Porsche Aktie im Vergleich mit Mercedes-Benz und Ferrari

Ist Porsche nur ein Premiumhersteller oder sollte der Sportwagenbauer dem Luxussegment zugeordnet werden? Wie schneidet der Konzern bei relevanten Kennzahlen ab? Außerdem: Ist die Porsche Aktie im Vergleich mit Mercedes-Benz und Ferrari attraktiv bewertet?

Inhaltsverzeichnis

Übersicht Porsche AG Aktie

Datum05. November 2022
Zahl der Aktien911 Mio.
Aktienkurs100,00 EUR 
Marktkapitalisierung91.100 Mio. EUR
Nettofinanzpositionca. 0-5.000 Mio. EUR
Unternehmenswertca. 86.100-91.100 Mio. EUR 
ISINDE000PAG9113

Porsche im Überblick

Der Automarkt befindet sich im Umbruch. Die Karten werden neu gemischt.

Porsche mag bei einigen Personen noch immer ein angestaubtes Image als „CO2-Schleuder“ haben. Doch diese Zeiten neigen sich einem schnellen Ende entgegen.

Das Stuttgarter Unternehmen arbeitet wie kaum ein anderer Hersteller an der schnellen und konsequenten Elektrifizierung der gesamten Modellpalette. Im Jahr 2025 sollen mehr als 50 %, im Jahr 2030 bereits mehr als 80 % der hergestellten Sportwagen mit einem E-Antrieb vom Band rollen.

Der erste vollelektrische Porsche (der Taycan) wird bereits seit 2019 produziert und ist ein riesiger Erfolg. Mit dem Umstieg auf elektrische Fahrzeuge öffnet sich dem Unternehmen eine viel größere Zielgruppe. Das macht sich bereits in den Zahlen bemerkbar: 60 % der Taycan Käufer kaufen ihren ersten Porsche.

Die nächsten vollelektrischen Modelle stehen schon in den Startlöchern. Besonders vielversprechend erscheint der neue Macan, ein mittelgroßer SUV, der dem Tesla Model Y die Rücklichter zeigen dürfte.

Der Sportwagenbauer arbeitet hochprofitabel, das Management sieht große Wachstumschancen und erwartet steigende Margen. Porsche befindet sich in einer hervorragenden Ausgangsposition und hat das Potential, zum wertvollsten Unternehmen Deutschlands aufzusteigen.

Doch obwohl das Management hervorragende Arbeit macht, bleibt der Autobau ein schwieriges und hart umkämpftes Geschäft. In unserer vor wenigen Tagen veröffentlichten Unternehmensanalyse zur Porsche AG sind wir ausführlich auf die Chancen und Risiken des Stuttgarter Sportwagenbauers eingegangen.

Einen Punkt haben wir in der Analyse jedoch bewusst ausgeklammert: Ein Bewertungsvergleich der Porsche Aktie mit den relevanten Wettbewerbern. Das holen wir in diesem Artikel nach.

Dabei gehen wir wie folgt vor:

  1. Auswahl von Kennzahlen
  2. Auswahl von geeigneten Wettbewerbern
  3. Bewertungsvergleich

Die 7 Kennzahlen für den Vergleich der Porsche Aktie

KennzahlBegründung
Zahl der ausgelieferten FahrzeugeIndikator für die Größe eines Herstellers.
durchschnittlicher Preis pro FahrzeugDiese Kennzahl zeigt auf, in welchem Segment das Unternehmen positioniert ist (Massenhersteller, Premiumhersteller, Luxushersteller).
UmsatzIndikator für die Größe eines Herstellers.
operative Marge (EBIT-Marge)Besonders profitable Hersteller erreichen eine höhere Kapitalverzinsung und Cash-Conversion (der Anteil des Gewinns, der als Free Cash Flow für die Aktionäre verbleibt). Zudem ist eine hohe EBIT-Marge ein Anzeichen für eine besonders starke Wettbewerbsposition und Pricing Power.
Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)Eine Bewertungskennzahl, die ausdrückt, für wie wertvoll der Kapitalmarkt den erwirtschafteten Umsatz eines Unternehmens hält.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)Je höher das KGV ausfällt, desto zuversichtlicher ist der Kapitalmarkt bezüglich der künftigen Unternehmensentwicklung. Bei einem hohen KGV sind die Marktteilnehmer der Meinung, dass das jeweilige Unternehmen die Ertragskraft im Zeitverlauf stark erhöhen können wird.
Instagram FollowerIndikator für die Attraktivität einer Marke bei einer eher jüngeren Zielgruppe.

Nachdem wir die Kennzahlen festgelegt und erläutert haben, machen wir uns nun auf die Suche nach börsennotierten Wettbewerbern, die mit Porsche vergleichbar sind. So stellen wir sicher, dass der Vergleich möglichst aussagekräftig wird.

Mit diesen Wettbewerbern führen wir den Bewertungsvergleich durch

✅ BMW

Der Münchener Hersteller hat sich im Premiumsegment positioniert. Insbesondere bei SUV-Fahrzeugen ist BMW mit einem großen Modellangebot gut repräsentiert.

Das ist relevant, weil bei Porsche 57 % der abgesetzten Fahrzeuge dem SUV-Segment zuzuordnen sind.

✅ Mercedes-Benz

Mercedes-Benz verfolgt seit einiger Zeit eine Luxus-Strategie. Bisher wollte die Marke mit dem Stern möglichst viele Fahrzeuge verkaufen. Um den Fahrzeugabsatz zu steigern, wurden preiswerte Modelle wie der Smart sowie die A- und B-Klasse eingeführt.

Doch damit ist nun Schluss. Künftig werden die kleinen und preiswerten Modelle eingestellt, der Einstieg in die Mercedes-Welt erfolgt dann ab der C-Klasse. Im Gegenzug wird das Angebot an besonders teuren und margenstarken Modellen wie der S- und G-Klasse ausgebaut.

Die neue Strategie soll Mercedes-Benz zunehmend in der Luxusklasse positionieren und zu einem deutlichen Anstieg der operativen Gewinnmarge führen. Beim Erfinder des Automobils gilt nun: Profit über Volumen.

Wenn die Strategie aufgeht, könnte sich der aktuell riesige Bewertungsabschlag zur Porsche Aktie verringern. Das würde zu einem erheblichen Kursanstieg der Mercedes-Benz Aktie führen.

✅ Rivian

Rivian wurde erst vor wenigen Jahren gegründet, das Unternehmen befindet sich noch im Aufbau. In unserer Unternehmensanalyse zur Rivian Aktie sind wir zu dem Fazit gekommen, dass Rivian derzeit noch einer Hochrisikoinvestition gleicht.

Die Amerikaner müssen sich erst einmal durch eine jahrelange Phase großer Verluste (die „Produktionshölle“) hindurch kämpfen. Immerhin: Ford und Amazon haben in den US-amerikanischen Hersteller investiert und mit Mercedes-Benz wurde eine Absichtserklärung zu einer Kooperation unterzeichnet.

Der durchschnittliche Verkaufspreis sowie die Leistung der Fahrzeuge ist den Porsche Sportwagen sehr ähnlich, zudem verkauft Rivian ausschließlich E-Autos. Das amerikanische Start-Up ist von der Positionierung bereits dort angelangt, wo Porsche bis 2030 hin möchte.

✅ Ferrari

Ferrari ist das mit Abstand profitabelste Unternehmen der Branche. Sämtliche Fahrzeuge sind im obersten Bereich der PKW-Luxusklasse positioniert.

Der italienische Autobauer ist die Benchmark, an der sich Porsche messen lassen muss.

Im Wertpapier der Marke mit dem rot-gelben Logo steckt ähnlich viel Performance wie in den Supersportwagen: Seit dem Börsengang vor knapp sieben Jahren hat sich der Kurs der Ferrari Aktie etwa vervierfacht.

❌ Tesla

Im ersten Moment haben wir darüber nachgedacht, Tesla in den Vergleich aufzunehmen. Doch dann haben wir uns ziemlich schnell dagegen entscheiden. Bei einer genaueren Betrachtung gibt es einfach zu viele Unterscheidungspunkte zwischen den Unternehmen.

  • Historie: Porsche verfügt über viele Jahrzehnte an Erfahrung im Bau von Fahrzeugen. Tesla ist erst seit kurzer Zeit im Geschäft.
  • Verlässlichkeit: Die Qualität der Porsche Sportwagen ist hervorragend. Bei dem von Elon Musk geführten Unternehmen sieht die Lage anders aus: Die Zeitschrift „Auto Motor und Sport“ stellt fest, dass Tesla in der TÜV-Statistik eine Mängelquote auf Dacia-Niveau erreicht. So fällt mehr als jedes zehnte Tesla Model S bereits durch die erste (!) Hauptuntersuchung.
  • Service: Porsche bietet eine Vielzahl von Sonderausstattungen und Individualisierungsoptionen. Nahezu jeder Kundenwunsch wird erfüllt. Beim Tesla Model 3 können die Kunden hingegen nur aus fünf Farben, zwei Rädern und zwei Innenraumvarianten wählen. Zudem berichten einige Tesla-Kunden von einer schlechten Erreichbarkeit und langen Wartezeiten der Service-Center.
  • Stückzahlen: Porsche begrenzt die Produktion, sodass die Nachfrage das Fahrzeugangebot übersteigt. Regelmäßig werden die Verkaufspreise der Sportwagen angehoben. Tesla hingegen verfolgt die Strategie, die Produktionskapazität so schnell wie möglich auszubauen. Falls die Nachfrage nicht ausreicht, um die Produktion auszulasten, senkt der kalifornische Hersteller die Preise.

Fazit: Mit einem angestrebten Produktionsziel von bis zu 20 Mio. Autos im Jahr 2030 möchte Tesla über die Jahre zum größten Volumenhersteller der Welt aufsteigen. Das kann nur durch die Einführung von besonders günstigen Fahrzeugen gelingen. Daher sollte die Tesla Aktie eher mit anderen Volumenherstellern wie Toyota, Volkswagen oder GM verglichen werden.

Bewertungsvergleich: Porsche Aktie vs. Mercedes-Benz und Ferrari

Hinweise zur Berechnung der Kennzahlen

  • Berechnungszeitpunkt: 5. November 2022.
  • Die Daten wurden den Geschäftsberichten entnommen.
  • Der durchschnittliche Preis je Auto wurde wie folgt berechnet: Umsatz des Segments Automobile geteilt durch die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge. Aufgrund dieser Berechnungsweise kann es zu Abweichungen gegenüber den veröffentlichten Zahlen von den Herstellern kommen.
  • Weiterhin kommt es zu rundungsbedingten Abweichungen.
  • Rivian: Der durchschnittliche Verkaufspreis des Jahres 2021 ist ohne Aussagekraft. Das Unternehmen hat seine Preise kürzlich erhöht. Der durchschnittliche Verkaufspreis kann noch nicht exakt abgeschätzt werden und könnte sich in einem Bereich von 70.000 bis 100.000 USD einpendeln.

Interpretation der Kennzahlen

  1. Porsche ist ein Luxushersteller
    • Der durchschnittliche Verkaufspreis je Fahrzeug liegt bei mehr als dem doppelten Wert von BMW und Mercedes-Benz.
    • Die Zahl der verkauften Autos liegt nur bei einem Achtel von BMW und Mercedes-Benz.
    • Die operative Marge erreicht fast den doppelten Wert von BMW und Mercedes-Benz.
  2. Ferrari spielt in einer eigenen Liga
    • Verglichen mit Porsche erreicht der Verkaufspreis je Auto mehr als den dreifachen Wert!
    • Jedoch sind die Fahrzeuge so teuer, dass der Absatz nur bei 11.000 Einheiten liegt.
    • Die operative Marge von ca. 25 % ist unerreicht.
  3. Bewertung
    • Die Bewertung von Porsche liegt (anhand des KUVs und KGVs) exakt in der Mitte zwischen den Premiumherstellern und Ferrari.
    • Da die operative Marge ebenfalls in der Mitte liegt, erscheint die Bewertung der Porsche Aktie im Branchenvergleich angemessen.

Sonstige Auffälligkeiten

Obwohl Mercedes-Benz im Vergleich zu Ferrari die zweihundertfache Zahl an Autos ausliefert, werden beide Autobauer an der Börse mit einem nahezu identischen Unternehmenswert gehandelt.

Diese Beobachtung zeigt auf, dass in der Mercedes-Benz Aktie theoretisch ein riesiges Potential schlummert. Das Unternehmen könnte überlegen, die besonders profitable und hochpreisige G-Klasse als eigenes Segment auszuweisen oder gar teilweise an die Börse zu bringen.

Fazit: Die Porsche Aktie erscheint fair bewertet

Porsche ist ein hervorragend geführtes Unternehmen mit einer klar definierten Strategie. Der Konzern hat das Potential, zum wertvollsten Unternehmen Deutschlands aufzusteigen.

Nicht nur bei der Positionierung (durchschnittlicher Fahrzeugpreis und Stückzahlen), auch bei der Bewertung anhand des KUVs und des KGVs liegt die Porsche Aktie exakt in der Mitte zwischen den Premiumherstellern und dem Supersportwagenbauer Ferrari.

Falls es dem Stuttgarter Sportwagenbauer gelingt, mit der zunehmenden Elektrifizierung die Gewinnmarge in Richtung des Ferrari-Niveaus von 25 % zu bewegen, dann würde großes Kurspotential in der Porsche Aktie bestehen.

Die Aktien von BMW und Mercedes-Benz werden mit einem erheblichen Bewertungsabschlag gehandelt. Dieser ist (zumindest in Teilen) gerechtfertigt, weil das Premiumsegment härter umkämpft ist. Der harte Wettbewerb macht das Erzielen von hohen Margen nahezu unmöglich.

Daher möchte Mercedes-Benz zunehmend in das Luxussegment aufsteigen. Falls das gelingt, besteht ebenfalls großes Kurspotential.

Die Kennzahlen von Ferrari sehen derart spitzenmäßig aus, dass wir euch das Unternehmen in den nächsten Monaten im Rahmen einer ausführlichen Unternehmensanalyse vorstellen möchten. Mit einem KGV von über 40 erscheint das Wertpapier in einem Umfeld steigender Zinsen derzeit jedoch sehr hoch bewertet.

Zum Abschluss noch ein wichtiger Hinweis: In diesem Blogbeitrag haben wir einen Blick auf die relative Bewertung verschiedener Autohersteller geworfen. Man könnte sagen, wir haben Äpfel mit Birnen verglichen.

Die relative Bewertung gibt zwar Aufschluss darüber, welche der betrachteten Alternativen am ehesten kaufenswert erscheint. Das reicht jedoch noch nicht aus, denn es könnte der Fall eintreten, dass die gesamte Branche zu teurer bewertet ist.

In einfacheren Worten: Nur weil im Supermarkt Äpfel etwas günstiger als Birnen zu erwerben sind, sagt das noch nichts darüber aus, dass die Äpfel tatsächlich preiswert sind. Es kann auch der Fall vorliegen, das Äpfel teuer und Birnen noch teurer angeboten werden.

Daher sollten Bewertungen am Aktienmarkt niemals nur im Verhältnis zu den Konkurrenten, sondern stets auch im Verhältnis zur künftigen Cashgenerierung des untersuchten Unternehmens betrachtet werden.

Weitere Gedanken zur Bewertung haben wir in unserer ausführlichen Unternehmensanalyse zur Porsche Aktie niedergeschrieben.

Wie bei allen von uns vorgestellten Aktien verfolgen wir die weitere Unternehmens- und Kursentwicklung und werden künftig etwa alle drei Monate ein kurzes Update zur Porsche Aktie auf dem Abilitato Blog veröffentlichen. Melde dich am besten direkt für unseren Newsletter an, um diese Updates nicht mehr zu verpassen.

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    AbilitatoRivian Unternehmensanalyse
    Aktienfinder.netGrafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung 
    Marketscreener.comAnalystenschätzungen zur künftigen Entwicklung
    TIKR.comGrafiken und Kennzahlen zur fundamentalen Entwicklung
    BMW Geschäftsbericht 2021
    Mercedes-BenzGeschäftsbericht 2021
    PorscheKonzernabschluss 2021
    RivianGeschäftsbericht 2021
    FerrariGeschäftsbericht 2021