Nippon Sanso Aktie im Update: Attraktive Bewertung, krisensicheres Geschäftsmodell

Nippon Sanso ist ein führender Hersteller von Industriegasen. In der Branche sind KGVs von ca. 25 üblich. Das japanische Unternehmen ist nicht einmal halb so teuer. Eine Chance für Value Investoren? Alle Neuigkeiten jetzt im Update zur Nippon Sanso Aktie.

Inhaltsverzeichnis

Übersicht zur Nippon Sanso Aktie

Kurs je Aktie17,80 EUR/2.450 JPY
KGV 2023e/24e15,0/14,2
Div.-Rendite 2023e/24e1,4 %/1,5 %
FCF-Rendite 2023e/24e6,8 %/9,7 %
ISINJP3711600001

Geschäftsmodell

Nippon Sanso baut und betreibt Luftzerlegungsanlagen sowie weitere Anlagen zur Herstellung von Industriegasen. Das Unternehmen ist nach Linde, Air Liquide und Air Products & Chemicals der weltweit viertgrößte Anbieter der Branche.

Der Name Industriegase entstand, weil die Gase in unterschiedlichsten industriellen Produktionsprozessen eingesetzt werden. Nach der Nutzung entweichen die Gase wieder in die Luft und vermischen sich. Zudem ist der Ausgangsstoff (die Luft) gratis.

Es wird viel Energie benötigt, um die Luft in ihre Bestandteile zerlegen zu können. Doch diese Energie kann aus Erneuerbaren Quellen bezogen werden. Ein nachhaltiges Geschäftsmodell.

Investitionsthese

Die Gewinnentwicklung in der Branche der Industriegase ist besonders planbar. Das liegt an folgenden Gründen:

  • Die Gase werden in zahlreichen verschiedenen Industrien benötigt, sodass sich die Schwankungen der einzelnen Abnehmer ausgleichen.
  • Viele Abnehmer unterschreiben mehrjährige Lieferverträge, die Mindestabnahmemengen und Preisanpassungsklauseln beinhalten. Kommt es bspw. zu einem Anstieg der Energiepreise, werden die Kostensteigerungen automatisch an die Kunden weitergegeben.

Entwicklung des operativen Gewinns von Nippon Sanso, in Mio. JPY

Entwicklung des operativen Gewinns der Nippon Sanso Aktie.
Bildquelle: TIKR.com.

Aufgrund der besonders stabilen Gewinnentwicklung und des hohen Cashflows haben sich die Aktienkurse aller großen Anbieter in der langfristigen Betrachtung sehr positiv entwickelt.

Allerdings sind die Vorzüge des Geschäftsmodells bekannt, weshalb die branchenüblichen Bewertungen auf ein KGV von etwa 25 gestiegen sind.

Nippon Sanso bildet eine Ausnahme: Das KGV ist nur etwa halb so hoch. Zudem besteht das Potential, die Marge zu steigern.

EBITDA-Marge von Nippon Sanso (NSHD) im Vergleich zu anderen Industriegaseunternehmen

Vergleich der Gewinnmarge verschiedener Industriegasehersteller.
Bildquelle: Medium-term Management Präsentation, Mai 2022, S. 9, Nippon Sanso.

Die drei Konkurrenten Linde, Air Liquide und Air Products & Chemicals (rechte Hälfte der Abbildung; Überschrift „Improve Profitability; Bezeichnung „A“, „B“ und „C“) erreichen eine EBITDA-Marge von 27 % bis 35 %. Nippon Sanso liegt bei einem Wert von nur 20 %. Das Management hat sich vorgenommen, die Profitabilität in den nächsten Jahren zu steigern.

Wichtige KPIs zur operativen Entwicklung

Umsatzwachstum

Wichtig für das Verständnis: Bei Nippon Sanso endet das Geschäftsjahr bereits am 31. März. Daher sind die Jahreszahlen für das Geschäftsjahr 2022 bereits veröffentlicht worden.

Im Geschäftsjahr 2022 konnte Nippon Sanso den Umsatz um 17 % steigern. Im Jahr zuvor war der Umsatz noch um 4 % gesunken. Das Unternehmen profitierte von einer Erholung der wirtschaftlichen Aktivität.

Für das Jahr 2023 rechnet Nippon Sanso mit einem Umsatzrückgang um 1 %. Aus unserer Sicht fällt die Prognose zu vorsichtig aus:

  • Nippon Sanso rechnet damit, dass die hohen Energiepreise schon bald auf ein tieferes Niveau zurückkehren. Das würde den Effekt haben, dass die derzeitigen Energiekostenzuschläge wieder entfallen. Tatsächlich aber sind die Energiepreise seit Veröffentlichung der Prognose weiter gestiegen. Das Verkaufsvolumen möchte das Management im laufenden Geschäftsjahr um rund 2,5 Prozent erhöhen. Rechnet man da noch einen Energiepreisanstieg obendrauf, könnte der Umsatz um 5 % steigen, anstatt um 1 % zu sinken.
  • Zudem geht das Unternehmen von einem vergleichsweise starken Yen aus. Mittlerweile notiert der japanische Yen jedoch ca. 15 % schwächer als in der Unternehmensprognose berücksichtigt. Da mehr als die Hälfte des Gewinns in Europa und den USA erwirtschaftet werden, wird die Abwertung des Yen zu einem Umsatz- und Gewinnsprung von rund 8 Prozentpunkten führen.

Rechnet man beide Faktoren zusammen, könnte der Umsatz im Geschäftsjahr 2023 um ca. 12 % zulegen.

Entwicklung der operativen Gewinnmarge

Im Geschäftsjahr 2022 konnte Nippon Sanso den operativen Gewinn um 14 % erhöhen. Im laufenden Geschäftsjahr soll es gemäß Management-Prognose zu einem weiteren Anstieg um 6 % kommen.

Passt man die Management-Prognose um die eben erläuterten Faktoren der Wechselkursentwicklung und der Abwertung des japanischen Yen an, deutet sich sogar ein Gewinnanstieg von fast 20 % gegenüber dem Vorjahr an.

Bilanz und Capital Allocation

Im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2022 konnte Nippon Sanso die Eigenkapitalquote von 28 % auf 32 % erhöhen. Die Verschuldung wurde zurückgeführt. Zudem gab es eine Dividendensteigerung von 13 % auf 34 japanische Yen je Aktie.

Für das laufende Geschäftsjahr 2023 plant Nippon Sanso mit einer Dividendenerhöhung von 6 % auf 36 japanische Yen je Aktie. Die Ausschüttungsquote liegt weiterhin in einem sehr geringen Bereich von ca. 23 % des Nettogewinns.

Das Unternehmen möchte weiterhin die Verschuldung möglichst zügig zurückfahren und die Eigenkapitalbasis stärken.

Erkenntnisse aus den Zahlen des Jahres 2022 und den Management Calls

Chancen im Geschäft mit Thermoskannen

Rund 6 % des Unternehmensgewinns entfallen auf das Geschäft der Konsumentenmarke „Thermos“.

Thermos stellt langlebige und wiederverwendbare Thermoskannen, Becher und Flaschen her. Das Geschäft ist mit einer operativen Gewinnmarge von 24 % hochprofitabel. In der Zukunft bieten sich Wachstumsmöglichkeiten, weil die Produkte dabei helfen können, Einwegbehälter abzulösen.

Mehrjähriger Management Plan bis zum Jahr 2026 vorgestellt

Nippon Sanso hat im Mai 2022 den nächsten mehrjährigen Geschäftsplan vorgestellt. Dieser sieht für das Geschäftsjahr 2026 folgende Ziele vor:

Umsatz: Der Umsatz soll auf einen Wert von 1.000 Mrd. japanische Yen (JPY) steigen. Zum Vergleich: Im laufenden Geschäftsjahr 2023 wird bereits ein Umsatz von 1.030 Mrd. JPY erwartetet.

Die Umsatzprognose wirkt extrem vorsichtig. Wir haben uns das 70-seitige Unternehmensdokument durchgelesen und gehen davon aus, dass der schwache Umsatzausblick auf drei Gründe zurückzuführen ist:

  • Das Unternehmen rechnet mit rückläufigen Energiepreisen.
  • Weiterhin geht das Management nicht von einer Abwertung des japanischen Yen aus (diese ist jedoch eingetreten).
  • Drittens könnte die Prognose bewusst vorsichtig gewählt sein, um sie leichter übertreffen zu können. Dies könnte auch vor dem Hintergrund einer variablen Management-Vergütung relevant sein. Wer sich tiefe Ziele steckt, kann diese einfacher erreichen und so den Bonus erhalten.

Der operative Gewinn soll bis zum Geschäftsjahr 2026 auf einen Wert von 130 Mrd. JPY zulegen. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2023 wird ein EBIT von 110 Mrd. JPY erwartet. Dies würde einer jährlichen Gewinnsteigerung von rund 7 % entsprechen.

Gleichzeitig hat das Management das Ziel veröffentlicht, die EBITDA-Marge auf einen Wert von mehr als 24 % erhöhen zu wollen. Im letzten Geschäftsjahr lag die Marge noch bei einem Wert von 20 %.

Würde dieses Ziel tatsächlich erreicht werden, ergäbe sich sogar ein EBIT von ca. 178 Mrd. JPY.

Das sehr ambitionierte Margenziel passt nicht mit dem sehr vorsichtigen EBIT-Ziel zusammen.

Je nachdem, welches der beiden Ziele erreicht wird, dürfte bis zum Geschäftsjahr 2026 ein Gewinn je Aktie im Bereich von 200 bis 300 JPY erreicht werden.

Setzt man die in drei Jahren erwartete Ertragskraft ins Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs, ergibt sich eine Bewertung in einer Bandbreite vom 8,2-fachen bis 12,2-fachen KGV.

Das erscheint im Branchenvergleich sehr preiswert.

Capital Allocation: Nippon Sanso hat sich vorgenommen, in den nächsten vier Jahren einen operativen Cashflow von 730 Mrd. JPY zu erwirtschaften. Das entspricht knapp 70 % der aktuellen Marktkapitalisierung.

Bildquelle: Medium-term Management Präsentation, Mai 2022, S. 34, Nippon Sanso.

Davon werden rund 200 Mrd. JPY für bestandserhaltende Kapitalinvestitionen benötigt. Somit verbleibt immer noch ein Cashflow von 530 Mrd. JPY (oder 50 % der Marktkapitalisierung) für:

  • kapazitätserweiternde Investitionen
  • kleinere Übernahmen
  • die Auszahlung der Dividende
  • sowie die weitere Rückführung der Verschuldung

Aus unserer Sicht erscheint die Nippon Sanso Aktie angesichts der sehr verlässlichen Cashgenerierung damit zu günstig bewertet.

Fazit: Check bestanden, Nippon Sanso Aktie erscheint attraktiv bewertet ✅

Nippon Sanso ist das viertgrößte Unternehmen im Bereich der Industriegase. Während die drei größten Player aufgrund ihres krisensicheren und zukunftsfähigen Geschäftsmodells mit einem KGV von ca. 25 bewertet werden, wird die Nippon Sanso Aktie mit einem Bewertungsabschlag von ca. 50 % gehandelt.

Die in unserer Nippon Sanso Aktienanalyse getroffenen Annahmen der künftigen Geschäftsentwicklung scheinen vollständig intakt zu sein:

  • Gewinnwachstum von 4 % pro Jahr
    • Annahme: 2 % Umsatzwachstum, zudem 25 Basispunkte Steigerung der Gewinnmarge
    • Tatsächliche Entwicklung: 2023 soll das Verkaufsvolumen um 2,5 % steigen, zudem strebt das Management eine erhebliche Erhöhung der EBITDA-Marge an
  • Free Cash Flow
    • Annahme: 75 Mrd. JPY pro Jahr
    • Im Jahr 2022 erreicht: 78 Mrd. JPY

Im August 2021 habe ich mir einige Nippon Sanso Aktien in mein Depot gelegt. Seitdem ist der Aktienkurs um etwa 15 % gesunken. Doch das stört mich nicht. Bereits beim Einstieg habe ich damit gerechnet, dass bei dieser Investition viel Geduld erforderlich sein wird. Denn japanische Aktien führen ein Eigenleben.

Es kann jahrelang seitwärts gehen, bevor dann innerhalb weniger Monate eine starke Bewegung geschieht. Aus heutiger Sicht wird es Nippon Sanso auch in den nächsten Jahren gelingen, die Ertragskraft erheblich zu steigern. Aktuell kommt davon noch nicht viel bei den Aktionären an. Die Ausschüttungsquote liegt bei einem Wert von nur 23 % des Gewinns. Mit dem restlichen Gewinn wird die Verschuldung abgebaut.

Doch eines Tages wird die Ertragskraft im Kurs berücksichtigt werden. Die Cashgenerierung ist verlässlich, die Zukunftsaussichten sind gut. Die Branche der Industriegase hat einen Infrastruktur-Charakter.

Das Eigenleben japanischer Aktien trägt zu einer verbesserten Diversifikation im Portfolio bei. Falls es Nippon Sanso bis zum Geschäftsjahr 2026 gelingt, einen Gewinn je Aktie von 250 JPY zu erreichen, dann besteht bei einer Bewertung mit dem 20-fachen KGV bis dahin ein Verdoppelungspotential.

Damit endet unsere Serie der Updates zu allen bisher analysierten Aktien. In den nächsten Wochen wollen wir weitere japanische Aktien vorstellen, die attraktiv bewertet sind und zudem nicht so sehr von der Kursentwicklung westlicher Börsen abhängig sind.

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    Recherchequellen

    Dieser Abschnitt ist für alle, die auf eigene Faust weiter recherchieren möchten. Hier folgt eine Auflistung der wichtigsten Recherchequellen:

    RecherchequelleWas ist dort zu finden?
    AbilitatoNippon Sanso Aktienanalyse
    Aktienfinder.netGrafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung 
    Marketscreener.comAnalystenschätzungen zur künftigen Entwicklung
    TIKR.comGrafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung
    Nippon SansoErgebnisse zum Geschäftsjahr 2022
    Nippon SansoInvestorenpräsentation zum Geschäftsjahr 2022
    Nippon SansoManagement Call zum Geschäftsjahr 2022
    Nippon SansoInvestorenpräsentation zum Medium-Term Management Plan bis 2026
    Nippon SansoUnternehmensmeldung zum Medium-Term Management Plan bis 2026
    Nippon SansoManagement Call zur Vorstellung des Medium-Term Management Plans bis 2026