieter zeigt von links unten nach rechts oben, es werden laufend Werte für die Aktionäre geschaffen.
- Seit Jahrzehnten dominieren dieselben Unternehmen die Branche und bauen ihren Marktanteil weiter aus. Mittlerweile sind weltweit nur noch vier große Anbieter übergeblieben.
- Die Markteintrittsbarrieren sind enorm hoch, bspw. kann ein Pipeline-System zur direkten Belieferung der Kunden nicht mehr nachgebaut werden.
- Die Branche wächst schneller als die Weltwirtschaft, weil Industriegase für viele Hightech-Anwendungen benötigt werden.
- Die Dekarbonisierung der industriellen Produktionsprozesse eröffnet zusätzliche Wachstumschancen (die Gasehersteller bieten Wasserstoff an, der den Energieträger Kohle ersetzen kann).
- Die Gewinnspannen der vier führenden Anbieter steigen in immer neue Höhen.
- Auch in Krisen können die Unternehmen ihre Ertragskraft weitgehend beibehalten, weil sich die Kunden zu Mindestabnahmemengen verpflichtet haben (take-or-pay).
Die Vorteile sind unter Investoren nicht unbekannt geblieben. Folglich erhöhte sich das Bewertungsniveau der drei größten Gasehersteller auf ein KGV von ca. 25. Das KGV des Nr. 1 Anbieters Linde liegt sogar schon bei einem Wert von 32 (2023e).
Nippon Sanso als viertgrößter Anbieter wird hingegen nach wie vor mit einem großen Bewertungsabschlag gehandelt
Kennzahl | Linde (2023e) | Nippon Sanso (2023e) | Linde vs. Nippon Sanso |
Marktkapitalisierung | 186.000 Mio. USD | 10.200 Mio USD. | 18,3x |
Umsatz | 33.400 Mio. USD | 8.450 Mio. USD | 3,9x |
Unternehmenswert/Umsatz | 6,0x | 1,8x | 3,3x |
EBIT-Marge | 26,6 % | 11,5 % | 2,3x |
KGV | 32 | 18 | 1,8x |
FCF-Rendite | 3,2 % | 6,4 % | 0,5x |
Linde erzielt verglichen mit Nippon Sanso den 3,9-fachen Umsatz. Beim Börsenwert unterscheiden sich die beiden Unternehmen jedoch um das 18,3-fache. Selbst unter Einbeziehung der bei Nippon Sanso erhöhten Verschuldung ist jeder US-Dollar Umsatz von Linde an der Börse das 3,3-fache wert wie bei Nippon Sanso.
Wie lässt es sich erklären, dass Linde ein so viel höheres Bewertungsniveau zugestanden wird?
- Die Margen sind höher
- Linde ist transparenter
- Die Verschuldung fällt bei Linde deutlich geringer aus
Gehen wir die Punkte der Reihe nach durch.
1. Die Margen sind höher
Das stimmt, aber Nippon Sanso hat bei der EBIT-Marge zuletzt einen großen Sprung in Richtung mehr Profitabilität gemacht. So stieg bspw. im japanischen Heimatmarkt die operative Gewinnmarge binnen eines Jahres von 6,3 auf 10,4 %. Im Management Call kündigte der CFO weitere Preiserhöhungen an.
Aus deutscher Perspektive mag sich das eigenartig anhören, aber unserer Meinung nach musste sich das japanische Management nach einer 30-jährigen Phase sinkender Preise erst einmal wieder auf Preiserhöhungen einstellen. Zusätzlich ist es in Japan kulturell bedingt nicht möglich, hohe Preissteigerungen innerhalb kurzer Zeit durchzusetzen.
Also akzeptieren die Unternehmen in einer Phase steigender Kosten eine vorübergehend reduzierte Gewinnmarge. Erst im Laufe der Zeit sorgen schrittweise Preiserhöhungen dafür, dass die branchenübliche Gewinnmarge wieder hergestellt wird. Die nun bereits in den Zahlen sichtbare, deutliche Margenausweitung ist jedenfalls ein positives Zeichen.
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2. Linde ist transparenter
Auch dieses Argument ist richtig, wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass Nippon Sanso auch bei diesem Punkt Fortschritte macht. In den letzten Jahren folgte bspw. bereits
- die Ernennung eines amerikanischen Finanzvorstands,
- der Wechsel in ein Holding-Modell mit mehr unternehmerischer Freiheit in den einzelnen Regionen,
- die Neubesetzung des Aufsichtsrats mit einer steigenden Zahl unabhängiger Mitglieder sowie
- die Vorstellung der Projekt-Pipeline.
Im neuesten Management Call sprach der CFO nun die Umstellung auf den weltweit bekannten IFRS-Standard an.
3. Die Verschuldung fällt bei Linde deutlich geringer aus
An dieser Stelle holen wir euch Leser kurz ab: Bis Ende 2018 führte Nippon Sanso eine Reihe großer Übernahmen durch. Dadurch konnte die Gesellschaft innerhalb kurzer Zeit einen großen Sprung in der Ertragskraft machen. Die Finanzierung erfolgte ausschließlich über Fremdkapital. Zwischendurch war Nippon Sanso daher mit dem 6,7-fachen EBITDA verschuldet.
Durch die Kombination aus hoher Ertragskraft und niedriger Ausschüttungsquote konnte die Bilanz innerhalb weniger Jahre repariert werden. Bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres dürfte das Verhältnis aus Nettofinanzverschuldung zu EBITDA auf einen Wert von nur noch 2,8 sinken – und damit unter die magische Grenze vom 3-fachen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen.
Ebenso sichtbar werden die Erfolge bei der Stärkung der Bilanz auf der folgenden Grafik:
Entwicklung des harten Eigenkapitals (ohne Goodwill)
Beim harten Eigenkapital (Tangible Book Value) wird der Goodwill gedanklich vollständig aus der Bilanz gestrichen. Nach den teuren Übernahmen Ende 2018 sank der Wert auf -600 JPY (ca. 4,00 EUR) je Aktie.
Nach etwas mehr als vier Jahren der strikten Schuldentilgung hat das werthaltige Eigenkapital zum 30. Juni erstmals wieder einen positiven Wert erreicht. Folglich gilt auch beim dritten Punkt: Ja, Nippon Sanso befindet sich hinter dem Branchenführer, aber holt Quartal für Quartal auf.
Fazit zur Investitionsthese: Die Gründe für den hohen Bewertungsabschlag schwinden zunehmend
Nippon Sanso wird zunehmend profitabler, transparenter und baut gleichzeitig die Verschuldung ab. Folglich sollte der Bewertungsabschlag zu den Top 3 Unternehmen der Branche zunehmend reduziert werden. Falls sich das Unternehmen in den nächsten Jahren ähnlich erfolgreich wie zuletzt entwickelt, besteht weiterhin großes Kurspotential. Aus unserer Sicht ist es nicht einleuchtend, dass jeder US-Dollar Umsatz bei Linde so viel wertvoller sein soll als bei Nippon Sanso.
Kursentwicklung der Nippon Sanso Aktie in den letzten vier Jahren
Trotz der zahlreichen operativen Fortschritte hat sich der Kurs der Nippon Sanso Aktie in den letzten vier Jahren unterm Strich nur seitwärts entwickelt.
- Anfang 2020 sorgte der Ausbruch der Corona-Pandemie weltweit für starke Kursrückgänge.
- 2021 folgte ein Jahr der Gegenbewegung, in der sich der Kurs erholte.
- Im letzten Jahr setzte dann eine erneute Abwärtsbewegung ein, die sich fundamental nicht erklären lässt. Daher haben wir im Februar 2023 in einem Blogartikel auf die günstige Bewertung aufmerksam gemacht.
- Zusätzlich haben wir die Nippon Sanso Aktie im Mai 2023 in unser Cashflow Depot (nur für Club Mitglieder einsehbar) gekauft, seitdem ist der Kurs um mehr als 25 % gestiegen.
Ist das Potential nach dem jüngsten Kursanstieg nun weitgehend ausgeschöpft? Um das beantworten zu können, gehen wir im folgenden Abschnitt auf die aktuelle Unternehmensentwicklung ein, bevor wir uns anschließend mit der aktuellen Bewertung der Nippon Sanso Aktie beschäftigen.
So hat sich Nippon Sanso im zweiten Quartal 2023 entwickelt
Entwicklung wichtiger Kennzahlen im letzten Quartal
Den Umsatz steigerte Nippon Sanso um 12 %, währungsbereinigt lag das Wachstum bei 7%.
Der operative Gewinn stieg um beeindruckende 35 %, nach Berücksichtigung der Wechselkurseffekte betrug das Plus immer noch 28 %. Zurückzuführen ist diese äußerst positive Entwicklung auf ein Zusammenspiel aus Preiserhöhungen und einer Normalisierung der Energiekosten sowie anderer Aufwendungen.
Besonders hervorzuheben ist der starke Anstieg der EBIT-Marge von 10,0 % auf 13,2 % innerhalb eines Jahres.
Im Management Call zeigte sich der CFO für das kommende Quartal ähnlich optimistisch. Unklarer wird die Lage zum Jahresende hin. Die Umsatz- und Gewinnprognose hat das Vorstandsteam trotzdem noch nicht angehoben. Bei diesem Thema bleiben die Japaner absolute Tiefstapler:
Die veröffentlichte Prognose sieht einen Umsatzrückgang von 2 % und ein Gewinnwachstum auf Ebene des EBITs von nur 7 % vor. Wer die Nippon Sanso Aktie schon länger beobachtet, weiß, dass dieses enorm vorsichtige Vorgehen beim Unternehmensausblick fast schon Tradition hat. Abschrecken lassen sollten sich Anleger davon jedenfalls nicht.
Blicken wir noch ein bisschen tiefer ins Zahlenwerk.
Umsatz- und Gewinnentwicklung nach Regionen
Besonders positiv sind die Zahlen in zwei Regionen ausgefallen:
- In Japan stieg der operative Gewinn um 87 %
- In Europa gelang dem Konzern ein Ertragswachstum um 36 %. Die operative Gewinnmarge erreicht auf dem alten Kontinent nun bereits einen Wert von 18 %, was dem Margenniveau von Air Liquide entspricht
Bezogen auf den operativen Gewinn steuern die Regionen Europa, USA und Japan derzeit 32 %, 28 % und 28 % bei. Nippon Sanso hat zwar den Hauptsitz in Japan, ist geografisch aber sehr gut diversifiziert.
Nippon Sanso setzt sich für eine CO2-neutrale Zukunft ein
In den aktuellen Quartalszahlen gab es für die Aktionäre neben dem hervorragenden Momentum eine echte Überraschung: Nippon Sanso hat in den USA einen Auftrag zur Errichtung einer hochmodernen Luftzerlegungsanlage gewonnen. Auftraggeber ist Occidental Petroleum, einer der größten Ölkonzerne der Welt.
Das aus der Luft abgeschiedene CO2 wird unter die Erde gepumpt werden, sodass der CO2-Gehalt der Luft reduziert wird. Ob und wie sehr sich diese Technologie durchsetzen wird, ist noch offen. Nippon Sanso braucht sich aufgrund eines take-or-pay-Vertrags jedoch keine Sorgen zu machen, da der Kunde auch dann zahlen muss, wenn er das Gas nicht abnimmt.
Falls sich aber herausstellt, dass die CO2-Abscheidung aus der Luft ein günstigerer Weg in Richtung CO2-Neutralität ist als sämtliche Emissionen einzustellen, tut sich für alle Parteien ein riesiges Potential auf:
- Occidental Petroleum kann weiterhin Öl fördern und verkaufen, aufgrund der gleichzeitigen CO2-Abscheidung ist der Verbrennungsprozess CO2-neutral
- Nippon Sanso könnte eine Vielzahl weiterer Aufträge dieser Art gewinnen
- Wirtschaft und Gesellschaft gelingt eine preiswerte Umstellung auf die CO2-Neutralität
Bei der Anlage handelt es sich um die größte ihrer Art. Nippon Sanso dürfte zudem in den Genuss der üppigen US-Subventionen kommen.
Bewertung der Nippon Sanso Aktie
In den nächsten fünf Jahren könnte es dem japanischen Unternehmen gelingen, den Free Cash Flow auf einen Wert von bis zu 2,00 EUR je Aktie zu steigern. Unter der Annahme eines KGVs von 20-25 besteht so Kurspotential in der Region von 40 bis 50 EUR. Verglichen mit dem aktuellen Kurs von 21 EUR entspricht das immer noch einem Verdoppelungspotential innerhalb von fünf Jahren. Die Dividenden kommen noch obendrauf.
Auch bezogen auf die aktuelle Ertragskraft erscheint die Bewertung attraktiv: Wir trauen dem Unternehmen beim aktuellen Kurs eine FCF-Rendite von 6,4 % sowie eine jährliche Steigerung der Ertragskraft von 6 % zu. In Summe ergibt das eine Renditeerwartung von über 12 % jährlich – bei einem der krisensichersten Geschäftsmodelle der Welt.
Fazit: Nippon Sanso entwickelt sich prächtig, weiteres Kurspotential vorhanden ✅
Die Investmentthese geht auf: Nippon Sanso überzeugt mit einem starken Umsatz- und Gewinnwachstum. Die Marge wird ausgeweitet, die Transparenz erhöht und die Verschuldung abgebaut. Auch im restlichen Jahr stehen die Themen Preiserhöhungen und Produktivität auf der Agenda. Ergänzt wird das Ertragssteigerungsprogramm um Zukunftsinvestitionen, um die CO2-Neutralität möglich zu machen.
Trotz des starken Kursanstiegs im Jahr 2023 erscheint uns die Nippon Sanso Aktie weiterhin günstig bewertet. So ist die FCF-Rendite noch immer doppelt so hoch wie beim Marktführer Linde und das, obwohl mittelfristig weiteres Margenpotential besteht.
Ich fühle mich daher mit meiner Nippon Sanso Aktienposition absolut wohl.
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Recherchequellen
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Recherchequelle | Was ist dort zu finden? |
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Abilitato | Alle Artikel zur Nippon Sanso Aktie |
Aktienfinder.net | Grafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung |
Marketscreener.com | Analystenschätzungen zur künftigen Entwicklung |
TIKR.com | Grafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung |
Nippon Sanso | Q2/2023 Zahlen |
Nippon Sanso | Management Call zum zweiten Quartal 2023 |
Nippon Sanso | Investorenpräsentation zum zweiten Quartal 2023 |
YouTube | Unternehmensvideo Nippon Sanso |