Porsche Aktie: Auf der Überholspur – CFO sagt: „Wir haben noch viel mehr vor“

Wenige Monate nach dem IPO notiert der Kurs der Porsche Aktie über 40 Prozent höher. Die Zahlen entwickeln sich hervorragend. Doch ausruhen möchte sich der Vorstand nicht. Im Gegenteil: Alles wird noch einmal auf den Prüfstand gestellt, um die Marge noch weiter nach oben zu treiben.

Inhaltsverzeichnis

Übersicht zur Porsche Aktie

Kurs je Aktie116 EUR
KGV 2023e/24e20,0/18,7
nachhaltiger FCF/FCF-Rendite4.500 Mio. EUR/4,3 %
Div.-Rendite 2023e/24e0,9 %/2,6 %
ISINDE000PAG9113

Geschäftsmodell

Porsche ist der Nr. 1 Sportwagenhersteller und zugleich eine der wertvollsten Luxusmarken der Welt.

Das Unternehmen ist gut diversifiziert:

  • nach Absatzregionen (Kreisdiagramm)
  • und nach Modellen (Balkendiagramm)
Porsche Aktie: Das Jahr 2022 im Überblick
Bildquelle: Investorenpräsentation, März 2023, Porsche.

2022 war für den Stuttgarter Konzern ein absolutes Rekordjahr. Bei zahlreichen wichtigen Kennzahlen wurden neue Rekorde aufgestellt:

  • Umsatz
  • Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge
  • Nettogewinn
  • Free Cash Flow

Porsche CFO Lutz Meschke kommentierte die Entwicklung wie folgt:

Wir haben das erfolgreichste Jahr in der Geschichte von Porsche hingelegt in 2022. Für uns gibt es natürlich nur einen Weg und der ist nach oben. Von daher haben wir uns wieder sehr sehr ambitionierte Ziele vorgenommen um Porsche (…) in Zukunft noch stärker aufzustellen.

Porsche CFO Lutz Meschke

Investitionsthese

Porsche ist eine der wertvollsten Luxusmarken („The brand for those who follow their dreams“). Das Unternehmen befindet sich auf dem Weg der rapiden Elektrifizierung, bis zum Jahr 2030 soll der Anteil der E-Autos auf mehr als 80 % steigen. 

Durch die Elektro-Strategie möchte Porsche den Wandel zum nachhaltigen Luxusunternehmen schaffen und sich so neue Kundengruppen erschließen. 

Das Wachstum soll durch eine steigende Zahl an vermögenden Personen, den SUV-Boom sowie das große Angebot an elektrischen Modellen ermöglicht werden. 

Porsche ist also ein gut aufgestelltes Unternehmen in einem wachsenden Markt. Das ist auch in den Zahlen zu erkennen: Eigenkapitalverzinsung und Cashgenerierung fallen hervorragend aus, zudem macht die Bilanz einen soliden Eindruck. Im Vergleich mit anderen Luxusherstellern fällt die Bewertung vergleichsweise moderat aus.

Die Ertragskraft dürfte in 10 Jahren deutlich höher als noch heute ausfallen. Nicht umsonst haben wir unserer Unternehmensanalyse zur Porsche Aktie den Titel „Potential zum wertvollsten Unternehmen Deutschlands“ gegeben.

Porsche auf dem Weg zu einem Hersteller elektrischer Sportwagen

Anteil der E-Autos bis zum Jahr 2030, Porsche AG
Bildquelle: Investorenpräsentation, März 2023, Porsche.

2022 lag der Anteil der vollelektrischen Fahrzeuge erst bei 11 %. Dieses Jahr soll der Wert auf 13 % steigen.

Mit der im Jahr 2024 geplanten Einführung des vollelektrischen Macans soll der Absatzanteil der E-Autos dann rapide Fahrt aufnehmen. 2025 möchte Porsche als Ergänzung der Modellpalette einen vollelektrischen Mega-SUV nachschieben. Die nächsten Jahre werden wir eine steile Rampe in Richtung mehr E-Autos sehen.

Doch ist ein elektrischer Porsche überhaupt noch ein Porsche? Der Erfolg des Taycan spricht dafür. Porsche sieht auch im Zeitalter der E-Mobilität zahlreiche Differenzierungsfaktoren:

Was macht einen Porsche einzigartig?
Bildquelle: Investorenpräsentation, März 2023, Porsche.

Wichtige KPIs zur operativen Entwicklung

KPI2022Ausblick auf 2023(e)langfristige Ziele Porsche AGlangfristige Erwartungshaltung Abilitato
Auftragseingang hochhoch
Umsatzwachstum14 %9 %7-8 % pro Jahr 5 % pro Jahr über den Zyklus hinweg
operative Gewinnmarge18,0 %18,0 %>20 %17,5 % über den Zyklus hinweg
Free Cash Flow 3.900 Mio. EUR4.500 Mio. EUR4.500 Mio. EUR nachhaltige Ertragskraft
Net Cash4.300 Mio. EURca. 8.000 Mio. EUR15-20 % des Umsatzes

Blicken wir kurz zurück auf das Jahr 2022. Porsche konnte den Umsatz um 14 % steigern. Die Zahl der Auslieferungen stieg um 3 %. Außerdem konnte der durchschnittliche Verkaufspreis je Sportwagen um 12 % auf 112.000 EUR angehoben werden. Das ist Pricing Power!

Kursentwicklung der Porsche Aktie

Kursverlauf der Porsche Aktie seit dem IPO
Bildquelle: Comdirect.

Der operative Erfolg ist auch in der Kursentwicklung der Porsche Aktie zu erkennen. Seit dem Börsengang im Spätsommer 2022 legte der Kurs um über 40 % auf 116 EUR je Aktie zu.

Weiterhin hoher Auftragseingang

Der Wert einer Aktie ergibt sich aus den zukünftigen Cashflows des Unternehmens, abgezinst auf den heutigen Tag. Daher ist es für Investoren besonders wichtig, ein möglichst griffiges Gefühl von der künftigen Unternehmensentwicklung zu bekommen.

Bei unseren Recherchen sind wir im letzten Earnings Call über folgende Stelle gestolpert:

Porsche Aktie: Das Unternehmen erhält weiterhin viele Aufträge
Bildquelle: Earnings Call Porsche AG, März 2023, TIKR.com.

CEO Oliver Blume wurde gefragt, wie sich der Auftragseingang von Porsche im aktuellen, herausfordernden Umfeld sinkender Reallöhne entwickelt.

Doch Porsche spürt davon nicht viel. Der 911er ist in einigen Modellvarianten für mehr als ein Jahr ausverkauft. Auch bei anderen Modellen liegt die Wartezeit für die Kunden bei bis zu einem halben Jahr. Außerdem gehen weiterhin zahlreiche Bestellungen ein.

Das werten wir als ein Zeichen der Stärke. Im Grunde ist es aber auch kein Wunder, denn den Unternehmensangaben zufolge verfügt der durchschnittliche Porsche Kunde über ein Haushaltseinkommen (brutto) von 320.000-510.000 EUR pro Jahr. Für diese Kundengruppe ist es im Gegensatz zur Normalbevölkerung nicht wirklich relevant, wenn sich der Preis einer Salatgurke mal eben verdoppelt.

Der eigentliche Härtetest steht dem Unternehmen aber noch bevor. Mit der Umstellung auf den elektrischen Antrieb verteuern sich die Produktionskosten um rund 10.000 EUR je Fahrzeug. Folglich werden die vollektrischen Modelle 10-15 % teurer werden als die derzeit angebotenen Sportwagen. Wenn die Kunden auch diese Preiserhöhung akzeptieren, ist das ein Zeichen für eine äußerst große Markenstärke bzw. für einen echten Luxusanbieter.

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Ausblick auf das Jahr 2023

Ausblick der Porsche AG auf das Jahr 2023
Bildquelle: Investorenpräsentation, März 2023, Porsche.

Für das laufende Jahr stellt das Management ein Umsatzwachstum von ca. 9 % bei einer stabilen Gewinnmarge von 18 % in Aussicht. Angesichts des teuren Umbaus in Richtung E-Mobilität ist es beeindruckend, dass das Stuttgarter Unternehmen trotzdem die volle Profitabilität beibehalten kann.

CFO Meschke will Porsche sogar möglichst schnell auf eine operative Gewinnmarge von über 20 % bringen. Dafür stellt das Management derzeit noch einmal alles auf den Prüfstand: Das Produktangebot, die Kostenstruktur und das Pricing der Fahrzeuge.

Zur Zukunft äußert er sich wie folgt:

Der (Börsengang) ist erst der Anfang unserer Reise. Wir haben noch viel mehr vor. Wir haben eine tolle Marke mit viel Potential. (…) Wir haben eine schlüssige Strategie. Wir haben tolle Produkte. Wir haben einen tollen Kundenkreis, der für unsere Marke brennt und darauf wartet weitere tolle Produkte zu sehen, zu fahren und dieses Porsche Erlebnis zu fühlen in der Porsche Community und von daher haben wir ein sehr sehr gutes Fundament geschaffen um (…) weiter erfolgreich zu wachsen.

Porsche CFO Lutz Meschke

Der Unterschied zwischen einem Volumenhersteller und einem Luxushersteller

Im Dezember 2022 erschien ein Interview mit dem Porsche CEO Oliver Blume. Der Unternehmenslenker weist darauf hin, dass Porsche Krisen mittlerweile gut wegstecken kann.

Porsche CEO Blume äußerst sich zur Porsche Aktie
Bildquelle: Porsche CEO Blume im Interview, Porsche.

Anders ist die Lage bei einem Volumenhersteller wie der Volkswagen AG. Deren CFO Dr. Antlitz äußerte sich nur zwei Monate später (im Februar 2023) wie folgt:

Der Volkswagen AG CFO Dr. Antlitz im Interview
Bildquelle: Volkswagen AG CFO Dr. Antlitz im Interview, Porsche.

Während Porsche robust aufgestellt ist, muss VW schon wieder vor einem möglichen Überangebot an Fahrzeugen zittern, das eine Preisschlacht zur Folge hätte und die Gewinnmarge belasten würde.

Capital Allocation

Porsche befindet sich inmitten einer mehrjährigen Umbauphase, in der besonders hohe Investitionen in folgende Projekte fließen:

  • den elektrischen Macan (ab 2024)
  • den elektrischen Mega-SUV (neue Baureihe, ab 2025)
  • die Elektrifizierung des restlichen Modellangebots

Trotz der hohen Investitionen bleibt der Stuttgarter Sportwagenbauer ein stark cashgenerierendes Unternehmen:

  • Ende 2022 betrug die Net Cash Position 4,3 Mrd. EUR.
  • Für dieses Jahr prognostiziert das Porsche Management einen Free Cash Flow von ca. 4,5 Mrd. EUR.
  • Die Auszahlung einer symbolischen Dividende von 1 EUR je Porsche Aktie kostet das Unternehmen 0,9 Mrd. EUR.
  • Somit dürfte die Net Cash Position bis Ende 2023 auf einen Wert von knapp 8 Mrd. EUR wachsen. Das entspricht dann etwa 19 % eines Jahresumsatzes und liegt am oberen Ende der vom Unternehmen angestrebten Bandbreite von 15-20 % des Umsatzes.

Somit öffnen sich ab dem kommenden Jahr erhebliche finanzielle Spielräume für die Aktionäre. Gemäß der Ausschüttungspolitik des Unternehmens strebt Porsche ab 2024 eine Ausschüttung von 50 % des Nettogewinns an. Folglich könnte die Dividende im nächsten Jahr einen großen Satz von 1,00 EUR auf 3,00 EUR je Aktie machen.

Doch das Unternehmen ist mit seiner operativen Gewinnmarge von fast 20 % so profitabel, dass neben der ohnehin schon üppigen normalen Dividende in den Folgejahren zusätzlich auch noch Sonderdividenden und/oder Aktienrückkäufe denkbar sind.

Bewertung der Porsche Aktie: Jetzt kaufen?

Wir bleiben bei unserer Einschätzung: Die Porsche AG ist eines der besten Assets am deutschen Kapitalmarkt. Dennoch sehen wir drei große Risiken:

  • das Ausbleiben der Verkaufserfolge im chinesischen Absatzmarkt
  • die verspätete/ungenügende Bereitstellung der Software durch die VW AG (Cariad 1.2)
  • ein starker Konjunktureinbruch

Was also sollten Aktionäre tun? Wir verfolgen den Ansatz, uns für das Übernehmen von erhöhten Risiken vergüten zu lassen. In unserer ausführlichen Unternehmensanalyse zur Porsche AG haben wir daher festgehalten, dass die Aktie erst ab einer Renditeerwartung von 12 % pro Jahr ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis aufweist.

Unter der Annahme einer jährlichen Steigerung der Ertragskraft von 5 % (über den Zyklus hinweg) und einem Free Cash Flow von 4.500 Mio. EUR (5,00 EUR je Aktie) ergibt sich je nach Einstandskurs folgende Renditeerwartung:

Jährliche RenditeerwartungEinstandskurs
7 %250 EUR
8 %167 EUR
9 %125 EUR
10 %100 EUR
11 %83 EUR
12 %71 EUR
13 %63 EUR
14 %56 EUR
15 %50 EUR
20 %33 EUR

Die Porsche Aktie wird derzeit zu einer Renditeerwartung von etwas mehr als 9 % pro Jahr gehandelt. Mir persönlich reicht dieser Wert nicht aus, um die mit einer Investition verbundenen unternehmerischen Risiken zu übernehmen.

Trotzdem habe ich vor wenigen Tagen eine erste Position Porsche Aktien in mein Depot gekauft. Allerdings nicht über den direkten Erwerb der Porsche AG Aktien, sondern über den Umweg der ebenfalls börsennotierten Porsche Holding SE. Der Vorteil des indirekten Investments: Ein Abschlag auf den eigentlichen Wert von 50-66 %!

Auf den Kauf der Porsche Holding Aktien sind wir in einem eigenen Blogartikel eingegangen. Melde dich jetzt für unseren kostenfreien Newsletter an und verpasse ab sofort keine Artikel zur Porsche Aktie mehr.

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    Fazit zur Porsche Aktie: Hervorragende Entwicklung

    Porsche ist auf gutem Weg, zum wertvollsten Unternehmen Deutschlands zu werden. Für ein Investment sprechen eine Vielzahl von Gründen: Die enorm starke Marke, die solide Bilanz, die hohe Ertragskraft. Außerdem gefällt uns das Management, insbesondere wie es im Team arbeitet. Dazu kommt: Die Mitarbeiter sind stolz auf ihren Arbeitgeber und geben täglich ihr Bestes. Porsche verfügt langfristig über erhebliche Wachstumschancen.

    Kurz- und mittelfristig bleibt die Lage jedoch herausfordernd. So ist der für das Jahr 2024 geplante Produktionsstart des vollelektrischen Macans von der pünktlichen Bereitstellung der Software (CARIAD 1.2) durch die VW AG abhängig.

    Einige Monate nach dem IPO ist klar, warum Porsche an die Börse gegangen ist: Das Management kann nun eigenständige Entscheidungen treffen und das Unternehmen so noch klarer im Luxusbereich positionieren. Porsche muss nicht mehr auf die Lösungen des VW Konzerns zurückgreifen, sondern kann eigene Wege gehen (bei Batteriezellen, Software, Technologien etc.). Außerdem wurden die Entscheidungsprozesse beschleunigt. Der Sportwagenbauer könnte in den nächsten Monaten eine Partnerschaft mit Apple/Google verkünden, um deren Smartphones noch besser in die Fahrzeuge zu integrieren.

    Wir denken darüber nach, unsere Erwartungshaltung bzgl. der inneren Ertragskraft und der zyklusbereinigten Wachstumsrate zu erhöhen. Das würde zu einem höheren Wert der Aktie führen. Doch bevor wir diesen Schritt gehen, wollen wir noch die Entwicklung in den nächsten Quartalen abwarten und prüfen, wie sich Porsche in diesem herausfordernden Umfeld schlägt.

    Angesichts des enormen Bewertungsabschlags der Porsche Holding SE Aktie konnte ich aber nicht mehr länger widerstehen und habe mich vor einigen Tagen mit einer ersten Position am Stuttgarter Sportwagenbauer beteiligt. Jetzt habe ich echtes „Skin in the Game“ und werde die künftige Entwicklung der Porsche AG daher noch intensiver begleiten.

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      Recherchequellen

      Dieser Abschnitt ist für alle, die auf eigene Faust weiter recherchieren möchten. Hier folgt eine Auflistung der wichtigsten Recherchequellen:

      RecherchequelleWas ist dort zu finden?
      AbilitatoPorsche Unternehmensanalyse
      Aktienfinder.netGrafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung 
      Marketscreener.comAnalystenschätzungen zur künftigen Entwicklung
      TIKR.comGrafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung
      PorscheCFO Lutz Meschke im Podcast
      PorscheVolkswagen AG CFO Dr. Antlitz im Interview
      PorscheCEO Oliver Blume im Interview
      PorscheGeschäftsbericht 2022
      PorscheInvestorenpräsentation, März 2023
      TIKR.comTranskript zum Porsche AG Earnings Call, März 2023