Indische Aktien kaufen: Einführung für Aktionäre

Indien ist die bevölkerungsreichste Nation. Der wirtschaftliche Aufstieg hat erst begonnen und die Wachstumsraten sind besonders hoch. Doch vielen Anlegern fehlt der Zugang zum Land und seinen Unternehmen. Ich bin zwei Wochen vor Ort gewesen und habe nun eine Einführung für Aktionäre geschrieben, um das zu ändern.

Inhaltsverzeichnis

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Über diesen Artikel

Ein paar Bilder von mir aus meiner Zeit in Indien
Bildquelle: Eigene Aufnahmen

Die fünfgrößte Volkswirtschaft der Welt: Nach den USA, China, Deutschland und Japan ist Indien bereits zur fünftgrößten Wirtschaftsnation aufgestiegen. Und das, obwohl das BIP pro Kopf erst 2.500 USD beträgt (in Deutschland liegt der Wert bei 50.000 USD). Der Grund dafür: In Hindustan leben mehr als 1,4 Mrd. Menschen – mehr als die siebzehnfache Bevölkerung der Bundesrepublik.

Ein magischer Moment: Der wirtschaftliche Aufstieg des asiatischen Landes hat erst begonnen. In den nächsten 25 Jahren will die Nation zur zweitgrößten Wirtschaftskraft aufsteigen und dabei sogar China überholen. Bei den zuletzt erreichten Wachstumsraten von ca. 7 % pro Jahr wird es tatsächlich noch mehrere Jahrzehnte dauern, bis Indien den aktuellen Lebensstandard der westlichen Welt erreichen kann. Wer sich als Aktionär an gut positionierten Unternehmen beteiligt, kann an den großen und anhaltenden Wachstumschancen teilhaben.

Der Zugang fehlt: Doch wie können sich Anleger konkret positionieren, um von den Chancen zu profitieren? Das ist die zentrale Fragestellung, um die sich unsere Recherchen gedreht haben. Schließlich ist Indien weit entfernt. Sprache und Kultur unterscheiden sich stark von dem, was wir gewohnt sind. Und in den Medien wird kaum über das Land berichtet.

Persönlicher Eindruck: Also bin ich bin knapp zwei Wochen in den bevölkerungsreichsten Staat der Erde gereist, um Freunde vor Ort zu besuchen und mir ein eigenes Bild zu verschaffen. Anschließend habe ich mehrere Tage lang über die Volkswirtschaft, das Wirtschaftssystem und interessante indische Aktien recherchiert. Zwar ist es derzeit noch sehr schwierig, sich an den Filetstücken des indischen Aktienmarktes zu beteiligen. Doch ein paar Wege haben wir dann doch gefunden. Macht es euch gemütlich und taucht gemeinsam mit uns ein in eines der faszinierendsten Länder der Welt, in dem vieles möglich ist. Um direkt ein Beispiel zu geben: Der indische PepsiCo Abfüller Varun Beverages konnte den Umsatz seit 2018 um jährlich 26 % steigern! Einfach unglaublich. Doch der Reihe nach…

Neu: Diesen Artikel als YouTube Video anschauen

Matthias Schmitt hat mich auf seinen YouTube Kanal „Finanzgeschichten“ eingeladen, um über die Eindrücke meiner Indien-Reise zu sprechen. Da das Video nicht zu lang werden sollte, konnten wir nicht auf alle Aspekte aus dem Artikel eingehen. In den kommenden Tagen folgen daher noch drei weitere Videos, die ich dann ebenfalls hier an dieser Stelle einbauen werde.

Indien: Die fünftgrößte Volkswirtschaft im Überblick

Mit diesem Artikel wollen wir eine Grundlage für Investitionen in den indischen Aktienmarkt schaffen. Auch wenn ich knapp zwei Wochen vor Ort gewesen bin und anschließend gründlich recherchiert habe, so macht mich das noch lange nicht zu einem Indien-Experten.

Bitte bedenkt, dass dieser Artikel daher kein vollständiges Handbuch zum Investieren in den indischen Aktienmarkt darstellt, sondern eher als Türöffner verstanden werden sollte, um das Land und die Möglichkeiten dort zu investieren ein wenig einordnen zu können.

USA, China, Indien und Deutschland im volkswirtschaftlichen Vergleich

LandUSA 🇺🇸China 🇨🇳Indien 🇮🇳Deutschland 🇩🇪
Einwohner333 Mio.1.412 Mio.1.425 Mio.83 Mio.
BIP23,4 Bio. USD17,8 Bio. USD3,3 Bio. USD4,2 Bio. USD
BIP/Kopf70.200 USD12.600 USD2.300 USD51.200 USD
BIP-Wachstum2,1 % (2022)3,0 % (2022)7,2 % (2022)1,9 % (2022)
Lebenserwartung78 Jahre78 Jahre71 Jahre81 Jahre
Geburtenrate (Kinder/Frau)1,61,32,11,5
Inflationsrate8,2 % (2022)1,9 % (2022)6,7 % (2022)7,9 % (2022)
Leitzins5,5 % (aktuell)3,5 % (aktuell)6,5 % (aktuell)4,5 % (aktuell)
Staatsverschuldung/BIP121 %77 %58 %60 %
  • Bei der Zahl der Einwohner ist Indien kürzlich an China vorbeigezogen und damit zur bevölkerungsreichsten Nation aufgestiegen.
  • Das BIP befindet sich bereits recht nahe an der Wirtschaftsleistung Deutschlands. Allerdings ist die Bevölkerung Hindustans rund 17x so groß wie die der Bundesrepublik.
  • So erklärt sich dann auch der große Unterschied beim BIP pro Kopf: Während Indien einen Wert von 2.500 USD erreicht, kommt Deutschland auf mehr als 50.000 USD pro Bürger. Pro Kopf erwirtschaften wir hierzulande mehr als das Zwanzigfache im Vergleich zu Indien und gleichen so den enormen Unterschied der Bevölkerungsgröße aus.

Blicken wir nun auf ein paar weitere Indikatoren, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wo sich das Land wirtschaftlich befindet. Diese Informationen sind wichtig, um im weiteren Verlauf des Artikels nachvollziehen zu können, welche börsennotierten Unternehmen besonders vielversprechend erscheinen.

Bevölkerungsvergleich Indien, USA und Deutschland

Bevölkerung von Indien, den Vereinigten Staaten und Deutschland im Vergleich
Bildquelle: Our World in Data

In den letzten Jahrzehnten ist die Bevölkerung Indiens regelrecht explodiert. Der grafische Vergleich mit der Bevölkerung Deutschlands ist eindrucksvoll. Allein im Delhi und Mumbai wohnen 32 bzw. 21 Mio. Menschen, dagegen ist Berlin mit den nicht einmal 4 Mio. Einwohnern fast schon eine Kleinstadt.

Wenn es einem Unternehmen gelingt, den Geschmack der indischen Konsumenten zu treffen, dann ist die Nachfrage nahezu unendlich (sofern sich die Bevölkerung die Produkte bereits leisten kann).

Schulbildung

Schulbildung in Indien, den Vereinigten Staaten und Deutschland
Bildquelle: Our World in Data

Bis 1947 herrschte Großbritannien über Indien. Es war die wichtigste Kolonie der Briten. Seit dem Beginn der Unabhängigkeit nimmt die Schulbildung in der Bevölkerung laufend zu, insbesondere seit den 1970er-Jahren. Eine gut gebildete Bevölkerung macht den wirtschaftlichen Aufstieg eines Landes erst möglich.

Geburtenrate

Fruchtbarkeitsrate in Kinder pro Frau
Bildquelle: Our World in Data

Im Einklang mit der verbesserten Bildung begann die Geburtenrate pro Frau ab den 1970er-Jahren zu sinken. Mittlerweile ist Indien bei einem statistischen Wert von 2,1 Kindern pro Frau angekommen. Das gilt als Optimalwert, um die Bevölkerung eines Landes über Generationen stabil zu halten. Das Überbevölkerungsproblem Indiens ist weiterhin vorhanden, aber die Situation ist mittlerweile unter Kontrolle.

Arbeitsstunden pro Jahr

Jährliche Arbeitsstunden pro Arbeitnehmer.
Bildquelle: Our World in Data

Während in Deutschland die flächendeckende Einführung der 4-Tage-Woche diskutiert wird, laufen die Debatten in Indien in eine andere Richtung. Dort wird über eine Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 70 Stunden nachgedacht. Aktuell liegt die durchschnittliche Arbeitszeit in Indien bei 48 Stunden pro Woche, Samstagsarbeit ist keine Seltenheit. In Deutschland sind es dagegen nur 34 Stunden, mit abnehmender Tendenz. Das asiatische Land will aufsteigen und die Bevölkerung ist bereit, dafür viel Einsatz zu zeigen.

BIP

Ein Grund um indische Aktien zu kaufen: Das große Entwicklungspotential des Landes
Bildquelle: Our World in Data

Auch auf dieser Grafik wird sichtbar, dass Indien erst am Anfang des wirtschaftlichen Aufschwungs steht.

Jährliches BIP-Wachstum

Indische Aktien kaufen: Das Wirtschaftswachstum fällt in Indien bereits seit vielen Jahren außergewöhnlich hoch aus
Bildquelle: Our World in Data

In den letzten Jahrzehnten hat sich ein relativer stabiler Wachstumstrend der Wirtschaftsleistung gebildet. Um etwa 6-7 % wächst die Wirtschaft in einem durchschnittlichen Jahr. Bereits seit Jahrzehnten wächst sie stärker als das deutsche BIP. Indien holt also Stück für Stück auf.

Allerdings ausgehend von einer sehr niedrigen Basis. Wenn Indien um 7 % wächst, steigt das BIP pro Kopf um nicht einmal 200 USD. Um denselben Zuwachs an absoluter Wirtschaftsleistung zu erreichen, muss die deutsche Wirtschaft um lediglich 0,4 % wachsen.

Doch solange die Wirtschaft um 6-7 % pro Jahr zulegt, verdoppelt sich das BIP alle 10-12 Jahre. Wenn diese Wachstumsraten auch in Zukunft beibehalten werden können, wird Indien in 40-50 Jahren den aktuellen Lebensstandard Deutschlands erreichen. Und genau das macht das Land für Investoren so spannend:

Die weltgrößte Bevölkerung trifft auf einen Wachstumstrend, der noch Jahrzehnte anhalten kann. Für gut positionierte Unternehmen bieten sich daher nahezu unbegrenzte Expansionsmöglichkeiten.

Dabei sollten Anleger nicht vergessen, dass aktuell vor allem preiswerte Produkte nachgefragt werden.

Medianeinkommen im Vergleich

Medianeinkommen in Indien, den Vereinigten Staaten und Deutschland
Bildquelle: Our World in Data

Während der Normalbürger in Industriestaaten wie den USA oder Deutschland täglich etwa 60 USD ausgeben kann, liegt das Medianeinkommen in Indien erst bei 4 USD pro Tag.

Für einige Leser mag der Begriff Medianeinkommen etwas Neues sein, daher an dieser Stelle eine kurze Definition des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V.: „Das Medianeinkommen (…) ist das Einkommen, bei dem es genauso viele Menschen mit einem höheren wie mit einem niedrigeren Einkommen gibt. Würde man die Bevölkerung nach der Höhe ihres Einkommens sortieren und dann zwei gleich große Gruppen bilden, würde die Person, die genau in der Mitte dieser Verteilung steht das Medianeinkommen beziehen.“

Der Vorteil des Medianeinkommens ist also, dass wir sehen können, über wie viel Geld ein Normalbürger verfügen kann. Natürlich bildet sich auch in Indien bereits eine Mittel- und Oberschicht, die rapide wächst. So erreicht das BIP in Mumbai bereits einen Wert von rund 25.000 USD pro Person und damit das Zehnfache des Landesdurchschnitts.

Veränderung der CO2-Emissionen

Eine Grafik, die den jährlichen Anstieg der Kohlendioxidemissionen Indiens zeigt
Bildquelle: Our World in Data

Ein weiterer guter Indikator, um den wirtschaftlichen Aufstieg eines Landes zu messen, ist die Entwicklung der CO2-Emissionen. Diese steigen im Einklang mit dem BIP-Wachstum um etwa 5 % pro Jahr.

Stromversorgung

Zugang zu Elektrizität in Indien: Mittlerweile sind mehr als 99 Prozent der Haushalts ans Stromnetz angeschlossen
Bildquelle: Our World in Data

Beim Zugang zur Elektrizität hat das Land ebenfalls bereits große Fortschritte gemacht. Während zu Beginn der 1990er-Jahre erst die Hälfte der Bevölkerung an das Stromnetz angeschlossen war, haben mittlerweile mehr als 99 % Zugang zu elektrischer Energie.

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    Stabilität der indischen Rupie

    Entwicklung des Währungspaars indische Rupie zu Euro
    Bildquelle: Google Finance

    Viele Entwicklungs- und Schwellenländer leiden unter einer rapide abwertenden Landeswährung. Doch die indische Rupie ist eine vergleichsweise stabile Währung. In den letzten zwei Jahrzehnten kam es gegenüber dem Euro zu einer Abwertung von lediglich 3 % pro Jahr. Diese Planbarkeit der Währungsentwicklung erleichtert Investitionsentscheidungen, für die verlässliche Rahmenbedingungen eine Notwendigkeit sind.

    Aber es gibt auch einige Punkte, bei denen das Land noch aufholen muss, um den rapiden wirtschaftlichen Aufstieg in Zukunft fortsetzen zu können.

    Korruption in Indien

    Korruption in Indien, den USA und in Deutschland
    Bildquelle: Our World in Data

    Die Korruption ist weiterhin stark verbreitet. Zwar wurden in den letzten Jahren ein paar Fortschritte gemacht, aber das reicht noch nicht. Der Effekt der Korruption ist vergleichbar mit einem Auto, das zwar anfahren möchte, bei dem aber noch die Handbremse angezogen ist.

    Anteil der Staatseinnahmen am BIP

    Staatseinnahmen als Anteil am BIP.
    Bildquelle: Our World in Data

    Ein weiteres Hindernis ist der chronisch unterfinanzierte Staatsapparat. In Deutschland zwackt sich der Staat knapp 30 % der Wirtschaftsleistung ab, um die staatliche Infrastruktur und den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu finanzieren. Selbst in den als viel kapitalistischer geltenden Vereinigten Staaten sind es immerhin noch knapp 20 % des BIPs. Und in Indien? Fließen dem Staat nur 12 % der Wirtschaftsleistung in Form von Steuereinnahmen zu.

    Das hat dramatische Folgen: Es kann nicht genug Geld in die Bildung investiert werden und auch der Ausbau der staatlichen Infrastruktur (Straßen, Schienen, Flughäfen) hinkt hinterher. Die Ungleichheit von Einkommen und Vermögen ist so groß wie in kaum einem anderen Land. Während sich der Milliardär Mukesh Ambani ein fast 200 Meter in den Himmel ragendes Wohnhaus errichtet hat, lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung Mumbais weiterhin in einfachen Behausungen.

    Nun wissen wir, wo Indien wirtschaftlich gesehen aktuell steht. Im folgenden Kapitel dieses Artikels gehen wir auf die Chancen der künftigen Entwicklung ein. Anschließend nennen wir einige Risiken, die das Land vom Wachstumspfad abbringen können.

    Sollte man in Indien investieren? Das sind die Chancen

    Zuerst listen wir die bisher genannten Punkte kurz stichwortartig auf:

    Bevölkerungsreichste Nation: In keinem anderen Land gibt es mehr Arbeitskräfte und potentielle Kunden als in Indien. Wer noch nie dort gewesen ist, kann sich das Potential und den Konsumhunger kaum vorstellen.

    Demokratie: Im Gegensatz zu China ist Indien eine Demokratie, was bei der Zusammenarbeit mit den westlichen Industriestaaten von Vorteil ist. Zwar laufen die Genehmigungsprozesse durch die damit einhergehende Bürokratie langsamer ab als in China, dafür aber dürfte diese Art der Staatsform auf Sicht von 50 Jahren erheblich stabiler sein.

    Bildung: Die Bildung der Bevölkerung verbessert sich laufend.

    Das Bevölkerungswachstum ist unter Kontrolle.

    Die Bevölkerung ist durchschnittlich 28 Jahre jung, im Vergleich zu den Industriestaaten müssen viel weniger Rentner versorgt werden.

    Hohe Arbeitsbereitschaft: Der Traum des wirtschaftlichen Aufstiegs wird Schritt für Schritt greifbar, die junge Bevölkerung arbeitet hart für ihre Zukunft.

    Wachstumsmomentum: Das ganze Land ist im Aufbruch, überall wird expandiert und gebaut.

    Die Lebenssituation verbessert sich: Die Haushalte wurden an das Stromnetz angeschlossen, auch der Mobilfunk ist bereits gut ausgebaut, zumindest in den Städten. Nun geht es darum, das Straßen- und Schienennetz zu erweitern, um die ständig wachsende Nachfrage nach Transportleistungen überhaupt bedienen zu können.

    Indische Aktien kaufen: Überall im Land wird gebaut
    Bildquelle: Eigene Aufnahmen

    Links: In Mumbai wird das Metronetz von 3 auf 14 Linien ausgebaut. In der ganzen Stadt werden dafür Hochstraßen errichtet, auf denen die Züge bereits in wenigen Jahren fahren sollen. Mittleres Bild: Moderne Häuser in einem aufstrebenden Stadtviertel in Mumbai. Rechts: Überall werden neue Wohnblöcke gebaut. Derzeit werden in der Stadt 90 Wolkenkratzer mit einer Höhe von mehr als 150 Metern errichtet.

    Die stabile Währung macht langfristig ausgerichtete Investitionen überhaupt erst möglich.

    Geopolitischer Rückenwind: Zuletzt ist ein weiterer bedeutender Wachstumstreiber dazugekommen. Da ein militärischer Angriff Chinas auf Taiwan nicht mehr ausgeschlossen werden kann, denken die globalen Unternehmen um. Geheimdienste aus den USA gehen davon aus, dass ein Angriffskrieg auf den kleinen Nachbarstaat bereits im Jahr 2027 erfolgen könnte.

    Wichtig ist an dieser Stelle, dass die bloße Wahrscheinlichkeit eines militärischen Angriffskriegs ausreicht, um in den Konzernzentralen Planspiele auszulösen. Zwar würden wir im Falle des Falles nicht sofort sämtliche Wirtschaftsbeziehungen mit China kappen können, doch es würde mit Sicherheit ein rascher Abkoppelungsprozess starten, der streng genommen bereits eingesetzt hat.

    Apple bspw. hat bisher den allergrößten Teil der iPhones in China fertigen lassen. Eine solche Abhängigkeit kann sich kein Unternehmen mehr leisten. Also lässt der Apfel-Konzern Fabriken in Indien errichten. Letztes Jahr wurden dort 5 % der iPhones hergestellt, bis 2025 könnten es schon 25 % sein.

    Mit einem Aufbau von Produktionskapazitäten in Indien verringert sich allerdings nicht nur die Abhängigkeit gegenüber den Entwicklungen in China. Gleichzeitig erschließt sich das Unternehmen einen neuen Absatzmarkt. Der Grund dafür: Durch den Aufbau der lokalen Produktion spart sich das Unternehmen die Importzölle von 20 %.

    Und das macht sich sofort in den Absatzzahlen bemerkbar: Im ersten Halbjahr 2023 konnte Apple die Zahl der verkauften iPhones um 68 % steigern. Der Marktanteil des kalifornischen Premiumherstellers beträgt nun bereits 7 %, bei Smartphones, die mehr als 500 USD kosten, sogar 63 %.

    Apple schafft durch diese Verlagerung zehntausende, wenn nicht gar hunderttausende sichere Arbeitsplätze. Wie bereits erwähnt, spielen spätestens seit dem Ausbruch von Putins Krieg geopolitische Überlegungen bei den Investitionsentscheidungen der Großkonzerne eine immer wichtigere Rolle.

    Zu guter Letzt noch ein paar Sätze zur Investorenperspektive: Indien hat erst 5 % des wirtschaftlichen Aufstiegs zu einer Industrienation hinter sich (nach BIP pro Kopf: 2.500 USD vs. 50.000 USD in Deutschland). In den nächsten ein bis zwei Generationen besteht das Potential zur Verzwanzigfachung der Wirtschaftsleistung. Das BIP ist nichts anderes als die Summe aller Waren und Dienstleistungen, die von den Unternehmen hergestellt bzw. angeboten werden. Wer sich bereits jetzt an gut positionierten Unternehmen beteiligt, für den bieten sich sehr große Wachstumsmöglichkeiten.

    Risiken von Investitionen in den indischen Aktienmarkt

    Zu geringe Steuerquote: Darauf sind wir bereits eingegangen: Wenn Indien wirklich zur zweitgrößten Wirtschaftsnation aufsteigen will, dann muss der allergrößte Teil der Bevölkerung an diesem Aufschwung teilhaben, sich einbringen und auch davon profitieren können. Dafür ist eine Erhöhung der Steuersätze nötig, um mehr Geld für

    • die Bildung,
    • den Ausbau der Infrastruktur
    • und die Angleichung der Lebensverhältnisse zur Verfügung zu haben.

    Obwohl es in Hindustan bereits mehr als 50 Millionenstädte gibt, wurde bisher kaum in den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel investiert. Mumbai zählt 21 Mio. Einwohner und hat dennoch erst drei Metrolinien. Das ändert sich zwar gerade, doch der Ausbau hinkt dem Bevölkerungswachstum der boomenden Metropole weit hinterher. Zu fast jeder Tages- und Nachtzeit stehen die Autos in Mumbai im Stau. Es geht kaum mehr voran. In anderen indischen Städten dürfte die Lage ähnlich sein.

    Die Umweltverschmutzung muss eingedämmt werden: Luftqualität, Wasserqualität und die Verschmutzung des Landes durch Müll bereiten der Bevölkerung schon jetzt große gesundheitliche Probleme. Auch dafür ist ein starker Staat nötig, der die entsprechenden Gesetzte beschließt und auf deren Umsetzung achtet.

    Korruption: Eine Art angezogene Handbremse, die das Wachstum stark ausbremst.

    Stark eingeschränkte Pressefreiheit: In kaum einem anderen Land ist die Berichterstattung so eingeschränkt. Dabei ist eine freie Presse wichtig für das Aufdecken von Korruptions- und Umweltverschmutzungsfällen sowie die Beurteilung der politischen Leistung verschiedener Parteien.

    Der Klimawandel schreitet voran: Bereits heute erreichen die Temperaturen in vielen Regionen Indiens in manchen Monaten mehr als 40, teilweise sogar mehr als 50 Grad. Für das Land wird es in Zukunft schwieriger werden, die große Bevölkerung mit eigenen Lebensmitteln zu versorgen.

    Und abschließend erneut der Blick auf die Investorenperspektive: Viele der indischen Aktien, die wir uns in den letzten Tagen angeschaut haben, werden mit KGVs von 40, 50 oder gar 80 bewertet. Das gilt insbesondere für den Teil der Unternehmen, die interessante Eigenschaften wie eine führende Marktstellung, hohe Wachstumsraten, eine gute Unternehmensführung und eine solide Bilanz vereinen.

    Wer sich derart hoch bewertete Unternehmensanteile ins Depot legt, läuft Gefahr, dass in den nächsten Jahren eine enttäuschende Rendite erzielt wird. Selbst wenn es einem Unternehmen gelingt, den Gewinn innerhalb von 5 Jahren zu verdoppeln, dann schlägt bei einer Halbierung des KGVs (z.B. von 50 auf 25) trotzdem eine Nullrendite zu Buche.

    In anderen Worten: Oftmals sind die guten Wachstumsperspektiven bereits in den Kursen eingepreist. Doch das kann sich jederzeit wieder ändern. Noch vor zwei bis drei Jahren wurden selbst indische Qualitätsaktien sehr preiswert gehandelt. In der Zwischenzeit haben sich die Kurse jedoch vervielfacht, und das in dieser kurzen Zeit. Investieren ist eben ein Geduldsspiel und es geht nicht nur darum, aussichtsreiche Gesellschaften zu identifizieren. Ebenso wichtig ist ein günstiger Einstiegszeitpunkt.

    Wir haben eine Vielzahl von hochinteressanten Aktien ausgewählt und auf eine Watchlist gesetzt. Sobald sich die Bewertungen reduzieren, werden wir ein Update auf dem Abilitato Blog veröffentlichen. Wenn du dich für unseren kostenfreien Newsletter anmeldest, wirst du keinen unserer künftigen Artikel mehr verpassen.

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      Mit diesen vier Möglichkeiten profitieren Aktionäre vom Aufstieg Indiens

      Nun ist es an der Zeit, konkret zu werden. Wir stellen euch vier Möglichkeiten vor, mit denen ihr am Aufstieg der weltgrößten Demokratie wirtschaftlich teilhaben könnt.

      Möglichkeit 1: Global diversifizierte ETFs

      Viele Anleger haben sich global diversifizierte ETFs als Fundament für ihren Vermögensaufbau ins Depot gelegt. Die Idee ist so einfach wie genial: Die börsengehandelten Fonds bilden einen möglichst großen Teil der Weltwirtschaft ab. Dafür investieren sie in mehrere Tausend verschiedene Aktien aus den Industrie- und Schwellenländern. Mit jeder Sparrate und mit jeder reinvestierten Dividende steigt der eigene Besitz- und Gewinnanteil am Weltwirtschaftskuchen.

      Aufgrund des passiven Investmentansatzes fallen dabei kaum Gebühren an. Und jetzt zu Indien: Sofern sich der wirtschaftliche Aufstieg Hindustans in den kommenden Jahren fortsetzt, wird der Indien-Anteil der passiv gemanagten Fonds automatisch steigen.

      Schauen wir uns anhand des besonders beliebten Vanguard FTSE All-World ETFs (WKN: A1JX52) die aktuelle Indien-Gewichtung an:

      Der ausschüttende Vanguard FTSE All-World ETF

      Indische Aktien kaufen: Wer in global diversifizierte ETFs investiert, beteiligt sich automatisch am indischen Aktienmarkt
      Bildquelle: JustETF

      Derzeit beträgt der Indien-Anteil des ETFs immerhin schon 1,9 %. Der vom Konzept her sehr ähnliche MSCI ACWI Index kommt aktuell auf einen 1,7 % Indien-Anteil.

      Machen wir ein Gedankenexperiment und zoomen für einen kurzen Moment zehn Jahre in die Zukunft.

      Unter der Annahme, dass sich die Wirtschaftsleistung Indiens in diesem Zeitraum verdoppelt, wird sich die Marktkapitalisierung der an der Börse Mumbai gelisteten Unternehmen stark erhöht haben. Das führt zu einem steigenden Indien-Anteil des ETFs.

      Je nach Entwicklung der Kapitalmärkte in anderen Ländern könnte der Indien-Anteil des passiv gemanagten Investmentfonds nun schon 3-4 % erreichen. Nochmals zehn Jahre später dürfte er erneut deutlich gestiegen sein.

      Fazit: Zwar ist die aktuelle Indien-Gewichtung des FTSE All-World ETFs noch sehr gering, doch das wird sich bei einer positiven Entwicklung des Landes im Laufe der Zeit ändern. Die Anteil des asiatischen Landes wird im Einklang mit dem wirtschaftlichen Aufstieg zunehmen und daher wird der börsengehandelte Fonds im Zeitverlauf immer stärker von den Chancen Indiens profitieren.

      Die Vorteile:

      • Eine sehr risikoarme Strategie, da der derzeitige Anteil indischer Aktien noch sehr gering ist
      • Wenn sich der wirtschaftliche Aufstieg fortsetzt, wird die Gewichtung automatisch steigen
      • Keinerlei Aufwand/Recherchen zur Entwicklung des Landes nötig (Autopilot)

      Die Nachteile:

      • Aktuell ist die Indien-Gewichtung noch sehr gering. Eine überdurchschnittliche Performance indischer Aktien macht sich also kaum im Vermögensaufbau bemerkbar

      Das führt uns direkt zum zweiten Weg, um Indien-Exposure im Depot aufzubauen.

      Möglichkeit 2: ETFs, die den indischen Aktienmarkt abbilden

      Wer die knapp zweiprozentige Gewichtung des indischen Aktienmarktes im FTSE All-World ETF für nicht ausreichend hält, kann den Hindustan-Anteil im Depot durch die Beimischung von ETFs, die ausschließlich den indischen Aktienmarkt abbilden, gezielt erhöhen.

      Um die Entscheidungsfindung zu erleichtern, haben wir den möglichen Depotanteil Indiens anhand verschiedener Indikatoren für euch berechnet:

      • Anteil an der Weltbevölkerung: 17,7 %
      • Anteil am Welt-BIP: 3,4 %
      • Anteil im Vanguard FSTE All-World ETF: 1,9 %

      Die Idee, die Gewichtung indischer Aktien am Anteil des Welt-BIPs auszurichten, erscheint sinnvoll. Wer bereits über Welt-ETFs zu knapp 2 % im indischen Aktienmarkt investiert ist, kann also nochmals 1-2 % des Depotvolumens in Wertpapiere des bevölkerungsreichsten Landes investieren. Was uns zur nächsten Frage führt:

      Welche indischen ETFs gibt es?

      Die ETF-Vergleichsplattform just ETF listet insgesamt acht passiv gemanagte Fonds auf, die den indischen Aktienmarkt abbilden.

      Diese acht indische ETFs sind für deutsche Anleger handelbar
      Bildquelle: justETF

      Diese acht ETFs bilden drei verschiedene Indizes ab. Uns erscheint der MSCI India als die sinnvollste Wahl. Dafür sprechen folgende Gründe:

      • Zahl der Aktien: Im MSCI India sind derzeit 122 Aktien enthalten
      • Unternehmensgröße: Der Index setzt auf etablierte Mid- und Largecap Aktien
      • Anteil des Aktienmarktes: Der MSCI India deckt 85 % der Marktkapitalisierung aller indischen Unternehmen ab

      Nun verbleiben noch sechs ETFs. Nur zwei davon haben eine Fondsgröße (Summe der investierten Gelder) von mehr als 500 Mio. EUR:

      • iShares MSCI India UCITS ETF (WKN A2AFCY)
      • Amundi MSCI India II UCITS ETF (WKN LYX0BA)

      Insgesamt erscheint uns der iShares ETF als die bessere Wahl, denn:

      • im Fonds sind über 2.100 Mio. EUR investiert
      • die TER ist mit 0,65 % günstiger als die Kostenquote des Amundi ETFs (0,85 %)
      • die Replikationsmethode ist physisch, während der Amundi ETF ein swap-basierter ETF ist

      Übrigens sind alle acht zur Auswahl stehenden ETFs thesaurierend, einen ausschüttenden Indien-ETF gibt es aktuell noch nicht.

      Blick auf die Gewichtung der Sektoren

      Sektorengewichtung im indischen Aktienmarkt
      Bildquelle: MSCI

      Der MSCI India Index wird von drei Sektoren dominiert: Finanzen, Technologie und dem zyklischen Konsum.

      In der folgenden Tabelle vergleichen wir die Sektorengewichtung mit dem globalen MSCI All Country World Index (ACWI):

      SektorGewichtung MSCI India IndexGewichtung MSCI ACWIÜber-/Untergewichtung gegenüber dem Weltindex
      Finanzen27 %16 %+11 Prozentpunkte
      Technologie13 %22 %-8 Prozentpunkte
      zyklischer Konsum11 %11 %identisch
      Energie11 %5 %+6 Prozentpunkte
      nichtzyklischer Konsum9 %7 %+2 Prozentpunkte
      Grundstoffe8 %4 %+4 Prozentpunkte
      Industrie7 %10 %-3 Prozentpunkte
      Gesundheit5 %12 %-7 Prozentpunkte
      Versorger4 %3 %+1 Prozentpunkt
      Kommunikation3 %7 %-4 Prozentpunkte
      Immobilien1 %2 %-1 Prozentpunkt

      Die Sektoren Finanzen, Energie und Grundstoffe sind gegenüber dem Weltindex stark übergewichtet. Auf der anderen Seite ist der Anteil der Technologie- und Gesundheitsaktien im indischen Aktienmarkt noch sehr gering.

      Insgesamt erscheint uns der MSCI India Index dennoch ausreichend diversifiziert. Irgendwie ist es ja auch logisch, dass in der jetzigen Phase des wirtschaftlichen Aufstiegs die Nachfrage nach Krediten, Erdölprodukten und Baumaterialien besonders hoch ausfällt.

      Und angesichts des bisher kaum ausgebauten Gesundheitssystems und der jungen Bevölkerung wird der Anteil der Gesundheitsdienstleistungen am BIP erst in einigen Jahrzehnten auf das Niveau der Industrienationen steigen.

      Auf der anderen Seite sind gerade Finanz-, Energie und Grundstoffunternehmen besonders korruptionsgefährdet. Vor diesem Hintergrund werfen wir als Nächstes einen Blick auf die historische Performance und prüfen, ob vom Wachstum des Landes überhaupt etwas in den Taschen der Aktionäre angekommen ist.

      Historische Performance des MSCI India Index

      Historische Rendite des indischen Aktienmarktes
      Bildquelle: MSCI

      Dieser Chart überrascht uns positiv. In den letzten 15 Jahren hat der MSCI India Index sowohl den allgemeinen Schwellenländerindex, als auch den globalen All Country World Index outperformt.

      Umgerechnet auf die jährliche Rendite ergeben sich für den 15-jährigen Zeitraum von 2008-2023 folgende Werte:

      IndexMSCI IndiaMSCI All Country World
      Rendite pro Jahr (CAGR) vor Kosten11,20 %10,40 %
      Angenommene jährliche Kosten0,65 %0,20 %
      Rendite pro Jahr (CAGR) nach Kosten10,55 %10,20 %

      Selbst unter Berücksichtigung der erhöhten Kosten des iShares MSCI India ETFs verbleibt noch eine, wenn auch minimale, Überrendite.

      Anleger sollten nicht vergessen: Die vergangene Wertentwicklung ist keine Garantie für künftige Renditen. Dennoch ist die positive Entwicklung des indischen Aktienmarktes in den letzten 15 Jahren ein Indikator dafür, dass die Investitionsbedingungen in Indien gar nicht so schlecht sind.

      Abschließend vergleichen wir noch die derzeitige Bewertung des MSCI India mit der Bewertung des globalen Aktienmarktes (MSCI ACWI):

      IndexMSCI IndiaMSCI All Country World
      Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV, Forward P/E)19,4 15,0
      Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)3,52,6
      Dividendenrendite1,3 %2,2 %
      Quelle: MSCI, Stand der Berechnungen: 31. Oktober 2023

      Verglichen mit dem Welt-Index erscheint die Bewertung des indischen Aktienmarktes teuer. Allerdings bieten sich den Unternehmen des asiatischen Landes auch besonders gute Wachstumschancen, wodurch es den Gesellschaften gelingen kann, innerhalb weniger Jahre in die Bewertung hineinzuwachsen.

      Fazit: Insgesamt erscheinen die Investitionsbedingungen des Schwellenlandes gut genug, um eine Beteiligung einzugehen. Wer den Anteil indischer Aktien am Gesamtdepot gezielt erhöhen möchte, kann sich bspw. den iShares MSCI India ETF (WKN A2AFCY) ins Depot legen.

      Die Vorteile:

      • Einfache Möglichkeit der Erhöhung des Indien-Exposures am Gesamtvermögen
      • Kaum Zeitaufwand
      • Abdeckung von 85 % der Marktkapitalisierung aller indischen Unternehmen
      • Auch mit geringen Beträgen umsetzbar

      Die Nachteile:

      • Erhöhte Kosten von 0,65 % p.a. gegenüber dem Welt-ETF, der eine Kostenquote von nur 0,20 % p.a. aufweist
      • Es gibt noch keine ausschüttende ETFs
      • Hoher Anteil von korruptionsgefährdeten Sektoren wie Finanzen, Energie und Grundstoffe – das könnte die künftige Rendite mindern

      Also doch lieber auf Einzeltitel setzen? Weiter geht’s mit dem dritten Weg, sich am wirtschaftlichen Aufschwung Indiens zu beteiligen.

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        Möglichkeit 3: Indische Einzelaktien

        Beginnen mit dem Pro und Contra:

        Vorteile:

        • Anleger können sich die vielversprechendsten Unternehmen aussuchen
        • Möglichkeit der Umgehungen von Investitionen in besonders korruptionsgefährdeten Sektoren
        • Keinerlei laufende Gebühren

        Nachteile:

        • Stark eingeschränkte Aktienauswahl aufgrund der fehlenden Handelbarkeit vieler Titel
        • Hoher Zeitaufwand, um sich zu informieren

        Indische Aktien können derzeit nur von indischen Staatsbürgern oder von Personen mit indischem Ursprung erworben werden. Einzelne, besonders große Gesellschaften haben allerdings Banken beauftragt, ein ADR aufzulegen. In diesem Fall ist der Handel für deutsche Privatanleger möglich.

        Wer zum ersten Mal etwas vom Begriff ADR hört, dem hilft folgende Definition der Deutschen Börse: „American Depositary Receipts (ADRs) sind von US-amerikanischen Banken ausgegebene Hinterlegungsscheine, für die Originalaktien verwahrt werden. Sie verbriefen das Eigentum an Aktien (…). ADRs werden in den USA ausgegeben und an Börsen weltweit stellvertretend für die Originalaktie gehandelt. In der Regel sind ADRs mit einem Anspruch auf die Dividende, aber nicht mit einem Stimmrecht verbunden. Im Einzelnen kann die Ausgestaltung aber variieren.“

        In allen anderen Fällen müssen Anleger warten, bis der Handel indischer Aktien eines Tages auch für Personen aus anderen Ländern freigegeben wird. Irgendwann wird die Öffnung wohl kommen, denn durch einen solchen Schritt würde zusätzliches Geld in die indische Wirtschaft fließen, was den Aufschwung des Landes beschleunigt.

        Nun aber zurück zu den indischen Aktien: Wir sind die Wikipedia Liste aller in Mumbai gehandelten indischen Aktien von A-Z durchgegangen und haben dabei die Unternehmen ausgewählt, die auf den ersten Blick interessant erscheinen (besonders große Marktkapitalisierung, bekannte Marken, Unternehmens des nichtzyklischen Konsumsektors, börsennotierte indische Tochtergesellschaften von globalen Blue Chip Unternehmen).

        Denn mal ehrlich: Kein deutscher Investor ist in der Lage, die Bilanz einer indischen Bank zu bewerten. Herausgekommen sind folgende Werte:

        Unsere Watchlist indischer Aktien

        Watchlist interessanter indischer Aktien
        Bildquelle: Google Finance

        Kaum war die Watchlist fertig, haben wir uns auf die Suche nach ADRs gemacht. Und sind nur in einem einzigen Fall fündig geworden: Bei Mahindra & Mahindra (WKN 899481). Tja, so kann es bei der Recherche eben auch laufen. Doch es gibt einen Ausweg, den wir euch gleich unter „Möglichkeit 4“ (Blue Chip Aktien etablierter Industrienationen mit großem Indien-Geschäft) vorstellen.

        Davor aber noch ein paar Sätze zu den von uns ausgewählten Unternehmen. Interessant ist, dass es so viele börsennotierte Tochtergesellschaften von globalen Großkonzernen gibt. Den genauen Grund dafür konnten wir bisher nicht ausfindig machen. Wir vermuten, dass amerikanische und europäische Unternehmen einige Zeit lang nur dann in Indien tätig werden durften, wenn sie eine eigene Kapitalgesellschaft für das Indien-Geschäft gegründet haben.

        Dabei sind genau diese Gesellschaften besonders interessant, da es sich hierbei um Unternehmen mit außergewöhnlich starken Marken und führenden Technologien handelt. Dazu kommt, dass die Wahrscheinlichkeit von Bilanzskandalen aufgrund der hohen Standards der Blue Chip Konzerne sehr gering ist. Allerdings spiegeln sich diese Vorteile auch in besonders hohen Bewertungen/KGVs wider.

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        Eine hervorragende Informationsquelle zu indischen Aktien: Moneycontrol.com

        Durch die Empfehlung eines indischen Freundes sind wir auf eine top Informationsquelle für indische Aktien gestoßen: Die Website Moneycontrol.com.

        Am Beispiel der indischen Siemens-Tochtergesellschaft stellen wir euch kurz vor, was ihr dort alles finden könnt.

        Indische Aktien kaufen: Die Website Moneycontrol.com ist eine hervorragende Informationsquelle
        Bildquelle: Moneycontrol.com

        Zu jeder Aktie gibt es eine Übersichtsseite mit Fundamentaldaten. Durch Klick auf den Link „TTM PE/See historical trend“ öffnet sich eine Grafik, auf der die Entwicklung des KGVs in den letzten Jahren abgebildet ist.

        Siemens Ltd. – Entwicklung des KGVs

        Entwicklung des KGVs der Siemens Ltd Aktie im zeitlichen Verlauf
        Bildquelle: Moneycontrol.com

        Das KGV der Siemens-Tochter liegt im November 2023 bei einem unvorstellbaren Wert von 60. Zehn Jahre zuvor wurde das Unternehmen noch mit dem 17-fachen Gewinn bewertet. Machen wir uns den Spaß und schauen, wie sich der Aktienkurs von Siemens Ltd. in den letzten zehn Jahren entwickelt hat.

        Langfristige Kursentwicklung der Siemens Ltd Aktie

        Indische Aktien kaufen: Langfristige Kursentwicklung der Siemens Ltd Gesellschaft
        Bildquelle: Google Finance

        Wer vor zehn Jahren eingestiegen ist, konnte eine Rendite von 530 % einfahren (allerdings in lokaler Währung). Das entspricht einer jährlichen Kurssteigerung von mehr als 20 %. Selbst nach Abzug der Abwertung der indischen Rupie verbleibt eine Rendite von 17 % pro Jahr (in EUR gemessen).

        Anhand dieses Beispiels wird das außerordentlich große Potential indischer Aktien spürbar, sofern man sie zu einer angemessen Bewertung erwirbt. Denn: Wer heute einsteigt, wird aller Voraussicht nach eine deutlich geringere Performance erzielen, da das KGV aktuell sehr hoch ist. Auf der anderen Seite trauen die Analysten der Siemens-Tochter in den kommenden Jahren ein jährliches Umsatzwachstum von fast 20 % zu.

        Aus der eben abgebildeten Watchlist haben sich vier Unternehmen herauskristallisiert, denen wir in Zukunft besonders viel zutrauen. Diese stellen wir euch nun vor.

        Top 4 indische Aktien mit Potential

        Logo der Mahindra & Mahindra Aktie

        1. Mahindra & Mahindra Aktie

        Geschäftsmodell: Mahindra & Mahindra stellt SUVs und Traktoren her. Der Konzern ist in beiden Geschäftsbereichen der klare Marktführer. Der Marktanteil bei den SUVs erreicht einen Wert von 17%, im Traktorengeschäft sogar 43 %.

        Mahindra & Mahindra Aktie: Das Unternehmen stellt SUVs und Traktoren her
        Bildquelle: Investorenpräsentation, Mahindra & Mahindra

        Kein anderes Unternehmen der Welt stellt mehr Traktoren her als Mahindra & Mahindra. Die Gesellschaft ist zudem schon seit 40 Jahren der Marktführer, was für ein stabiles Branchenumfeld spricht.

        Das macht die Aktie interessant: Mahindra & Mahindra überzeugt mit einer langen Historie des überdurchschnittlich starken Umsatz- und Gewinnwachstums. Auch der Aktienkurs hat sich in der langfristigen Betrachtung hervorragend entwickelt.

        Kursentwicklung der Mahindra & Mahindra Aktie
        Bildquelle: Investorenpräsentation, Mahindra & Mahindra

        Umso erstaunlicher, dass das Unternehmen bei der Darstellung der historischen Aktionärsrendite ein solches „Chart Crime“ begeht. Vermutlich gibt es nicht einmal eine Handvoll Investoren, die zuerst am Peak im Jahr 2018 verkauft haben und dann zum Tiefstkurs im April 2020 wieder eingestiegen sind.

        Zurück zum Thema: Auch andere Finanzkennzahlen überzeugen. Die EBIT-Marge liegt in den meisten Jahren bei einem Wert von 12 % und die Eigenkapitalrendite beträgt in einem normalen Jahr mehr als 15 %. Dazu kommt, dass die Bilanz mit reichlich Eigenkapital ausgestattet ist.

        Mahindra & Mahindra hat den Jeep Wrangler kopiert
        Bildquelle: Investorenpräsentation, Mahindra & Mahindra

        Nein, auf der oberen Grafik ist nicht der Jeep Wrangler abgebildet. Mahindra & Mahindra hat das Design des Verkaufsschlagers von Jeep frech kopiert und als eigene Entwicklung auf den indischen Markt gebracht. Dort ist das Fahrzeug ein großer Erfolg. Die Preise starten bei 12.000 EUR – das ist ein Bruchteil der Kosten des Originals. Es versteht sich von selbst, dass dieses Auto außerhalb Indiens nicht verkauft werden darf, da sich Jeep das Design schützen lassen hat.

        Aber Mahindra entwickelt sich weiter: In den nächsten Jahren will der Konzern gleich fünf vollelektrische SUVs auf den Markt bringen.

        Mahindra & Mahindra will fünf neue E-Autos auf den Markt bringen
        Bildquelle: Investorenpräsentation, Mahindra & Mahindra

        In kaum einem anderen Land ist das Interesse der Kunden, sich ein E-Auto anzuschaffen, so ausgeprägt wie in Indien: 85 % der Inder ziehen beim nächsten Autokauf ein elektrisches Fahrzeug in Betracht. Bereits in fünf Jahren könnte knapp ein Drittel der Neuzulassungen auf E-Autos entfallen. Da die Neuentwicklungen schick aussehen und zudem sehr preiswert sind, könnte das Unternehmen mit diesen Fahrzeugen zudem verstärkt in das Exportgeschäft einsteigen.

        Ein weiterer Pluspunkt ist, dass sich Mahindra & Mahindra ausschließlich auf SUVs fokussiert. Dort ist viel mehr Geld zu verdienen als im äußerst hart umkämpften indischen Kleinwagenmarkt. Werfen wir abschließend noch den Blick auf einige fundamentale Kennzahlen.

        Marktkapitalisierung (November 2023)18.200 Mio. EUR
        Umsatzwachstum in den letzten 5 Jahren (2018-2023e)13 % p.a.
        Zuwachs des Aktienkurses in den letzten 5 Jahren (ohne Dividenden)14 % p.a.
        EBIT-Marge (2023e)9,8 %
        Eigenkapitalrendite (2023e)21 %
        KGV (2024e)19
        Dividendenrendite (2024e)1,2 %
        Nettoverschuldung/EBITDA (2023e)0,0x
        WKN (ADR)899481

        Fazit: Das Unternehmen strebt ein jährliches Gewinnwachstum von 15-20 % an. Mahindra ist der Marktführer im Bereich von SUVs und Traktoren. Die finanziellen Kennzahlen sind überzeugend und die Bewertung erscheint mit einem KGV von 19 angemessen. Dazu ist das Wertpapier über ein ADR-Konstrukt handelbar.

        Logo der ITC Aktie

        2. ITC Aktie

        Geschäftsmodell: ITC ist der führende Zigarettenhersteller Indiens. Der Marktanteil liegt oberhalb der 70 % Marke. Der Konzern ist noch in zahlreichen weiteren Industrien tätig:

        • Betrieb von mehr als 100 5-Sterne-Hotels der obersten Preis- und Qualitätsklasse
        • Hygieneprodukte
        • medizinische Produkte wie Wundsprays und Pflaster
        • abgepackte Lebensmittel, z. B. Fertignudeln
        • Süßigkeiten (Schokolade, Pralinen…)
        • Fruchtsäfte
        • Dürfte & Deos
        • Haushaltsreiniger
        • Papierfabriken
        • und vieles mehr
        ITC Aktie: Breites Produktangebot
        Bildquelle: Investor Day 2021, ITC

        Beispiel Fertignudeln: Innerhalb weniger Jahre ist ITC zur Nr. 2 Marke aufgestiegen. In einigen Regionen Hindustans hat ITC den Marktführer Nestlé bereits abgelöst.

        ITC ist sehr erfolgreich im Aufbau von Konsumgütermarken
        Bildquelle: Investor Day 2021, ITC

        Doch trotz der (wirklich beachtlichen) Fortschritte beim Aufbau eines breit diversifizierten, nichtzyklischen Konsumgütermarkengeschäfts verdient ITC nach wie vor mehr als 75 % des Gewinns mit dem Verkauf von Zigaretten. Das lässt sich recht einfach merken: ITC erreicht im Zigarettengeschäft 3x die 70:

        • ca. 70 % Marktanteil
        • knapp 70 % EBIT-Marge
        • etwas mehr als 70 % Anteil am Konzerngewinn

        Das macht die Aktie interessant: Uns sind sofort die Überschneidungen mit der historischen Entwicklung der Altria Aktie aufgefallen. Obwohl sich der Kurs der Altria Aktie in den letzten Jahren enttäuschend entwickelt hat, ist die langfristige Performance (auf Sicht von 30 Jahren) immer noch erstklassig. Wer vor 30 Jahren 10.000 USD in Altria Aktien investiert hat, kann sich nun an einer Positionsgröße von mehr als 4.400.000 Mio. USD erfreuen.

        Trotz der zuletzt enttäuschenden Entwicklung haben Investoren mit der Altria Aktie langfristig viel Geld verdient
        Bildquelle: Charlie Bilello, Twitter.com

        Grundsätzlich bringt ITC ein ähnliches Potential mit. Der indische Tabakkonzern ist wie Altria der Marktführer im heimischen Zigarettengeschäft, baut sich ein Portfolio aus zahlreichen anderen Konsumgütermarken auf und steht erst am Anfang der wirtschaftlichen Blütephase.

        Dazu müssen Investoren wissen, dass in Indien nur 8 % des Tabakkonsums in Form von legalen Zigaretten versteuert werden. Der Rest ergibt sich aus illegal hergestellten Zigaretten und zigarettenähnlichen Produkten (sogenannten Bidis) sowie Tabakprodukten, die im Mundraum konsumiert werden.

        In Indien wird nur ein sehr geringer Teil des Tabakkonsums versteuert
        Bildquelle: Investor Day 2021, ITC

        Beim Blick auf den Tabakkonsum je Einwohner (in Gramm/Jahr) erreicht Indien etwa die Hälfte des chinesischen Niveaus. Da beide Länder nahezu die gleiche Einwohnerzahl haben, sollte der Zigarettenkonsum also etwa halb so hoch ausfallen wie in China.

        Blick auf den indischen Zigarettenmarkt
        Bildquelle: Investor Day 2021, ITC

        Tatsächlich aber werden in Indien pro Jahr nur 89 Zigaretten je Einwohner versteuert (in China sind es mehr als 2.000). Langfristig gesehen dürfte es im Interesse des Staates sein, den Tabakkonsum auf den legalen Pfad zu bringen und sich an der reichhaltig sprudelnden Steuerquelle zu bedienen.

        Allein aus dieser Entwicklung ergibt sich für den indischen Konzern langfristig das Potential einer Verzehnfachung des Verkaufsvolumens. Nun zu den Fundamentaldaten

        Marktkapitalisierung (November 2023)60.000 Mio. EUR
        Umsatzwachstum in den letzten 5 Jahren (2018-2023e)9 % p.a.
        Zuwachs des Aktienkurses in den letzten 5 Jahren (ohne Dividenden)9 % p.a.
        EBIT-Marge (2023e)34 %
        Eigenkapitalrendite (2023e)30 %
        KGV (2024e)26
        Dividendenrendite (2024e)3,4 %
        Nettoverschuldung/EBITDA (2023e)0,0
        Größter Aktionär BAT, 29 %
        WKN (ADR)gibt es nicht

        Fazit: Eines der, wenn nicht sogar das interessanteste Unternehmen des indischen Aktienmarktes. ITC ist der absolute Marktführer, wachstumsstark, hochprofitabel, stark cashgenerierend, vollausschüttend und überzeugt mit einer blitzsauberen Bilanz. Bei diesem Konzern könnte sich in den kommenden Jahrzehnten tatsächlich die Erfolgsstory von Altria wiederholen.

        Leider ist die Aktie für deutsche Privatanleger nicht handelbar. Aber es gibt einen Ausweg: Da British American Tobacco 29 % der ITC Aktien hält, können sich Investoren auf dem indirekten Weg über den Kauf von BAT Aktien beteiligen. Dazu später mehr.

        Logo der Hindustan Unilever Aktie

        3. Hindustan Unilever Aktie

        Geschäftsmodell: Hindustan Unilever ist das größte Konsumgüterunternehmen Indiens. Jeweils ein Drittel des Umsatzes wird mit Lebensmitteln, Haushaltsprodukten und Körperpflegeprodukten erwirtschaftet.

        Hindustan Unilever ist das größte Konsumgüterunternehmen Indiens
        Bildquelle: Capital Marktets Day 2022, Hindustan Unilever

        In neun von zehn indischen Haushalten finden sich Produkte von Hindustan Unilever.

        Das macht die Aktie interessant: In mehr als 85 % der Kategorien, in denen das Unternehmen tätig ist, erreicht es die Nr. 1 Marktposition. Das ist das Resultat einer mehr als 90-jährigen Geschichte des Markenaufbaus.

        Hindustan Unilever erreicht in fast allen Kategorien die führende Marktposition
        Bildquelle: Capital Marktets Day 2022, Hindustan Unilever

        Die finanziellen Kennzahlen haben sich in den letzten 10 Jahren zwar gut, aber (für indische Verhältnisse) nicht herausragend entwickelt.

        Die Performance der Hindustan Unilever Aktie ist beeindruckend
        Bildquelle: Capital Marktets Day 2022, Hindustan Unilever

        Der Umsatz konnte seit 2012 um 9 % pro Jahr gesteigert werden (davon 5 % Volumen- und 4 % Preiswachstum), beim Gewinn je Aktie ging es um 12 % p.a. nach oben.

        Marktkapitalisierung (November 2023)65.300 Mio. EUR
        Umsatzwachstum in den letzten 5 Jahren (2018-2023e)10 % p.a.
        Zuwachs des Aktienkurses in den letzten 5 Jahren (ohne Dividenden)8 % p.a.
        EBIT-Marge (2023e)22,2 %
        Eigenkapitalrendite (2023e)21 %
        KGV (2024e)55
        Dividendenrendite (2024e)1,7 %
        Nettoverschuldung/EBITDA (2023e)0,0
        Größter Aktionär Unilever, 62 %
        WKN (ADR)gibt es nicht

        Fazit: Hindustan Unilever ist das mit Abstand größte Konsumgüterunternehmen Indiens. Allerdings konnte die Konsumgütersparte von ITC den Umsatz zuletzt noch schneller steigern. 9 % jährliches Umsatzwachstum klingen zwar gut, doch in Indien ist eigentlich noch mehr möglich. Erst recht in der Zukunft, denn:

        Mit weiter steigenden Löhnen wird die Nachfrage nach abgepackten Lebensmitteln, Haushaltsprodukten und Körperpflegeprodukten sprunghaft ansteigen. Das macht auch folgender Vergleich deutlich: Während die Bevölkerung Thailands bereits mehr als 400 USD pro Kopf und Jahr für Konsumgüterprodukte ausgibt, sind es in Indien erst 46 USD.

        Dem indischen Konsumgüterunternehmen steht also eine goldene Zukunft bevor. Allerdings könnte die derzeit besonders hohe EBIT-Marge von 22,2 % in den nächsten Jahren etwas sinken. Der Hintergrund: Hindustan Unilever muss für die Nutzung der Markenrechte neuerdings 3,45 % des Umsatzes an die britische Muttergesellschaft abführen.

        Davor waren es nur 2,65 % gewesen. In fünf Jahren wird die nächste Verhandlungsrunde starten. Es ist durchaus möglich, dass die sogenannte Royalty-Fee mittelfristig auf einen Wert von bis zu 5 % klettern wird. Denn die britische Firma ist gegenüber der indischen Tochtergesellschaft in der stärkeren Verhandlungsposition und will so viel Geld wie möglich in die Konzernzentrale nach London lenken.

        Trotz dieser Entwicklungen bleibt Hindustan Unilever ein sehr interessantes Unternehmen. Leider ist für deutsche Privatanleger, wie bei ITC, keine Direktbeteiligung möglich. Doch wer mitgedacht hat, dem kommt bestimmt schon eine Idee für eine indirekte Beteiligung…

        Logo der Varun Beverages Aktie

        4. Varun Beverages Aktie

        Geschäftsmodell: Varun Beverages ist ein Getränkeunternehmen, das 39 Fabriken betreibt und dort PepsiCo Getränke für den indischen Markt abfüllt.

        Varun Beverages Limited gcc Indische Aktien kaufen: Einführung für Aktionäre.
        Bildquelle: Investorenpräsentation, Q3/2023, Varun Beverages

        Das macht die Aktie interessant: Der Konzern arbeitet bereits seit mehr als 31 Jahren mit PepsiCo zusammen und hat sich die Abfüll- und Vertriebsrechte für mehr als 90 % des indischen Marktes gesichert. Darüber hinaus ist das Getränkeunternehmen auch noch in Sri Lanke, Nepal und in drei afrikanischen Ländern tätig (Marokko, Sambia und Simbabwe).

        Eine Karte, die den Standort indischer Unternehmen zeigt.
        Bildquelle: Investorenpräsentation, Q3/2023, Varun Beverages

        Während Hindustan Unilever den Umsatz in den letzten fünf Jahren um 10 % pro Jahr steigern konnte, kommt Varun Beverages auf ein nahezu unglaubliches Umsatzwachstum von 26 % pro Jahr. Der operative Gewinn konnte in diesem Zeitraum sogar um 36 % p.a. gesteigert werden. Um das zu verdeutlichen: Bei derartigen Wachstumsraten verdoppelt sich der Gewinn alle zwei bis drei Jahre.

        Marktkapitalisierung (November 2023)15.000 Mio. EUR
        Umsatzwachstum in den letzten 5 Jahren (2018-2023e)26 % p.a.
        Zuwachs des Aktienkurses in den letzten 5 Jahren (ohne Dividenden)55 % p.a.
        EBIT-Marge (2023e)18 %
        Eigenkapitalrendite (2023e)34 %
        KGV (2024e)55
        Dividendenrendite (2024e)0,3 %
        Nettoverschuldung/EBITDA (2023e)1,0
        WKN (ADR)gibt es nicht

        Fazit: Uns fallen keine passenden Worte ein, um die operative Entwicklung von Varun Beverages zu beschreiben. Wer die Aktie vor fünf Jahren gekauft hat, konnte sein Investment nahezu verzehnfachen. Dabei hat das Wachstum erst angefangen. Auch heute noch trinken die Inder hauptsächlich Wasser und Tee. Der Anteil der Softdrinks an der Flüssigkeitsaufnahme ist nach wie vor verschwindend gering. Im IPO-Prospekt von Varun Beverages aus dem Jahr 2016 heißt es dazu:

        The soft drinks market in India is underdeveloped in terms of total per capita consumption of 9.4 litres in 2015, compared to
        the more mature markets such as U.S. and Germany, with per capita consumption of 347.3 litres and 291.9 litres, respectively,
        in such period. It is expected to almost double and reach 18.4 litres in 2020.

        Während in den USA und in Deutschland der Durchschnittsbürger etwa 300 Liter Softdrinks pro Jahr konsumiert, sind es in Indien erst 18 Liter (2020).

        Die Perspektiven sind also weiterhin hervorragend. Angesichts dieser Wachstumsraten ist ein KGV von 55 schon viel nachvollziehbarer als bei der Hindustan Unilever Aktie, die mit dem gleichen Kurs-Gewinn-Verhältnis bewertet wird. Leider gibt es auch von der Varun Beverages Aktie noch kein ADR. Die Abfülllizenz hat sich Varun Beverages bereits bis ins Jahr 2039 gesichert.

        To sum it up: Direktinvestitionen in indische Aktiengesellschaften

        Anhand der eben vorgestellten Unternehmen wird deutlich, welch großes Potential bei einigen indischen Aktien schlummert. Leider ist derzeit (mit Ausnahme der Mahindra & Mahindra Aktie) noch bei keinem der vorgestellten Wertpapiere eine Direktinvestition möglich.

        Allerdings sollten Anleger den Blick auf die Risiken nicht vernachlässigen. Anfang des Jahres verlor der indische Mischkonzern Adani nach der Veröffentlichung von Betrugsvorwürfen innerhalb kurzer Zeit mehr als 100 Mrd. EUR an Börsenwert.

        Daher sollten Investoren folgende Regeln beachten:

        • besonders korruptionsgefährdete Branchen meiden (Zementhersteller, Bauindustrie, Energieunternehmen, Rüstungskonzerne, Finanzinstitute usw.)
        • auf große und etablierte Gesellschaften setzen (besserer Zugang zu Informationen, geringere Betrugswahrscheinlichkeit)
        • den Depotanteil begrenzen
        • ausreichend diversifizieren
        • börsennotierte Tochtergesellschaften von westlichen Großkonzernen bevorzugen

        Wir werden die weitere Entwicklung des indischen Aktienmarktes im Auge behalten. Falls eines Tages der Handel für deutsche Privatanleger möglich ist, werden wir einen Update-Artikel veröffentlichen.

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          Damit sind wir jetzt bei der letzten Möglichkeit angekommen, um vom wirtschaftlichen Aufschwung Indiens zu profitieren.

          Möglichkeit 4: Blue Chip Aktien etablierter Industrienationen mit großem Indien-Geschäft

          Netflix, Spotify und die Premiumhersteller BMW und Mercedes-Benz sind in Indien gut aufgestellt
          Bildquelle: Eigene Aufnahmen

          Links: Netflix hat eine große Zahl von Werbetafeln angemietet, um auf neue Serien aufmerksam zu machen. Mittleres Bild: In einem Geschäftsviertel Mumbais sind zahlreiche Autos von deutschen Premiumherstellern zu sehen. Rechts: Auch Spotify will in Indien kräftig wachsen. Die Bevölkerungsgröße von mehr als 1,4 Mrd. Menschen bietet für Streamingunternehmen ein nahezu unendliches Wachstumspotential.

          Der Kauf von Blue Chip Aktien aus etablierten Industrienationen ist eine der einfachsten Möglichkeiten, um mit dem eigenen Depot vom Aufstieg Indiens profitieren zu können. Doch die Bedeutung des Indien-Geschäfts der globalen Großkonzerne unterscheidet sich stark. Dazu ein Beispiel: Während Mercedes-Benz im ersten Halbjahr 8.500 Fahrzeuge in Indien verkauft hat, waren es beim Konkurrenten Audi nur 3.500 Einheiten.

          Daher ist eine genaue Untersuchung des indischen Umsatzanteils notwendig. Wir haben uns die Mühe gemacht und unzählige Dokumente durchforstet. Herausgekommen ist eine Tabelle, in der wir die Bedeutung des Indien-Geschäfts von einigen Großkonzernen aufzeigen.

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            Umsatzanteil des Indien-Geschäfts von ausgewählten Großkonzernen

            UnternehmenBrancheMarktkapitalisierung (Nov. 2023)Umsatzanteil IndienUmsatzwachstum des Indien-GeschäftsUmsatzwachstum des Indien-Geschäfts auf Konzernebene
            BATTabak56.000 Mio. GBP7,1 %ca. 10 % p.a.0,7 %
            UnileverHaushaltsprodukte109.000 Mio. EUR7,1 %ca. 10 % p.a.0,7 %
            L’OréalKosmetikprodukte227.000 Mio. EUR1,4 %ca. 20 % p.a.0,3 %
            NestléLebensmittel264.000 Mio. CHF1,5 %ca. 13 % p.a.0,2 %
            Coca-ColaGetränke247.000 Mio. USD1,3 %ca. 25 % p.a.0,3 %
            PepsiCoGetränke232.000 Mio. USD0,3 %ca. 25 % p.a.0,1 %
            Yum! BrandsFast Food36.000 Mio. USD0,7 %ca. 25 % p.a.0,2 %
            McDonald’sFast Food200.000 Mio. USD0,3 %ca. 30 % p.a.0,1 %
            Dom. PizzaFast Food13.000 Mio. USD2,6 %ca. 15 % p.a.0,4 %
            StarbucksKaffee120.000 Mio. USD0,2 %ca. 25 % p.a.0,1 %
            SpotifyStreaming32.000 Mio. USD1,1 % (e)ca. 50 % p.a.0,5 %
            NetflixStreaming204.000 Mio. USD0,7 %ca. 20 % p.a.0,1 %
            AppleSmartphones2.950.000 Mio. USD1,6 %ca. 50 % p.a.0,8 %
            MetaSocial Media860.000 Mio. USD1,9 %ca. 15 % p.a.0,3 %
            AlphabetSuchmaschine1.700.000 Mio. USD0,5 %ca. 20 % p.a.0,1 %
            DaikinKlimaanlagen47.000 Mio. USD4,0 %ca. 25 % p.a.1,0 %
            SiemensIndustrialisierung117.000 Mio. EUR1,9 %ca. 20 % p.a.0,4 %
            LindeIndustriegase198.000 Mio. USD0,8 %ca. 20 % p.a.0,2 %
            KubotaTraktoren15.500 Mio. EUR3,0 %ca. 10 % p.a.0,3 %
            AirbusLuftverkehr104.000 Mio. EUR6 % (e)ca. 10 % p.a.0,6 %
            HyundaiAutos29.000 Mio. EUR5,1 %ca. 15 % p.a. 0,7 %
            Mercedes-BenzAutos61.000 Mio. EUR0,6 %ca. 15 % p.a.0,1 %
            BMW Autos60.000 Mio. EUR0,5 %ca. 15 % p.a.0,1 %
            PorscheAutos82.000 Mio. EUR0,3 %ca. 15 % p.a.0,0 %
            Bitte bedenkt, dass es teilweise sehr schwierig ist, überhaupt an Daten zu kommen. Daher mussten wir teilweise auf etwas veraltete Quellen zugreifen. In anderen Fällen mussten wir Schätzungen vornehmen. Zur besseren Nachvollziehbarkeit haben wir die Quellen verlinkt. Falls ihr bessere Informationen findet und unsere Annahmen bzw. Berechnungen korrigieren könnt, schreibt gerne einen Kommentar unter diesem Artikel. Dann passen wir die Werte an.

            British American Tobacco Aktie

            • Der Konzern hält ein Aktienpaket von 3.620 Mio. ITC Aktien (29 % Beteiligung).
            • ITC erzielt einen Umsatz von 6.800 Mio. GBP, was 24,4 % des Umsatzes von BAT (28.000 Mio. GBP) entspricht.
            • Bereinigt um die Beteiligungshöhe von 29 % sinkt der Umsatzanteil auf 7,1 %.
            • Bei der Betrachtung des Börsenwertes ergibt sich ein höherer Anteil: Aktuell ist das Aktienpaket an ITC 15.400 Mio. GBP wert, was 27,5 % des Börsenwertes von BAT ausmacht.
            • Wer 1.000 EUR in BAT Aktien investiert, beteiligt sich somit indirekt mit 275 EUR am indischen Marktführer ITC.
            • Die Differenz zwischen Umsatzanteil und Börsenwert ergibt sich aus dem KGV von 26, mit dem ITC bewertet wird. BAT hingegen wird nur mit dem 7-fachen Gewinn bewertet.

            Unilever Aktie

            • Das Unternehmen hält ein Aktienpaket von 1.454 Mio. Aktien der börsennotierten Tochtergesellschaft Hindustan Unilever (62 % Beteiligung).
            • Hindustan Unilever erzielt einen Umsatz von 6.900 Mio. EUR, was 11,4 % des Umsatzes von Unilever (60.000 Mio. EUR) entspricht.
            • Bereinigt um die Beteiligungshöhe von 62 % sinkt der Umsatzanteil auf 7,1 %.
            • Bei der Betrachtung des Börsenwertes ergibt sich ein höherer Anteil: Aktuell ist das Aktienpaket an Hindustan Unilever 40.400 Mio. EUR wert, was 37,1 % des Börsenwerts von Unilever ausmacht.
            • Wer 1.000 EUR in Unilever Aktien investiert, beteiligt sich somit indirekt mit 371 EUR am indischen Konsumgüterunternehmen.
            • Die Differenz zwischen Umsatzanteil und Börsenwert ergibt sich erneut aus den stark auseinander klaffenden KGVs: Während Unilever mit einem KGV von 18 bewertet wird, liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Hindustan Unilever bei 55. Außerdem ist die indische Tochtergesellschaft auch noch profitabler als der Mutterkonzern.

            Die Vorstellung des Indien-Geschäfts der folgenden zehn Unternehmen ist nur für unsere Club Mitglieder einsehbar:

            • L’Oréal
            • Nestlé
            • Coca-Cola
            • PepsiCo
            • Yum! Brands
            • McDonald’s
            • Dominos Pizza
            • Starbucks
            • Spotify
            • Netflix

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            Apple Aktie

            • Apple konnte den Umsatz in Indien im Geschäftsjahr 2023 um 50 % auf einen Wert von 6 Mrd. USD steigern. In den letzten Quartalen zog die Wachstumsrate weiter an.
            • Verglichen mit dem Gesamtumsatz von 383 Mrd. USD liegt der Umsatzanteil des Indien-Geschäfts bei 1,6 %.
            • Beeindruckend sind allerdings die außergewöhnlich hohen Wachstumsraten. Da der kalifornische Konzern verzweifelt nach neuen Expansionsmöglichkeiten sucht und zudem das wichtige China-Geschäft stagniert, kommt der Erfolg in Indien wie gerufen.
            • Durch das Hochfahren der iPhone Produktion in Hindustan spart sich die Gesellschaft zudem neuerdings die hohen Importzölle.
            • Da sich die Mittelschicht in Indien rapide vergrößert und ein iPhone im Vergleich zu einem Auto viel erschwinglicher ist, steigt der Umsatz sprunghaft an. Für das Indien-Geschäft von Apple sind magische Zeiten angebrochen.
            • Die Wachstumsaussichten der nächsten Jahre sind ausgezeichnet, wenngleich die Wachstumsrate ein wenig zurückkommen dürfte.

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            Meta Aktie

            • Der Social Media Konzern erzielt in Indien einen Umsatz von 2,2 Mrd. USD, was einem Anteil von 1,9 % des Gesamtumsatzes entspricht (dieser liegt bei 117 Mrd. USD).
            • Im Finanzjahr 2023 ist der Umsatz des Indien-Geschäfts um 13 % gestiegen.
            • Übrigens ist die chinesische TikTok App in Indien gesperrt, da sich die beiden asiatischen Länder in diversen politischen Auseinandersetzungen befinden.
            • Mittelfristig könnte sich das Wachstum in Indien beschleunigen, denn Meta baut die Brücke zwischen Anbietern und Nachfragern (Konsumenten). Mit zunehmenden Einkommen wird die Bereitschaft der Werbekunden steigen, für die Anzeigenplätze mehr Geld auszugeben.

            Alphabet Aktie

            • Alphabet ist es, verglichen mit anderen Big Tech Aktien, bisher noch nicht gelungen, ein relevantes Indien-Geschäft aufzubauen.
            • Zwar verdoppelte sich der Umsatz binnen vier Jahren, was einer jährlichen Wachstumsrate von knapp 20 % entspricht. Doch der absolute Umsatzanteil des indischen Marktes ist für das Tech Unternehmen immer noch verschwindend gering.
            • Aktuell erwirtschaftete Alphabet in Indien einen Umsatz von 1,3 Mrd. USD, was gerade einmal ein halbes Prozent des Gesamtumsatzes von 282 Mrd. USD entspricht.

            Daikin Aktie

            • Daikin ist der globale und auch indische Marktführer im Bereich der Klimaanlagen.
            • Aktuell beträgt der Umsatz des Indien-Geschäfts 1,1 Mrd. USD, weltweit sind es 27 Mrd. USD. Daraus ergibt sich ein Umsatzanteil des indischen Marktes von 4,0 %.
            • Das Unternehmen plant, den Indien-Umsatz in den kommenden drei Jahren zu verdoppeln. Das entspricht einer Wachstumsrate von ca. 25 % pro Jahr.
            • Der Landeschef lässt sich wie folgt zitieren: „Wir sind jetzt ein Milliarden-Dollar-Unternehmen. Wir sind jetzt Marktführer in jedem Segment, in dem wir tätig sind, sei es bei Klimaanlagen für private Haushalte oder bei Großanlagen. (…) Die Nachfrage nach Klimaanlagen wächst nirgendwo so stark wie in Indien.“
            • Angesichts von Temperaturen, die in weiten Teilen des Landes oftmals die 40 Grad Marke, teilweise auch die 50 Grad Marke überschreiten, steht die Anschaffung einer Klimaanlage ganz oben auf der Wunschliste der indischen Bevölkerung.
            • Das langfristige Potential ist riesig, denn aktuell sind erst in 5 % der indischen Haushalte Kühlgeräte installiert. Und der Klimawandel sorgt für künftig noch heißere Temperaturen, was die Nachfrage immer weiter ankurbelt.
            • Zudem ist es beeindruckend, dass ein ausländisches (japanisches) Unternehmen im hart umkämpften Wettbewerb zum Marktführer aufsteigen konnte.
            • Durch die Premium-Positionierung kann Daikin zudem auskömmliche Margen erlangen. Das macht die Daikin Aktie zu einer sehr interessanten Möglichkeit, um vom Aufstieg der indischen Wirtschaft zu profitieren.

            Siemens Aktie

            • Der Konzern ist dabei, von der ebenfalls börsennotierten Siemens Energy AG einige Aktien der indischen Tochter Siemens Ltd abzukaufen. Im Ergebnis wird Siemens künftig ein Aktienpaket von ca. 267 Mio. Aktien an der börsennotierten indischen Tochter Siemens Ltd (75 % Beteiligung) halten.
            • Siemens Ltd. erzielt einen Umsatz von 2 Mrd. EUR, was 2,5 % des Umsatzes von Siemens (80.000 Mio. EUR) entspricht.
            • Bereinigt um die Beteiligungshöhe von 75 % sinkt der Umsatzanteil auf 1,9 %.
            • Bei der Betrachtung des Börsenwertes ergibt sich ein höherer Anteil: Aktuell ist das Aktienpaket von Siemens Ltd 10.600 Mio. EUR wert, was 9,1 % des Börsenwertes von Siemens ausmacht.
            • Wer 1.000 EUR in Siemens Aktien investiert, beteiligt sich somit indirekt mit 91 EUR an der indischen Tochtergesellschaft.
            • Die Differenz zwischen Umsatzanteil und Börsenwert ergibt sich auch bei Siemens aus den unterschiedlichen KGVs, die der indischen Tochter (57) und dem deutschen Mutterkonzern (15) zugestanden werden.
            • Die Wachstumsaussichten sind ausgesprochen positiv, da Indien kaum genug Gaskraftwerke, Netztechnologien, Lokomotiven und Produkte zur Fabrikautomatisierung bekommen kann.

            Linde Aktie

            • Linde hält ein Aktienpaket von 64 Mio. Aktien der börsennotierten Tochtergesellschaft Linde India Ltd. (75 % Beteiligung).
            • Linde India erzielt einen Umsatz von 370 Mio. USD, was 1,1 % des Umsatzes von Linde (33.300 Mio. USD) entspricht.
            • Bereinigt um die Beteiligungshöhe von 75 % sinkt der Umsatzanteil auf 0,8 %.
            • Bei der Betrachtung des Börsenwertes ergibt sich ein höherer Anteil: Aktuell ist das Aktienpaket von Linde India 4.600 Mio. USD wert, was 2,3 % des Börsenwerts von Linde ausmacht.
            • Wer 1.000 EUR in Linde Aktien investiert, beteiligt sich somit indirekt mit 23 EUR am indischen Hersteller von Industriegasen.
            • Die indische Tochtergesellschaft wächst um ca. 20 % pro Jahr. In den nächsten vier Jahren möchte das Unternehmen mehr als 1 Mrd. USD investieren. Aktuell beträgt der Marktanteil im indischen Industriegasemarkt 3 %, durch die Investitionen sollen es in vier Jahren schon 5 % sein.
            • Der CEO von Linde India verweist in einem Interview auf die stark wachsende Nachfrage aus den Bereichen Lebensmittel und Getränke, Gesundheit, Produktion, der Chemie- und Stahlindustrie sowie den Raffinerien.
            • Eine Faustformel lautet, dass der Markt für Industriegase 1,5-fach so schnell wie die Wirtschaft eines Landes wächst.
            • Allerdings hat sich der Aktienkurs der indischen Tochtergesellschaft in den letzten fünf Jahren verzehnfacht und ist der operativen Entwicklung weit davongeeilt. Mit einem KGV von 113 (2024e) ist die indische Gesellschaft absurd hoch bewertet.

            Kubota Aktie

            • Kubota ist mit einem Anteil von 53,5 % bzw. 59 Mio. Aktien am indischen Traktorhersteller Escorts Kubota beteiligt.
            • Escorts Kubota erzielt einen Umsatz von 1.020 Mio. EUR, was 5,6 % des Umsatzes von Kubota (18.100 Mio. EUR) entspricht.
            • Bereinigt um die Beteiligungshöhe sinkt der Umsatzanteil auf 3,0 %.
            • Bei der Betrachtung des Börsenwertes ergibt sich ein höherer Anteil: Das Aktienpaket ist 2.100 Mio. EUR wert, was 13,5 % der Marktkapitalisierung von Kubota ausmacht.
            • Wer 1.000 EUR in Kubota Aktien investiert, beteiligt sich somit indirekt mit 135 EUR am indischen Traktorenhersteller.
            • Das KGV der indischen Beteiligung liegt bei einem Wert von 34 (2024e), während der japanische Mutterkonzern zum 12-fachen Gewinn gehandelt wird.
            • Kubota Escorts verfolgt große Pläne: Bis 2030 soll der Marktanteil am indischen Traktorenmarkt von 12 % auf 24 % verdoppelt werden. Dafür bringen die Japaner ihre Technologien und Erfahrungen ein. Mittelfristig will Kubota Escorts zudem das Exportgeschäft in andere asiatische Länder sowie nach Afrika und Lateinamerika stark ausbauen. Da das Lohnniveau in Indien sehr niedrig ist, kann Kubota über diesen Produktionsstandort auch in Entwicklungs- und Schwellenländern preiswerte Produkte anbieten und so den weltweiten Marktanteil erhöhen.
            • Damit verfolgt Kubota eine sehr interessante Strategie, die Indien nicht nur als Absatzmarkt versteht, sondern über den Exportansatz auch noch die Erschließung weiterer Länder möglich macht, in denen der japanische Konzern bisher preislich nicht mithalten konnte.

            Airbus Aktie

            • Airbus ist der größte Flugzeughersteller der Welt.
            • Die globale Passagierflugzeugflotte beläuft sich aktuell auf 23.000 Einheiten, wovon 700 (3,0 %) in Indien stationiert sind.
            • Der Marktanteil von Airbus im indischen Flugzeugmarkt beträgt ca. 80 %. Das hat zur Folge, dass verglichen mit Boeing ein ein größeres Angebot an Trainingszentren für neue Piloten sowie mehr ausgebildete Airbus Piloten zur Verfügung stehen. Daher bevorzugen viele indischen Airlines die Flugzeuge von Airbus, denn so kommen sie an ausreichend ausgebildetes Personal. In diesem Jahr hat Airbus bereits zwei absolute Rekordaufträge aus Indien erhalten.
            • Die indische Nachfrage nach Flugzeugen steigt stark an. Das hat folgende Gründe:
              • Erstens steigen die Einkommen, wodurch sich immer mehr Inder Flugreisen leisten können.
              • Zweitens ist das Land mit einer Größe von 3.000 mal 3.000 Kilometern riesig. Auf vielen Strecken ist das Flugzeug das einzige praktikable Verkehrsmittel.
              • Drittens ist die Bevölkerung und damit die Zahl der potentiellen Käufer von Airline-Tickets so groß wie in keinem anderen Land.
            • Obwohl sich aktuell erst 3,0 % der Flugzeugflotte in Indien befinden, hat Airbus in den letzten 18 Monaten mehr als ein Drittel der Neubestellungen aus Indien erhalten.
            • Es wird erwartet, dass sich die weltweite Flugzeugflotte in den nächsten 20 Jahren verdoppelt, zudem müssen einige alte Maschinen durch neue Vögel ersetzt werden.
            • Ein erheblicher Teil des Branchenwachstums wird in Indien stattfinden, wo Airbus der klare Marktführer ist.

            Hyundai Aktie

            • Der südkoreanische Autohersteller Hyundai hat sich in Indien einen Marktanteil von 14 % aufgebaut. Zum Vergleich: Volkswagen und Skoda erreichen jeweils nur 1 %.
            • Hyundai erzielte in Indien im Jahr 2022 einen Umsatz von 5,2 Mrd. EUR, was einem Umsatzanteil von 5,1 % entspricht (Gesamtumsatz 101 Mrd. EUR).
            • Der indische Automarkt ist mit einem Verkaufsvolumen von 4 Mio. Fahrzeugen pro Jahr bereits der drittgrößte der Welt. Es wird erwartet, dass die Verkaufszahlen pro Jahr um 10 % steigen und 2030 schon 7 Mio. Autos pro Jahr verkauft werden.
            • Hyundai ist in Indien aufgrund des Designs, der Verlässlichkeit, des hohen Wiederverkaufswertes und des preiswerten Angebots beliebt. Der Konzern wird bis zum Jahr 2032 fünf vollelektrische neue Fahrzeuge auf den indischen Markt bringen. Auch in anderen Regionen (Europa, USA) gewinnen die Südkoreaner mit der Kombination aus einem erfrischenden Design, einer hohen Qualität und einem vergleichsweise preiswerten Angebot Marktanteile.
            • Die Hyundai Aktie wird mit einem KGV von 3,7 (2023e) und einer Dividendenrendite von über 6 % bewertet.

            Mercedes-Benz, BMW und Porsche Aktie

            • Mercedes-Benz verkaufte im Jahr 2022 in Indien 16.000 Fahrzeuge. Das entspricht einem Anteil von 0,6 % des globalen Absatzvolumens (2.600.000 Einheiten).
            • BMW kommt auf 11.300 Autos (von 2.400.000) und Porsche erreicht ein Verkaufsvolumen von 800 Stück (von 309.000). Das ergibt einen Absatzanteil von 0,5 % für den bayerischen Autohersteller und 0,3 % bei Porsche.
            • 2022 sind die Verkaufszahlen stark gestiegen: Bei Mercedes Benz ging es um 41 % nach oben, BMW steigerte den Absatz um 27 % und Porsche gelang ein Volumenwachstum von 64 %.
            • Ein Hindernis für größere Stückzahlen sind die hohen Importzölle: Autos bis 40.000 USD werden mit 70 % Importzoll versehen, bei noch teureren Fahrzeugen liegt der Aufschlag sogar bei 100 %. Damit setzt Indien den Herstellern einen Anreiz, auf die lokale Herstellung der Autos umzusteigen. Das schafft Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum.
            • Wenn wenigstens die Endmontage in Indien erfolgt, reduziert sich der Importzoll auf 35 %. Mercedes-Benz und BMW haben daher bereits Fertigungsstandorte in Indien errichtet. Darüber hinaus macht sich BMW bereits Gedanken zum Bau einer vollständigen Fabrik.

            Fazit zur Investition in Aktien von globalen Konzernriesen mit bedeutendem Indien-Geschäft

            Die Vorteile dieser Vorgehensweise liegen auf der Hand:

            • Alle genannten Wertpapiere sind einfach zu erwerben, da sie an deutschen Börsenplätzen gehandelt werden.
            • Es gibt eine Vielzahl von Informationen (Geschäftsberichte, Investor Relations Websites, Medienberichte), die das Verständnis erleichtern.
            • Die Wahrscheinlichkeit von Bilanzskandalen ist sehr gering.
            • Neben den Chancen im indischen Absatzmarkt bieten sich diesen Unternehmen auch in zahlreichen anderen Ländern Wachstumsmöglichkeiten.

            Doch die Strategie bringt auch einen Nachteil mit sich:

            • Der Umsatzanteil des indischen Geschäfts beträgt je nach Unternehmen erst 0,3 % bis 7,1 %. Selbst bei einer ausgesprochen erfolgreichen Geschäftsentwicklung in Indien steigt der innere Wert der Gesellschaften aufgrund der Erfolge im bevölkerungsreichsten Land der Welt nur um wenige Prozent pro Jahr. Viel wichtiger ist aber ein anderer Gedanke: Die Unternehmen, die sich schon jetzt ein relevantes Indien-Geschäft aufbauen, werden von den noch viel größeren Wachstumsmöglichkeiten in den nächsten Jahrzehnten besonders gut profitieren können, da sie bereits Erfahrungen sammeln, die Markenbekanntheit aufbauen usw.

            Die rechte Spalte unserer am Beginn dieses Kapitels abgebildeten Tabelle trägt den Namen „Umsatzwachstum des Indien-Geschäfts auf Konzernebene“. Damit ist gemeint, wie stark der Umsatz des jeweiligen Unternehmens wächst, wenn die Geschäfte in allen anderen Ländern nur stagnieren würden. In dieser Spalte haben wir also herausgefiltert, wie viel das Indien-Wachstum zum gesamten Umsatzwachstum des jeweiligen Konzerns beiträgt. Die folgenden sieben Unternehmen profitieren am stärksten von ihrem Indien-Geschäft:

            • Daikin 1,0 % p.a. Wachstum auf Konzernebene durch das Indien-Geschäft
            • Apple 0,8 %
            • BAT 0,7 %
            • Unilever 0,7 %
            • Hyundai 0,7 %
            • Airbus 0,6 %
            • Spotify 0,5 %

            Um das am Beispiel des Weltmarktführers bei Klimaanlagen verständlich zu machen: In unserer Daikin Unternehmensanalyse sind wir zum Ergebnis gekommen, dass wir dem japanischen Unternehmen 8 % jährliches Umsatzwachstum zutrauen. Nach den Recherchen zu diesem Artikel wissen wir, dass sich ein Achtel davon aus den Chancen in Indien ergibt.

            In einigen Jahren werden wir die Werte neu berechnen und die Tabelle aktualisieren. So können wir künftig gut verfolgen, wie erfolgreich die von uns ausgewählten Unternehmen in Indien sind und welche Chancen sich daraus für Aktionäre ergeben.

            Q&A: Eure Fragen, unsere Antworten

            Sollte man in Indien investieren?

            Das hängt von einer Vielzahl an individuellen Überlegungen ab. Wer der Meinung ist, dass sich der wirtschaftliche Aufstieg des Landes fortsetzen wird, kann durch den Kauf von ETFs auf den indischen Aktienmarkt oder den Erwerb von indischen Aktien bzw. globalen Blue Chip Werten mit relevantem Indien-Geschäftsanteil das Exposure gezielt erhöhen.

            Was das Land aus Anlegersicht so spannend macht, ist, dass die weltgrößte Bevölkerung auf einen Wachstumstrend trifft, der noch Jahrzehnte anhalten kann. Für gut positionierte Unternehmen bieten sich daher nahezu unbegrenzte Expansionsmöglichkeiten.

            Allerdings sollten gerade in Indien die Risiken unbedingt genau geprüft werden.

            Wie stark sollten indische Aktien ins Depot beigemischt werden?

            Es gibt verschiedene Ansätze, um den Anteil indischer Aktien im Depot festzulegen (Ziel-Gewichtung). Derzeit beträgt der Indien-Anteil am Welt-BIP 3,3 %. Das ist ein guter Richtwert. Risikoscheue Anleger sollten den Indien-Anteil etwas geringer halten, wohingegen chancenorientierte Investoren auch eine höhere Gewichtung eingehen können, um stärker von den Chancen des wirtschaftlichen Aufstiegs profitieren zu können.

            Wenn sich die indische Wirtschaft weiterhin dynamisch entwickelt, kann der Depotanteil über die Jahre schrittweise hochgefahren werden.

            Indische Aktien kaufen: ETF oder doch über Einzeltitel abdecken?

            Der MSCI India Index hat den globalen Aktienmarkt in den letzten 15 Jahren leicht outperformt. Das deutet darauf hin, dass die Investitionsbedingungen in Hindustan verlässlich genug sind, um sich über einen Indien-ETF zu beteiligen. Der passive Ansatz ist vor allem für die Anleger gut geeignet, die sich nicht näher mit dem Land, seinen Möglichkeiten und indischen Erfolgsstorys beschäftigen möchten.

            Wer hingegen eine Faszination für direkte Unternehmensbeteiligungen verspürt und zudem Freue daran hat, das Wirtschaftsgeschehen zu verfolgen, kann sich auf die Suche nach indischen Einzelaktien machen. Eine bequemere Möglichkeit stellt die Beteiligung an globalen Großkonzernen dar, die sich ein relevantes Indien-Geschäft aufgebaut haben. Deren Ertragskraft wird bei einer positiven Entwicklung des bevölkerungsreichsten Landes ebenfalls steigen.

            Wer bspw. British American Tobacco oder Unilever Aktien in sein Depot kauft, beteiligt sich über diesen „Umweg“ indirekt mit 28 % bzw. 37 % des investierten Betrags an den indischen Tochtergesellschaften der beiden Unternehmen.

            Welche indische Aktien sollten Anleger kaufen?

            Derzeit beträgt das Medianeinkommen der indischen Bevölkerung etwas mehr als 4 USD pro Tag. Damit erreichen die Einkommen langsam ein Niveau, bei dem die Inder mehr Konsumgüterprodukte von Markenherstellern nachfragen: Abgepackte Lebensmittel, Erfrischungsgetränke und Fast Food Gerichte. Ebenfalls stark wachsend sind die Streaminganbieter Spotify und Netflix, schon allein wegen der enormen Bevölkerungsgröße.

            In den nächsten Jahren wird sich die Mittelschicht vergrößern, was zu einer erhöhten Nachfrage nach iPhones, teuren Autos sowie Schönheits- und Luxusprodukten führen dürfte. Die Hersteller von Klimaanlagen und Flugzeugbauer wie Airbus und Boeing bereiten sich ebenfalls schon auf einen erheblichen Nachfrageanstieg vor.

            Gibt es indische Dividendenaristokraten?

            Dazu liegen uns keine Informationen vor. Anleger sollten nicht vergessen, dass der wirtschaftliche Aufstieg des Landes erst begonnen hat. Das Umfeld ist dynamisch, aber auch volatil. Mit zunehmender Wirtschaftsleitung haben sich die Wachstumsraten der Industrieländer immer mehr verstetigt. In Indien steht dieser Prozess noch bevor.

            Wer auf der Suche nach besonders sicheren Dividendenzahlern ist, sollte sich besser in anderen Märkten umschauen. Dafür aber überzeugen die indischen Unternehmens mit hervorragenden Wachstumsaussichten.

            Wird das Wirtschaftswachstum Indiens durch das traditionelle Gesellschaftsbild ausgebremst?

            Sicherlich, allerdings hat jedes Land mit einigen kulturellen Hindernissen zu kämpfen. Die jungen Menschen (gerade die gebildete Stadtbevölkerung) blickt anders auf die Dinge als noch ihre Elterngeneration.

            Was hemmt das Wachstum der Wirtschaft am meisten?

            Zuerst einmal möchten wir darauf verweisen, dass die indische Volkswirtschaft bereits mit ca. 7 % pro Jahr wächst, was zu einer Verdoppelung der Wirtschaftsleistung alle zehn Jahre führt.

            In China ist die Wirtschaft für einige Zeit noch kräftiger gewachsen. In einer Diktatur können Planungen schneller erarbeitet und umgesetzt werden. Die Rechtsform der Demokratie geht mit bürokratischen Prozessen einher, ist dafür aber ein stabileres Konstrukt.

            Indien muss an Themen wie der Eindämmung der Korruption, einer besseren Bildung aller Kinder, dem Ausbau der Infrastruktur sowie einer Minimierung der Umweltverschmutzung arbeiten, um nicht vom Wachstumskurs abzukommen.

            Wie viel vom künftigen Wachstum ist bereits eingepreist?

            Das unterscheidet sich von Aktie zu Aktie. Allgemein gesprochen werden die im MSCI India Index enthaltenen Aktien mit einem durchschnittlichen KGV von 19 (forward P/E) bewertet, während der globale Aktienmarkt zum 15-fachen Gewinn gehandelt wird.

            Dieser Bewertungsaufschlag geht angesichts der hervorragenden Zukunftsaussichten unserer Meinung nach in Ordnung. Einzelne Unternehmen werden jedoch zu absurd hohen Bewertungen gehandelt. So liegt das KGV der indischen Siemens Tochter (Siemens Ltd.) bei einem Wert von 60. Und das wird sogar noch von der Nestlé India Aktie getoppt, die aktuell zum 80-fachen Jahresgewinn gehandelt wird.

            Auf der anderen Seite gibt es auch Wertpapiere wie die Anteilsscheine von Mahindra & Mahindra oder ITC, die trotz guter Aussichten mit dem 19- bzw. 26-fachen Gewinn (2024e) bewertet werden.

            Aufgrund der volatilen Entwicklung des indischen Aktienmarktes ändern sich die Bewertungen aber ohnehin laufend. Anleger sollten vor einem Einstieg die aktuelle Bewertung ins Verhältnis zur Unternehmensqualität und den Wachstumsaussichten setzen und dann individuell entscheiden.

            Wie sicher ist die politische Lage?

            Wer weiß das schon. Da in Indien regelmäßig Wahlen anstehen, ändern sich die Rahmenbedingungen alle paar Jahre.

            Insgesamt haben wir in die Stabilität einer Demokratie mehr Vertrauen als in die Stabilität einer Diktatur (wie bspw. China).

            Stellt sich Indien auf die Seite des Westens gegen China?

            Auch nach unzähligen Stunden der Recherche bin ich kein indischer Politikexperte und werde das auch nie werden.

            Meinem Eindruck zufolge verhält sich Indien bei globalen Themen vergleichsweise neutral und ist primär am Aufstieg der eigenen Nation interessiert. Die westlichen Industriestaaten sind angesichts der fürchterlichen Eskalation Russlands und des Wackelkandidaten Chinas auf der dringenden Suche nach neuen, verlässlichen Handelspartnern.

            Da Indien bis zur Mitte des Jahrhunderts zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen möchte, hat das Land ebenfalls das Interesse einer engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Schmerzhafte und teure Sanktionen (z. B. das Beenden der russischen Ölimporte) kann sich Hindustan allerdings nicht leisten. Das würde den Aufstieg in Gefahr bringen. Außerdem hätte ein solcher Schritt zur Folge, dass es global zu einer beispiellosen Ölknappheit mit extremen Preisaufschlägen kommt.

            Ist Indien wirklich das kommende China?

            Das ist eine Formulierung, die in vielen Medienberichten zu finden ist. Von der Größe der Bevölkerung sind sich die beiden Staaten ähnlich, dann hört es mit den Gemeinsamkeiten aber schon auf.

            China ist eine Diktatur, während in Indien regelmäßig gewählt wird. In der wirtschaftlichen Entwicklung ist China aktuell weit davongeeilt, allerdings wächst die indische Volkswirtschaft viel stärker und holt Jahr für Jahr in kleinen Schritten auf. Auch bei Themen wie der Geburtenrate pro Frau oder dem Durchschnittsalter der Bevölkerung befinden sich beide Länder in einer komplett unterschiedlichen Situation.

            Warum fertigt Apple zunehmend mehr iPhones in Indien statt in China?

            Durch diesen Schritt befreit sich der kalifornische Konzern von der Abhängigkeit Chinas. Die bloße Wahrscheinlichkeit eines militärischen Angriffskriegs auf Taiwan reicht aus, um in den Konzernzentralen Planspiele für den Fall der Fälle auszulösen.

            Zudem erschließt sich Apple mit der Produktion in Indien den perspektivisch größten Absatzmarkt. Für alle Unternehmen gilt: Wer die Produkte für den indischen Absatzmarkt vor Ort herstellt, spart sich die hohen Importzölle. Zuletzt konnte Apple die in Indien verkaufte Zahl der iPhones innerhalb eines Jahres um fast 70 % steigern.

            Fazit und Ausblick

            Das war der umfangreichste Artikel, an dem wir je gearbeitet haben. Abschließend halten wir folgende Punkte als Fazit fest:

            1. Der wirtschaftliche Aufstieg steht erst am Anfang.
            2. Die Aussichten, dass sich das Wachstum fortsetzt, sind sehr gut.
            3. Allerdings wird es selbst bei 7 % jährlichem Wirtschaftswachstum noch mehr als 40 Jahre dauern, bis Indien den aktuellen Lebensstandard Deutschlands erreichen kann
            4. Die Kombination aus der weltgrößten Bevölkerung und dem langen Wachstumspfad führt dazu, dass sich den gut positionierten Unternehmen ein riesiges Potential bietet
            5. Es ist jedoch schwierig, sich als Privatanleger zu positionieren. Entweder kommen Indien-ETFs infrage, oder die Beteiligung an den Wachstumschancen des Landes erfolgt durch den Kauf globaler Großkonzerne, die sich ein relevantes Indien-Geschäft aufgebaut haben
            6. Eventuell öffnet sich der Kapitalmarkt eines Tages auch für ausländische Privatanleger – dann werden wir zur Stelle sein und euch weitere aussichtsreiche indische Aktien vorstellen
            7. Von den vorgestellten indischen Aktien dieses Artikels erscheinen Varun Beverages, ITC, Hindustan Unilever und Mahindra & Mahindra besonders vielversprechend. Am PepsiCo-Abfüller Varun Beverages können sich Anleger derzeit gar nicht beteiligen, bei ITC und Hindustan Unilever besteht die Möglichkeit eines indirekten Einstiegs über den Kauf von British American Tobacco bzw. Unilever Aktien. Von der Mahindra & Mahindra Aktie gibt es sogar ein ADR, das an deutschen Börsen gehandelt wird
            8. Für Daikin, Apple, Hyundai, Airbus und Spotify ist bereits der magische Punkt gekommen, an dem das Wachstum des Indien-Geschäfts einen relevanten Anteil zum gesamten Unternehmenswachstum beiträgt.

            Ich plane, auch in der Zukunft einmal jährlich nach Indien zu reisen und so einen immer besseren Eindruck vom Land und den dort tätigen Unternehmen zu bekommen. Wir werden am Thema dranbleiben und von Zeit zu Zeit weitere Artikel zum indischen Aktienmarkt und aussichtsreichen Unternehmen veröffentlichen.

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              Und jetzt seid ihr an der Reihe:

              • Welche globalen Großkonzerne mit relevantem Indien-Geschäft fehlen noch in unserer Tabelle?
              • Habt ihr Lust auf eine ausführliche Vorstellung der ITC- oder Mahindra & Mahindra Aktie im Rahmen einer vollständigen Unternehmensanalyse?
              • Welche Punkte gibt es an unserem Artikel zu kritisieren bzw. zu ergänzen?

              Schreibt eure Kommentare unter diesen Beitrag, ich werde sie alle lesen. Ich freue mich schon auf den Austausch mit euch.

              Das Taj Mahal in Mumbai ist nachts beleuchtet.
              Bildquelle: Eigene Aufnahme

              Recherchequellen

              Dieser Abschnitt ist für alle, die auf eigene Faust weiter recherchieren möchten. Hier folgt eine Auflistung der wichtigsten Recherchequellen, die wir im Verlauf des Artikels noch nicht verlinkt haben:

              RecherchequelleWas ist dort zu finden?
              OurWorldInDataStatistiken über Indien
              Manager Magazin Ausgabe November 2023: Kann Indien das neue China werden?
              Manager MagazinPrinceton-Professor Ashoka Mody blickt auf die Probleme Indiens 
              Manager MagazinIndien ist die Alternative zu China als Werkbank 
              Manager MagazinPodcast „Wird Indien das neue China“?
              The Intellectual Investor Reisebericht über einen zweiwöchigen Trip nach Indien
              Rödl & PartnerInvestitionsführer Indien
              YouTubeCNBC: Darum setzt Apple auf Indien
              YouTubeCNBC: Darum zieht sich Ford aus Indien zurück
              YouTubeechtgeld.tv bespricht den iShares MSCI India ETF
              Moneycontrol.comWebsite mit zahlreichen Charts, Fundamentaldaten und Artikeln zu indischen Aktien
              SuzukiInvestorenpräsentation: Update zu den Aussichten des indischen Automarkts
              SuzukiInvestorenpräsentation: Update zum Indien-Geschäft
              SuzukiMid-Term Management Plan bis 2026
              Moneycontrol.comVideo zu den aktuellen Verkaufszahlen von Mercedes-Benz, BMW und Audi im indischen Markt
              Business TodayHindustan Unilever muss künftig eine höhere Gebühr für die Markennutzung bezahlen
              Marketscreener.comInformationen zu verschiedenen indischen Aktien (Aktionärsstruktur, Fundamentaldaten, Analystenschätzungen etc.)
              ITCInvestorenpräsentation zum Capital Markets Day 2021
              Hindustan UnileverCEO-Präsentation, Capital Markets Day 2022
              Hindustan UnileverCFO-Präsentation, Capital Markets Day 2022
              Varun BeveragesInvestorenpräsentation, Q3 2023 Zahlen